Kardiologe Nikolas Baur und Viszeralchirurg Jan Kewer sind neu im Team des Krankenhauses Stockach. Die beiden Ärzte haben leitende Positionen und wollten ganz bewusst in das „gallische Dorf“, wie Kewer das Krankenhaus nennt und damit auf die Asterix-Comics anspielt, in denen die Gallier sich gegen die Römer halten.
Das Krankenhaus behauptet sich ebenfalls und setzt seinen Kurs fort. So steht die nächste Personalie sogar bereits fest: Cordula Gans, eine frühere Kollegin von Jan Kewer, wird das Ärzte-Team ab dem 1. September verstärken. Sie ist Fachärztin für Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Was den neuen Ärzten hier so gut gefällt
Aber wer sind die beiden neuen Ärzte? Der 42-jährige Nikolas Bauer hat in Köln studiert. Er ist unter anderem Facharzt für Innere Medizin und Kardiologe. 2016 kam er nach Singen und arbeitet seit dem 1. Juli in Stockach als leitender Oberarzt. „Hier wird richtig gute Medizin gemacht“, sagt er.
Außerdem freue er sich, dass bald die neue Intensivstation komme und man dann noch mehr für die Patienten tun könne. Zudem freue ihn auch der große Rückhalt aus der Lokalpolitik für das Krankenhaus und mit dem Krankenhausförderverein durch die Einwohner. Er schätze die Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten in der nahtlosen Patientenbetreuung sehr.
Jan Kewer, neuer Chefarzt in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, ist 60 Jahre alt. Ursprünglich stammt er aus Westfalen, hat in Münster Medizin studiert und in mehreren Krankenhäusern gearbeitet. Er hat sich über die Jahre immer fortgebildet: Er ist unter anderem Anästhesist, hat die Notarztlizenz und hat die dreijährige Ausbildung zum Viszeralchirurgen absolviert. Zuletzt hat er 14 Jahre als Chefarzt im Tuttlinger Krankenhaus gearbeitet.

Immer eine zügige Diagnose für die Patienten
Kewer ist eine geradlinige Behandlung wichtig. Patienten sollten schnell eine Diagnose ohne unnötige Untersuchungen erhalten, damit die Behandlung zügig beginnen könne. Er besitze aufgrund seiner Ausbildungen und Erfahrungen ein breites Operationsspektrum. Zu seinem Alter betont Kewer, er wolle über das Rentenalter hinaus arbeiten, also nicht nur ein paar Jahre hier sein.
„Ich bin auf das Krankenhaus Stockach neugierig geworden, weil es laut Ministerium solche Häuser gar nicht geben dürfte“, so der 60-Jährige. Ihm gefalle, wie gut das Verhältnis von OP-Sälen und vorhandenen Patientenbetten sei. Es gibt zwei Säle und die Broschüre des Krankenhauses nennt 55 Planbetten, aber einen tatsächlichen Betrieb von 70 Betten auf drei Stationen. In anderen Häusern kämen mehr Betten auf einen OP, so Kewer.
Auf die Frage nach der Auslastung der Betten erklärt Krankenhaus-Geschäftsführer Michael Hanke, dass diese durchschnittlich bei 75 Prozent liege. Im Winter sei sie sogar höher. „Wir sind froh, dass wir den neuen Bettentrakt haben.“
Kewer und Baur fühlen sich bereits nach der ersten Woche in Stockach sehr wohl. „So eine Zusammenarbeit habe ich noch nie erlebt“, sagt Kewer erfreut. Morgens gebe es zum Beispiel ein Treffen aller Ärzte, um über die Fälle zu sprechen und sich auszutauschen. „Wir ziehen alle an einem Strang. Die Patienten stehen an erster Stelle.“
Die Ärzte schätzen die Atmosphäre und das Team. Baur spricht sogar von einer Ausbruchsstimmung, da gerade so viele neu anfangen hätten.
Neue Mitarbeiter müssen ins Team passen
Neben den beiden haben im Juli auch eine Reihe weiterer neuer Mitarbeiter angefangen. Auch aus dem geschlossenen Krankenhaus Radolfzell? Geschäftsführer Michael Hanke antwortet auf diese Frage etwas weitgefasster. Die Angestellten kämen aus verschiedenen Häusern, auch Radolfzell und Singen seien darunter. Er betont jedoch, dass niemand abgeworben werde. Vielmehr schaue man bei Bewerbungen, die eingehen, wer in das Team passe.
Hanke sagt, es sei generell wichtig, gute Leute im ganzen Landkreis zu haben. Stockach übernehme verstärkt Patienten aus Singen und Kooperation mit dem GLKN bei der Patientenversorgung laufe in alle Richtungen gut, damit die Patienten je nach Krankheitsbild immer richtig versorgt seien.
In einem kleinen Haus sei der Umgang ganz anders – jeder kenne jeden. Man habe kurze Wege und den kurzen Draht zueinander. „Das ist prägend für uns“, so Hanke. Momentan habe das Krankenhaus rund 210 Mitarbeiter und die Zahl steige stetig. Allerdings sehe er die Sorgen der Angestellten, wie es weitergehe, da Inflation und Politik es nicht einfach machen würden.
Gleichzeitig betont Hanke: „Wir werden gebraucht werden, wenn immer mehr Krankenhäuser geschlossen werden.“ Bereits jetzt sei die Nachfrage sehr hoch. „Die Gelenkchirurgen vergeben jetzt schon OP-Termine für nächstes Jahr“, so Hanke.
Steigende Fallzahlen und Kritik an der Politik
Michael Hanke freut sich über die beiden versierten Ärzte, die das Krankenhaus gewinnen konnte. Dies widerlege, dass kleine Häuser kein gutes personal bekommen könnten. „Wir bekommen unsere Stellen mit sehr guten Leuten besetzt“, betont er. Das Personal werde gebraucht, da die Fallzahlen im Krankenhaus und die Anforderungen steigen würden. „Wir sind froh über die Verstärkung. Wir haben noch viel vor.“
Hanke wird in diesem Zusammenhang auch politischer, denn es ist ihm ein Dorn im Auge, dass das Bundesgesundheitsministerium 25 Prozent der Krankenhäuser schließen will. Hanke betont, Patienten müssten trotzdem versorgt werden. Man sollte nicht ohne Not zerschlagen, was gut funktioniere.
Was momentan geschehe, habe er in seinen mehr als 30 Jahren Berufserfahrung noch nicht erlebt. Er glaube, die Quittung für die Politik werde dann an der Wahlurne kommen. In Stockach reagiere man so gut es gehe. In einer Anspielung auf das gallische Dorf sagt Hanke: „Der Zaubertrank ist gut versteckt und geht uns nicht aus.“