Frau Katter, der Sommer 2024 brachte einige Extremwetterlagen mit sich. Was kann die Stadt Stockach tun, um sich zukünftig noch besser auf solche Ereignisse vorzubereiten?
Für die Kernstadt und Wahlwies gibt es ein Starkregenrisikomanagement. In Winterspüren laufen die Planungen für den Hochwasserschutz. In Raithaslach hat die Stadt Notwasserwege eingerichtet und im Moment gibt es hier keine größeren Probleme. In Bezug auf den Mühlenbach, der zwischen Eigeltingen und Stockach verläuft, gibt es für das Starkregenrisikomanagement eine Kooperation mit Eigeltingen. Wir bauen gerade auch mehrere Regenüberlaufbecken aus.
Wo es möglich ist, versuchen wir Gewässerrandstreifen zu erwerben. Ziel ist es, die Randstreifen zu renaturieren, damit das Wasser sich im Notfall eher in die Breite verteilen kann, und nicht so stark ansteigt. Auch der Aachpark ist so konzipiert, dass er bei Hochwasser eine möglichst große Fläche bieten kann, um Überschwemmungen in der Stadt zu verhindern. Was man in diesem Zusammenhang nicht vergessen darf, ist, dass unsere Feuerwehr gut ausgestattet sein muss.
Starkregen ist das eine Problem, doch wenn der Regen ganz ausbleibt, wird es im Hochsommer immer heißer. Gibt es hier auch Maßnahmen?
Gerade im Rahmen der Oberstadtsanierung möchten wir mehr Begrünung umsetzen. Das kann zum einen dazu beitragen, dass die Temperaturen innerhalb der Stadt nicht ganz so extrem steigen, zum anderen hilft sie auch dabei, bei Starkregen Wasser aufzunehmen. Wichtig ist, dass wir etwas unternehmen, denn ich bin davon überzeugt, die Extremwetterereignisse werden in Zukunft nicht weniger.

Es stehen einige Großprojekte wie der Neubau des Feuerwehrhauses in der Kernstadt, der Aachpark und die Oberstadtsanierung an. Was kann sich Stockach in Zukunft überhaupt noch leisten?
Im Moment sind wir finanziell noch gut ausgestattet. Wir haben Rücklagen in Höhe von 25 Millionen Euro und die Stadt ist seit Juli komplett schuldenfrei. Vor Kurzem konnten wir unser erstes Jahresergebnis präsentieren, das ein Plus von 3,5 Millionen Euro ausweist. Trotzdem wird es so sein, dass insgesamt die Kosten steigen. Auch aufgrund von Personalkosten oder Gebäudeinstandhaltungs- und Energiekosten.
Das bedeutet, dass wir für manche Maßnahmen vielleicht auch Darlehen aufnehmen müssen. Und wenn es gar nicht mehr geht, dann ist es eine Frage der Priorisierung, was umgesetzt werden kann und was nicht. Aber wir können uns insgesamt glücklich schätzen, dass wir momentan noch so gut finanziell ausgestattet sind.
Das heißt, für die aktuell geplanten Großprojekte sieht es noch gut aus?
Ja, das auf jeden Fall. Das, was im Investitionsplan steht, auch für die nächsten Jahre ist noch abbildbar. Wir werden auch schauen, dass wir beispielsweise für das neue Feuerwehrgerätehaus noch weitere Rücklagen bilden, damit wir einen Großteil selbst finanzieren können.
Ein großes Zukunftsthema ist das Thema Pflege. Zuletzt wurde klar, dass sich die Firma Korian von den Neubauplänen für ein Pflegeheim im Gebiet Kapellenäcker zurückgezogen hat. Was bedeutet das für die Stadt und wie sieht insgesamt die Pflegesituation in Stockach aus?
Dazu liegen mir keine aktuellen Zahlen vor. Aber es ist kein Geheimnis, dass die Bevölkerung älter wird und der Bedarf für Pflegeplätze steigt. Allerdings denke ich auch, dass es nicht nur um die stationären Pflegeplätze geht, sondern dass man Pflege auch anders denken muss. Die wenigsten Menschen wollen ins Pflegeheim und deshalb geht es auch darum, den Menschen zu ermöglichen, so lange wie möglich selbstständig in den eigenen vier Wänden zu sein.
Mein Vorgänger hat bereits mit einem Anbieter Gespräche darüber geführt, welche Möglichkeiten es dahingehend gibt. Ich setze diese fort, aber im Moment ist noch nichts spruchreif. Der Wegfall des geplanten Pflegeheims ist für uns dennoch bitter. Aber auch hier führen wir Gespräche, damit wir jemanden finden, der dieses Projekt übernimmt.
Auch das Thema medizinische Versorgung spielt eine wichtige Rolle. Vor geraumer Zeit wurde der Beschluss gefasst, dass am Krankenhaus Stockach ein medizinisches Versorgungszentrum gegründet werden soll. Wie ist der aktuelle Stand?
Mitte Juni wurde beim Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg der Zulassungsantrag gestellt. Je nachdem, wann dort die Entscheidung fällt, können wir entweder am 1. Oktober oder im Januar das MVZ offiziell eröffnen und betreiben. Auch Ärzte haben wir dafür im Blick.
Im Februar hatten Sie nach einem Gerichtsprozess bezüglich einer Kostenbeteiligung des Landkreises am Krankenhaus Stockach angekündigt, dass Sie andere Möglichkeiten prüfen wollen. Gibt es hierzu inzwischen ein Ergebnis?
Ich habe mich in die Thematik eingearbeitet und Unterlagen vom Landratsamt angefordert. Aktuell liegt die Angelegenheit bei einem Anwalt zur rechtlichen Prüfung. In erster Linie geht es mir um die Doppelbelastung durch die Kreisumlage. Wir haben in Stockach ein Krankenhaus der Grund- und Notfallversorgung. Der GLKN deckt das zwar auch ab, ist laut Krankenhausbedarfsplan aber gar nicht für Stockach zuständig. Klar ist es auch für uns wichtig, dass der GLKN finanziell gut aufgestellt ist, da er spezielle medizinische Bereiche abdeckt, die wir nicht leisten können. Aber die Doppelbelastung sehe ich dennoch als problematisch an.
Wichtig in diesem Zusammenhang zu erwähnen ist, dass Bund und Länder endlich ihre Pflichten wahrnehmen und dafür sorgen sollten, dass die Krankenhäuser finanziell gut ausgestattet sind. Es ärgert mich ungemein, dass diese Versäumnisse Kommunen und Landkreise ausbaden müssen. Da sitzen der Kreis und Stockach im selben Boot.