Ein Statik-Problem über einem Wandbogen, eine zu nachhallende Akustik, alte Toiletten und vieles andere Dinge stehen auf der Liste: Die katholische Kirche St. Oswald braucht Sanierungen und Renovierungen. Die Planungen laufen bereits – 2021 wird die Kirche zur Großbaustelle. So groß, dass im ganzen Innenraum Gerüste stehen werden und kein Gottesdienst möglich sein wird. Denn der Zugang zur Unterkirche werde geschlossen sein, dort werde auch renoviert und sie sei ohnehin zu klein.
Pfarrer Michael Lienhard kann die Gläubigen aber beruhigen: Es wird eine Lösung für die Gottesdienste geben. Mehr könne er momentan aber noch nicht sagen. Eigentlich soll es auch eine Bau-Infoveranstaltung Ende November für Fragen wie diese geben, aber aufgrund der neusten Corona-Regeln sei noch nicht ganz klar, ob sie stattfinden kann.
Der Schaden liegt an der Baugeschichte
Auf eine andere wichtige Frage gibt es aber eine Antwort: „Es ist nicht so, dass die Kirche auseinanderbricht“, sagt Pfarrgemeinderatsmitglied Stephan Kessler. Das Gebäude sei stabil. Er und Architekt Gerhard Lallinger aus Markdorf wissen, dass der Zustand der Wand über dem Bogen zwei Gründe hat: Die Rolle dieser Stelle beim Bau der Kirche 1932/33 und das in den 1970er-Jahren nachträglich angebaute Treppenhaus zur Unterkirche. „In dem Bereich der Risse wurde der Baukran nach Erstellung der Wände aus der Kirche gehoben und das Feld wurde mit einer Betonwand geschlossen“, erklärt Lallinger.
Diese Risse seien schon in den 50er-Jahren auf alten Fotos leicht zu sehen. Beim Treppenhaus-Anbau sei ein Fundament geändert worden. Ein Statiker recherchiere derzeit zu dem Thema und sei auf der Suche nach alten Plänen bei der Firma Züblin, die die Kirche gebaut hat. „Wenn über den Bögen ein ausreichend bewehrter Streifen betoniert wurde, könnte man sich die aufwendige Fixierung der betroffenen Wandteile sparen“, so der Architekt. Anderenfalls müsste die Wand verstärkt werden, fügt Kessler hinzu.
Akustik soll verbessert werden
Die extrem nachhallende Akustik sei auch ein Problem, das bei der Sanierung des Kirchenraums beseitigt werden solle, erklärt Lienhard. Der Nachhall sei momentan größer als in Konzertsälen und es sei mehr als nur eine Anlage notwendig, um das in den Griff zu bekommen, sagt Kessler. Daher sei ein Bauphysiker beauftragt worden.
Und dann wären da auch noch die Schatten an den Wänden, die eigentlich gar keine sind. Das vermeintliche Schattenmuster komme in Wirklichkeit von den baulichen Verstärkungen in den Wände, die sich aufgrund von Temperaturunterschieden absetzen. Lallinger erklärt dazu: „Die Kirche wurde in den 30er-Jahren als Betonskelettkirche errichtet, das heißt, es wurden senkrechte Stützen und horizontale Betonbalken errichtet und diese wurden mit den Steinen der Vorgängerkirche ausgemauert.“

Der Wärmedurchgang der Betonbauteile und ausgemauerten Wandflächen sei unterschiedlich, so dass sich im Winter bei hoher Luftfeuchte im Kirchenraum Tauwasser an den etwas kühleren Wandstellen der Betonbauteile bilde. Diese Bereiche nehmen stärker Staub an und färben sich ein. Man könne somit eins zu eins die Tragkonstruktion der Kirchenwände erkennen. Stephan Kessler sagt im Hinblick auf Vorgaben des Denkmalschutzes, die Heizung und anderes: „Wir werden weiter denken müssen als nur Farbe aufzubringen.“
Viele weitere Sachen müssen gemacht werden
Die Liste geht ohnehin weiter: Die Elektrotechnik der Kirche müsse teilweise erneuert werden, Heizung und Beleuchtung müssten gemacht werden, die Toiletten müssen saniert und die Orgel während allen Bauarbeiten aufwendig geschützt und anschließend gereinigt werden, zählen Kessler und Lienhard auf. Aber die gute Nachricht ist: „Das Bauamt der Erzdiözese steht hinter uns“, sagt Lienhard. Den geplanten Baumaßnahmen sei bereits ein jahrelanger Prozess des Überlegens vorausgegangen.
Und warum gab es nicht längst Sanierungen? Jede Seelsorgeeinheit habe alle 25 Jahre die Möglichkeit, Zuschüsse von der Erzdiözese zu erhalten. 2021 ist es hier wieder soweit. Die Absprachen laufen und die mündliche Zusage ist da. Pfarrer Lienhard wartet nur noch auf die schriftliche Bestätigung.