Der Badische Hof, wie viele Menschen ihn kannten, ist Geschichte. Herrmann Schmeißer, der den Gasthof mit Gästezimmern 1984 mit seiner Frau Silvia übernommen hatte, hat ihn an eine Projektgemeinschaft verkauft, nachdem das Restaurant bereits seit Oktober aus Alters- und Gesundheitsgründen geschlossen war. Sein Personal ist in anderen Betrieben gut untergebracht, das war ihm wichtig. Nun wird gepackt und geräumt: Das Ehepaar richtet sich in der Nähe seinen Alterswohnsitz ein.
Positive Bilanz von 38 Jahren
Der 70-jährige Herrmann Schmeißer blickt zufrieden auf die vergangenen 38 Jahre zurück. „Ich möchte mit meiner Frau Danke sagen für die schönen, tollen Jahre und die lieben, tollen Gäste, die alle zu unserem Erfolg beigetragen haben.“ Er habe sich über die ganze Zeit auch mit den Kollegen der Gastronomie gut verstanden und mit seinen Angestellten ein gutes Verhältnis gehabt.
Gemeinschaft erwirbt Gebäude
Achim Niess, Finanzkanzlei am See, Anatoli Moor, Moor Appartements, und Mathias Tonigold, See-Projekt-Management, waren drei der Kaufinteressenten. Achim Niess berichtet: „Wir haben den Badischen Hof unabhängig voneinander angeschaut und geprüft und anschließend zueinander gefunden. Deshalb haben wir eine Projektgemeinschaft gegründet und den Badischen Hof gemeinsam gekauft.“

Er betont, der Badische Hof sei eine historische Begegnungsstätte in Stockach und müsse erhalten bleiben. „Den Hindelwanger Adler haben wir unter diesem Gedanken auch gekauft. Hier wollen wir ähnlich vorgehen, das Bestandshaus entwickeln und aufteilen und die Gastronomie erhalten. Die Stadt Stockach ist dabei immer sehr froh, wenn regionale Gastronomiebetriebe erhalten bleiben“, so Niess.
Pächter gesucht
Mathias Tonigold ergänzt: „Wir suchen einen guten, zuverlässigen Pächter. Hier ist weiterhin deutsche Gastronomie gewünscht. Herrmann Schmeißer hat seine Gäste jahrzehntelang traditionell und gut versorgt. Wir wollen oben die Zimmer modernisieren und zeitgemäß gestalten. Dafür müssen wir zunächst alles mit dem Architekten baurechtlich prüfen.“ Vielleicht werde auch eine Photovoltaik-Anlage installiert. Für eine Förderung brauche man aber eine Energieberatung. Auch der Brandschutz sei ein Thema. Eventuell solle Wohnraum geschaffen werden. Und man müsse überlegen, wie es mit Stellplätzen aussehe.

Achim Niess fügt hinzu, einigen anderen Interessenten habe ein schlüssiges Konzept gefehlt, um das Projekt komplett wirtschaftlich zu entwickeln. Er sagt: „Für uns wird es trotz Gastronomie wirtschaftlich sein. Wir wollen das in der Stockacher Oberstadt anpacken.“ Der Dank gehe an Familie Schmeißer, der sie viel Gesundheit für die Zukunft wünschten.
Herrmann Schmeißer spürt bei dem Thema dann doch ein wenig Wehmut. Viele Rentner seien regelmäßig zum Mittagessen gekommen. „Solche Angebote brechen weg“, bedauert er. Ereignisreich war stets die Fasnacht. Er erinnert sich an die fröhlichen Schnurrsamstage, aber besonders an den Mittwoch vor dem Schmotzige Dunschtig. „Das war für mich immer der schönste Abend der ganzen Fasnacht. Er hatte schon familiären Charakter.“ Roland Drews, Reinhold Buhl, Karl Bosch, Günter Merkel, Markus Veser, Hans-Jörg Forster, Udo Krummel, Thomas Wroblewski, Klaus Bach und er musizierten und die Gruppen und Vereine reservierten danach sofort wieder ihren Tisch fürs nächste Jahr.
Am Schmotzige Dunschtig selbst sei es dagegen oft sehr streng gewesen. Mittags habe immer der Beklagte bei ihm gegessen, erzählt er und zeigt stolz das Gästebuch mit vielen Einträgen namhafter Politiker. Der Badische Hof hat außerdem viele Jubiläen erlebt, auch Stammtische gab es regelmäßig.
Herrmann Schmeißer äußert seine Vorstellung zur Zukunft des Gasthofs: „Mein Wunsch war, dass der Badische Hof in gute Hände kommt. Er ist eine Institution und wir geben ihn mit gutem Ruf und Namen ab.“ Bei der Projektgemeinschaft habe er dabei ein gutes Gefühl: „Das sollte passen.“