Die Corona-Pandemie beherrscht derzeit das Leben. Wie groß der Einfluss der Krise auf Stockach ist, war Thema in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses des Stockacher Gemeinderats, der sich unter einigen Hygienevorkehrungen getroffen hat (siehe Kasten). Ein Überblick:

  • Fallzahlen: Ordnungsamtsleiter Peter Fritschi berichtete, dass sich bislang 44 Menschen in Stockach mit dem Coronavirus infiziert haben. 15 von ihnen seien noch in Isolierung. Fünf Personen seien im Krankenhaus behandelt worden. 28 Menschen konnten die Isolierung laut Fritschis Zahlen wieder verlassen, eine Person ist verstorben. Von den 90 Kontaktpersonen, die es gab, sind laut Fritschi noch 37 in Quarantäne. Eine infizierte Person habe es kürzlich in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) Oberstadt gegeben, wo das Landratsamt Geflüchtete unterbringt. Das Landratsamt habe die positiv getestete Person, ebenso wie die acht Kontaktpersonen, umgehend verlegt, so Fritschi. Es gebe mittlerweile auch eine Allgemeinverfügung für die GU Oberstadt.
„Wir sind mit mehreren Personen dabei, die Flut von Nachrichten zu bearbeiten.“ Peter Fritschi, Leiter des Ordnungsamtes
„Wir sind mit mehreren Personen dabei, die Flut von Nachrichten zu bearbeiten.“ Peter Fritschi, Leiter des Ordnungsamtes | Bild: Löffler, Ramona

Für beinahe alle Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Infektionsschutzgesetz sei das Ordnungsamt als Ortspolizeibehörde zuständig. Es habe bislang 130 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten gegeben und zahlreiche mündliche und schriftliche Hinweise. Unter den 300 städtischen Beschäftigten habe es zwar mehrere Verdachts- und Quarantänefälle gegeben, sagte Hauptamtsleiter Hubert Walk. Positiv getestet worden sei bislang allerdings noch niemand. Und er beklagte, dass Anweisungen zu politischen Beschlüssen erst Tage später verfügbar seien. Solange könne man den Bürgern kaum Auskunft geben.

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  • Schulen: Beate Clot, geschäftsführende Schulleiterin für Stockach und Rektorin des Schulverbunds Nellenburg, berichtete von den Vorbereitungen für die Rückkehr der ersten Schüler in der nächsten Woche. An ihrer eigenen Schule würden die Klassen gedrittelt, Zehnt- und Neuntklässler getrennt zum Unterricht erscheinen. Da die Zehntklässler Ende Mai ihre schriftlichen Prüfungen schreiben würden, kämen sie nun für drei Tage in die Schule, die Neuntklässler an den beiden anderen Tagen der Woche.
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Durch die vielen Türen könne man die Schüler gruppenweise mit viel Abstand ins Gebäude holen, so Clot. Und sie berichtete, dass noch diese Woche nicht ganz klar gewesen sei, welche Lehrer überhaupt in der Schule erscheinen dürfen. Auf Nachfrage von Wolfgang Reuther (CDU) sagte sie, dass die Einstufung in verschiedene Risikogruppen für Unsicherheit sorge. Mit Material für die Einhaltung der Hygienevorschriften seien die Schulen gut versorgt, so Clot auf Anfrage von Christoph Stetter (CDU). Und am Schulverbund seien Masken genäht worden, die Schüler für vier Euro kaufen können.

„Es geht auch darum, ob man uns in gleicher Weise behandelt.“ Rainer Stolz, Bürgermeister
„Es geht auch darum, ob man uns in gleicher Weise behandelt.“ Rainer Stolz, Bürgermeister | Bild: Arndt, Isabelle
  • Finanzen: Bernhard Keßler, Leiter des Rechnungsamts, hat zwei Szenarien entwickelt, die auf den Erfahrungen der Finanz- und Staatsschuldenkrise 2008 und 2009 beruhen. Im schlechteren davon kommt er auf einen Rückgang um 3,6 Millionen Euro im Erfolgsplan des Haushalts und auf 6 Millionen Euro, die bei der Liquidität fehlen würden. Allerdings habe man das Aufkommen der Gewerbesteuer sehr niedrig angesetzt. Der Wert liege daher derzeit noch über dem Ansatz, doch es sei noch einiges offen. Bürgermeister Rainer Stolz betonte, dass es noch keine Haushaltssperre gebe. Allerdings beobachte man die Ausgaben sehr genau: „Das wird unsere Handlungsmöglichkeiten mittelfristig einschränken.“ Auch das Krankenhaus ist betroffen, es musste Kapazitäten freihalten und geplante Eingriffe aufschieben. In der Vorbereitungszeit sei laut Stolz ein Verlust von etwa 16 000 Euro angefallen – pro Tag.
Die öffentlichen Einrichtungen öffnen schrittweise. Im Kulturzentrum Altes Forstamt muss das Museum allerdings noch zu bleiben.
Die öffentlichen Einrichtungen öffnen schrittweise. Im Kulturzentrum Altes Forstamt muss das Museum allerdings noch zu bleiben. | Bild: Freißmann, Stephan
  • Städtische Einrichtungen und Kulturbetrieb: Nächste Woche öffnen die ersten städtischen Einrichtungen wieder. Los geht es im Stockacher Rathaus am Dienstag, 5. Mai, um 9 Uhr. Hauptamtsleiter Walk wies darauf hin, dass Terminvereinbarung weiter erwünscht sei – dadurch würde sich der Aufenthalt der Besucher im Rathaus verkürzen. Die Ortschaftsverwaltungen in Wahlwies und Zizenhausen laufen zunächst im Notbetrieb weiter – Termine sind nach Vereinbarung möglich. Sprechstunden der Ortsvorsteher können wie derzeit stattfinden, so Walk auf Nachfrage von Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler), der auch Ortsvorsteher von Hindelwangen ist.
„Das einzig Gute an der Krise ist: Es wird einem nicht langweilig.“ Jürgen Kragler, CDU-Stadtrat
„Das einzig Gute an der Krise ist: Es wird einem nicht langweilig.“ Jürgen Kragler, CDU-Stadtrat | Bild: Lukas Maier

Das Kulturzentrum Altes Forstamt öffnet am Dienstag, 5. Mai, um 10 Uhr. Das Museum müsse aber noch zu bleiben, sagte Walk. Und er gab bekannt, dass die Ausstellung zu 100 Jahre Strom in Stockach um einen Monat verschoben wurde. Der Start war für 15. Juni geplant. In allen Einrichtungen gilt die Maskenpflicht. Für das Freibad im Osterholz stellte Bürgermeister Stolz nach einer Öffnung Beschränkungen beim Zugang in Aussicht.

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  • Notbetreuung: Die Zahl der Kinder, die in Stockacher Kindergärten in die Notbetreuung gehen, wird laut der Statistik von Hubert Walk steigen. Vor dem 27. April meldeten die städtischen, kirchlichen und der Waldorfkindergarten demnach 17 Kinder in Notbetreuung. Danach, als Eltern aus weiteren Berufsgruppen einen Anspruch hatten, waren es schon 57, ab Montag, 4. Mai, sollen weitere 14 dazukommen – mit steigender Tendenz. Vor allem im Ganztagsbereich erwartet Walk einen Anstieg. Von der möglichen Höchstzahl sei man aber noch weit entfernt, in jeder Einrichtung sei die Notbetreuung noch gut beherrschbar. An den städtischen Schulen zählt die Statistik des Hauptamtsleiters zum 29. April 39 Kinder in Notbetreuung. Doch auch dort gebe es weitere Anmeldungen.
Jedes Ausschussmitglied hat einen ganzen Tisch für sich: Bei der ersten Sitzung des Hauptausschusses des Stockacher Gemeinderats nach ...
Jedes Ausschussmitglied hat einen ganzen Tisch für sich: Bei der ersten Sitzung des Hauptausschusses des Stockacher Gemeinderats nach Ausbruch der Corona-Pandemie ging es auch um Sicherheitsabstand. | Bild: Freißmann, Stephan