Nach fünf Jahren ohne Leitung hat die Konstanzer Außenstelle des Weißen Rings wieder eine Führung: Der promovierte Biologe und Unternehmer Klaus Oed übernahm das Ehrenamt. Bei seiner offiziellen Vorstellung am Freitag in Hegne forderte der Landesvorsitzende Hartmut Grasmück mehr gesetzliche Maßnahmen zum Schutz von Opfern – etwa elektronische Fußfesseln für Gewalttäter, die Annäherungsverbote missachten.

Konstanz stärkerer Standort

Die Außenstelle Konstanz, gegründet 1980, zählt heute 122 Mitglieder. Elf von ihnen helfen aktiv als Opferbetreuer, zwei weitere befinden sich in der Ausbildung. Damit gehört Konstanz laut Grasmück zu den stärkeren Standorten im Land.

In Baden-Württemberg engagieren sich 316 Ehrenamtliche in 37 Außenstellen des Weißen Rings. Zwar steigt die Zahl der Helfer, doch in Regionen wie Waldshut-Tiengen, Calw oder Ludwigsburg bleibt die Suche nach neuen Mitstreitern schwierig. In Waldshut musste die Stelle bereits mit Lörrach zusammengelegt werden.

„Wir hinterfragen nicht, wir glauben.“

Klaus Oed bringt Führungserfahrung aus der Medienbranche und dem Tourismus mit. Seine Aufgabe sieht er vor allem in der Organisation und Koordination des Teams. Er arbeite ehrenamtlich mindestens 20 Stunden pro Woche – zusätzlich zu seinem Beruf, sagte Oed. Allein in diesem Jahr hat seine Außenstelle bereits rund 50 Fälle betreut. Die meisten betreffen häusliche Gewalt. Oed betonte: „Wir hinterfragen nicht, wir glauben. Die Menschen sollen sich sich freireden dürfen.“

Der Weiße Ring Konstanz hat wieder einen Leiter: Klaus Oed (Mitte) leitet das Team von Ehrenamtlichen wie Volkmar Schmitt-Förster aus ...
Der Weiße Ring Konstanz hat wieder einen Leiter: Klaus Oed (Mitte) leitet das Team von Ehrenamtlichen wie Volkmar Schmitt-Förster aus Singen oder Horst Jeschor. | Bild: Durain

Der Weiße Ring ist Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Er wurde 1976 in Mainz gegründet. Betroffene erhalten Beratung, praktische Unterstützung und – wenn nötig – finanzielle Hilfe. Auch anwaltliche Erstberatung oder Traumatherapie wird ermöglicht. Die Außenstelle arbeitet dazu mit regionalen Partnern wie der Trauma-Ambulanz des ZfP Reichenau zusammen.

Vom Lohn des Helfens

Die Helferinnen und Helfer erhalten keinerlei Vergütung. „Es gibt kein Geld. Gar nichts. Nicht mal eine Aufwandsentschädigung“, sagte Grasmück. Dabei sei die Arbeit fordernd, emotional belastend und zeitintensiv. „Aber man kann Menschen wirklich helfen.“

Der Verein finanziert sich ausschließlich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge, Bußgelder und Nachlässe. Letztere seien zuletzt deutlich zurückgegangen, was die finanzielle Lage erschwert. Grasmück begrüßte, dass die Staatsanwaltschaft künftig eine Opferschutz-Staatsanwältin einsetzt, betonte dabei aber auch: „Nur wir haben die Zeit für die Opfer. “