Wo früher zerbrochene Ziegel das Dach bedeckten, glänzt nun das neue Material im Licht der Sonne. Der Unterschied ist bereits jetzt enorm: Rund ein Jahr nach dem Start der Sanierungsmaßnahmen an der historischen Kirche St. Oswald in Mindersdorf ist deutlich zu erkennen, welche Fortschritte das Gebäude gemacht hat. Auch das Ziffernblatt der Kirchturmuhr erstrahlt in neuem Glanz.
Fast 180 Jahre ist die Kirche mittlerweile alt, der dazugehörige quadratische Glockenturm hat sogar noch deutlich mehr Jahre auf dem Buckel, er wurde im 15. Jahrhundert gebaut. Und so sehr die neugotische Kirche mit ihrem reich verzierten Inneren und der mittelalterliche Steinturm auch heute noch beeindrucken, sie sind beide in die Jahre gekommen. Vor einigen Jahrzehnten wurde schon einmal saniert, seit Ostern 2024 wird erneut daran gearbeitet. Denn es gibt einiges zu tun – und auch einige Herausforderungen zu bewältigen.
Was musste saniert werden?
Mit den Arbeiten kennen sich Benjamin Sorg, der in der neuen katholischen Gesamtkirchengemeinde Bodensee-Hegau die Stelle des stellvertretenden Pfarreiökonoms übernimmt, die Architektin Apollonia Thurner vom Architekturbüro Wagner sowie Pfarrer Heinz Vogel aus.
Wie Benjamin Sorg erklärt, mussten unter anderem der Dachstuhl, der Glockenstuhl und die Dachdeckung saniert werden. Dabei wurden etwa Balken ausgetauscht, das Ziffernblatt der Kirchturmuhr erneuert und das komplette Hauptkirchengebäude neu eingedeckt. Die historischen, handbestrichenen Biberschwanzziegel wurden dabei entfernt – denn sie waren zum Teil schon stark beschädigt und dick mit einer Moosschicht bedeckt. Durch das Dach sei teilweise auch schon Feuchtigkeit eingedrungen.

Allerdings mussten nicht alle alten Ziegel entfernt werden. Noch gut erhaltene seien gereinigt worden, so Sorg, mit ihnen wird nun der Chorbereich der Kirche gedeckt. Für eine größere Dachfläche reichten die Ziegel leider nicht mehr, wie Apollonia Thurner erklärt.
Große Photovoltaik-Anlage ist Pflicht
Außerdem wird auf der Kirche eine Anlage angebracht, die nicht von allem gerne auf dem historischen Dach gesehen wird: „Auf der Südseite der Kirche wird eine sehr große Photovoltaik-Anlage installiert“, berichtet Benjamin Sorg. Die Unterkonstruktion ist bereits installiert, bald sollen noch die Panels folgen.
Die Anlage ist laut Sorg politisch gewollt: Das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg verpflichte bei grundlegender Dachsanierung eines Gebäudes zur Installation einer Photovoltaik-Anlage. „Und eine solche Sanierung hatten wir hier“, so Sorg.
Obwohl die Kirchengemeinde Bauherr ist, soll die Solaranlage aber nicht von ihr betrieben werden. Stattdessen habe das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg extra eine GmbH gegründet, der produzierte Strom soll komplett ins Netz eingespeist und nicht vor Ort in der Mindersdorfer Kirche genutzt werden.

Sandstein bricht einfach weg
Während die Arbeiten sich laut Sorg generell „mit leichten Verzögerungen im Bauzeitplan“ befinden, gab es während der Sanierung jedoch so manche Herausforderung. So habe man während der Sanierung festgestellt, dass sich die Sandsteinfenster der Kirche in einem schlechteren Zustand befinden, als ursprünglich angenommen, berichten Sorg und Thurner. „Die sind einfach rausgefallen“, erinnert sich die Architektin. Das liege daran, dass der hiesige Sandstein „total bindemittelarm“ sei. Mit der Zeit sei das Bindemittel ausgewaschen worden und der Stein weggebrochen.
Laut Benjamin Sorg habe das für Mehrkosten von 160.000 Euro gesorgt. Und es gab noch eine weitere Schwierigkeit: Denn im Sommer diene die Kirche als Unterschlupf für braune Langohrfledermäuse. Um sie und ihre Jungen nicht zu stören, hätten die Zimmererarbeiten im Winter stattfinden müssen – dann sind die Fledermäuse im Winterquartier.

Wie lange dauert das noch?
Insgesamt liegen die Kosten für die Bauarbeiten laut Benjamin Sorg mittlerweile bei 1,3 Millionen Euro. Die Gemeinde ist für die Sanierung des Kirchturms zuständig. Als das 2022 im Gemeinderat thematisiert wurde, waren Kosten in Höhe von etwa 250.000 Euro genannt worden.
Wie Benjamin Sorg erklärt, neigen sich die Bauarbeiten so langsam dem Ende entgegen. Neben der Installation der Solaranlage steht nun noch die Sanierung der restlichen Fenster an, diese Arbeiten sollen Ende Mai oder Anfang Juni beginnen. Danach soll noch die Fassade hergerichtet werden. „Und dann ist diese Baumaßnahme beendet“. Sorg rechnet mit einer Fertigstellung in „Richtung Herbst“. Genutzt werden kann die Kirche bis dahin trotzdem.