Seit mehr als einem Monat bleiben die Türen der evangelischen Melanchthon-Kirche in Stockach bereits geschlossen. Grund hierfür sind bauliche Probleme im Dachstuhl eines Erweiterungsbaus aus den 1960er-Jahren. Inzwischen sind alle erforderlichen Untersuchungen abgeschlossen und Pfarrer Ulf Weber kann einen Einblick in die erforderlichen Maßnahmen für die Sanierung geben. Auch eine erste Kostenschätzung liegt vor. Schon jetzt steht fest: Für die Sanierung wird die Gemeinde auch auf Spenden angewiesen sein.
„Das Problem ist, dass bei der Erweiterung der Kirche in den 60er-Jahren für die Dachsparren kein Massivholz verwendet wurde, sondern Träger, die aus mehreren Teilen verklebt sind. Die Verklebung erweist sich nun als Schwachstelle“, erklärt Weber. Das hat zur Folge, dass der Teil des Dachstuhls, der aus den 1960er-Jahren stammt, in Kürze zurückgebaut werden soll, damit die Dachsparren ausgetauscht werden können.
20 Stützen kommen in das Kirchenschiff
„Das Problem ist, dass die Decke des Kirchenschiffs an den Dachsparren aufgehängt ist. Deshalb muss zunächst von unten eine Stützkonstruktion aufgebaut werden, die die Decke während dem Austausch der Sparren trägt“, erklärt Weber. Unten im Kirchenschiff sind bereits jetzt die Bänke teilweise abgebaut, um Platz für die Stützkonstruktion zu machen, die aus rund 20 Säulen besteht. Dabei müssen vom Boden bis zur Decke mehr als acht Meter Höhenunterschied überwunden werden.

Einen genauen Termin für den Beginn der Arbeiten gibt es noch nicht. Denn in den vergangenen Wochen haben die Falken an der evangelischen Kirche begonnen zu brüten. Aus naturschutzrechtlichen Gründen können die Arbeiten erst beginnen, wenn die jungen Falken das Nest verlassen haben. „Das ist aber kein großes Problem. Wir freuen uns sehr, dass die Falken bei uns an der Kirche brüten und möchten deshalb auch sicherstellen, dass die Tiere auf keinen Fall gestört werden“, sagt Weber.
Kirche soll schon bald wieder nutzbar sein
Er rechne aber ohnehin nicht damit, dass die Baustelle dadurch in großen Verzug gerät. Mit dem Aufbau der Stützkonstruktion könne zudem bereits begonnen werden. Sobald dann die neuen Dachsparren eingebaut sind und die Decke damit wieder von oben gehalten wird, kann die Stützkonstruktion im Inneren der Kirche wieder abgebaut werden. „Dann können wir auch wieder Gottesdienste in der Kirche feiern, auch wenn oben auf dem Dach dann noch gearbeitet wird“, sagt Weber und fügt hinzu: „Ich hoffe, dass wir die Kirche in ungefähr fünf Wochen wieder nutzen können“.
Ganz überraschend kam das Problem übrigens nicht. „Bereits vor einigen Jahren hat man einige der Sparren mit zusätzlichen Holzbrettern verstärkt. Aber jetzt ist es einfach an der Zeit, das Ganze grundlegend zu sanieren“, sagt Weber. Die evangelische Landeskirche stuft die Arbeiten dennoch als Notmaßnahme ein und gewährt der Gemeinde eine Kostenbeteiligung in Höhe von 55 Prozent. Die restlichen 45 Prozent muss die Gemeinde selbst tragen.
„Die erste Kostenschätzung für die Sanierung liegen bei 110.000 Euro“, sagt Weber. Dabei gebe es allerdings noch Fragezeichen, denn das genaue Ausmaß der Maßnahme zeige sich erst, wenn auch die Auflager der Sparren frei liegen und begutachtet werden können. „Wir rechnen damit, dass die Gemeinde am Ende mindestens 50.000 bis 60.000 Euro aus eigenen Mitteln für die Sanierung des Dachstuhls aufbringen muss“, so Weber.
Spendensammlung beginnt
Dafür sei die Gemeinde auch auf Spenden angewiesen. Eine entsprechende Spendenkampagne solle bald schon beginnen. Doch auch jetzt schon nimmt die evangelische Kirchengemeinde Stockach unter der IBAN DE47 6925 0035 0006 1010 59 und dem Verwendungszweck „Dachstuhlsanierung Melanchthon-Kirche Stockach“ Spenden entgegen.
In den kommenden Jahren kommen indes noch weitere Sanierungsmaßnahmen auf die Gemeinde zu, berichtet Weber, denn auch die Aufhängung der Glocken im Kirchturm muss in den kommenden Jahren saniert werden. „In vier Jahren steht außerdem eine größere Sanierung des Gemeindezentrums an“, so Weber.
Immerhin: Ganz ohne Obdach ist die evangelische Gemeinde trotz der aktuellen Sperrung der Gemeinde nicht. Die Gottesdienste finden momentan im Gemeindehaus, der Loreto-Kapelle oder im Stadtgarten statt. Der Kirchengemeinderat bittet darum, sich jeweils aktuell über den Ort auf der Internetseite www.ev-kirche-stockach.de oder im SÜDKURIER zu informieren.