Mit einem Jahr Verspätung fand das Jubiläumstreffen zu nun 51 Jahren Städtepartnerstadt zwischen Stockach und La Roche sur Foron in der französischen Kleinstadt südlich des Genfer Sees statt. Was die Franzosen auf die Beine stellten, um allen Teilnehmern ein unvergessliches Wochenende zu bescheren, war beeindruckend.
Sie hatten die zwei Tage voll durchorganisiert, sodass neben den offiziellen Reden der Bürgermeister und der erneuten Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags viel Raum für Musik und andere künstlerische Darbietungen blieb.
Rund 90 Stockacher machen sich auf den Weg
Bei einer Stadtführung zeigte sich die Schönheit der mittelalterlichen Altstadt. Auch der Ausblick auf die umliegenden Berge begeisterte die Besucher. Gut 90 Teilnehmer hatten am frühen Samstagmorgen in zwei Bussen und einigen Privatfahrzeugen die 420 Kilometer weite Fahrt angetreten.
Nachdem die Busse auf die Minute pünktlich vorbei am Stockacher Platz auf das Messegelände Roche Expo gerollt waren, wurden die Gäste im Foyer der Messehalle von einem Jugendorchester empfangen. Anschließend luden Mitglieder des Freundschaftskomitees und Vertreter der Stadt zum Imbiss ein, bevor die Stockacher von ihren Gastgebern abgeholt oder per Bus ins Hotel gebracht wurden.
Freunde trotz unterschiedlicher Sichtweisen
Schon bald darauf traf man sich vor dem Rathaus. Dort sprachen Bürgermeister Rainer Stolz und sein Amtskollege Pierrick Ducimetiere sowie David Ratsimba vom Département. Stolz ging auf das Verhältnis beider Länder ein: „Die Initiativen von Schuman, Adenauer und de Gaulle, über eine Versöhnung zur Freundschaft zu gelangen, waren unverzichtbar und eine wahrhaft große Tat. Das aber ist inzwischen der Kern unserer Beziehungen.“
Trotz manch unterschiedlicher Sichtweisen der Länder bleibe die Erkenntnis, „dass nur Deutschland und Frankreich dem europäischen Gedanken Friede, Kontinuität und Kraft einflößen können“. Stolz sprach über die Herausforderungen für Gemeinden und den Blick auf La Roche.
Geschichte und alle Bilder
Unterschiedliche kulturelle Ansätze seien keine Gefahr, sondern bereicherten im Denken und Fühlen. Wichtig sei vor allem, die Jugend zu erreichen und das Gefühl zu vermitteln, dass Stockach und Deutschland ein wichtiger Teil des großen Projekts Europa seien.
Unterschiedlichkeit ist ein Geschenk
Er schloss: „Die Vielfalt unserer Länder, der Landstriche und der Regionen sind in ihrer Unterschiedlichkeit ein Geschenk für uns und keine Gefahr, ein Vielfaches und kein Wettbewerb.“ Sein junger Amtskollege ging ebenfalls auf die Historie und die Bedeutung der Freundschaft beider Länder für einen dauerhaften Frieden in Europa ein.

Die Verbundenheit beider Städte unterstrichen die Stadtorchester, die im Wechsel von Helmut Hubov und seinem französischen Kollegen dirigiert wurden. Sie spielten gemeinsam die Nationalhymnen sowie die Europahymne.
Gärtner schaffen Platz für Gastgeschenk
Die Bürgermeister legten am Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs ein Blumengebinde ab, dann gab es einen Umtrunk. Am Abend überreichten die Stockacher im festlich dekorierten Messesaal ihre Gastgeschenke: eine geschwungene Holzbank mit dem Hinweis, dass Stockacher Gärtner den Platz dafür herrichten würden, und eine „Cuvée de l‘Amitie“, einen Partnerschaftswein, der von einem deutschen und einem französischen Winzer gekeltert worden war.
Auch Rainer Stolz erhielt ein Geschenk: Eine große Glocke, mit der er sich künftig im Gemeinderat Gehör verschaffen werde, wie er gut gelaunt mitteilte. Stolz sagte, er habe in La Roche das Gefühl, zuhause zu sein, und dankte für die Freundschaft und entgegengebrachten Emotionen.
Freundschaft offiziell verlängert
Mit Champagner stießen alle Anwesenden auf die Erneuerung des Freundschaftsbekenntnisses an, das beide Bürgermeister mit ihrer Unterschrift besiegelten. Bei einem Vier-Gänge-Menü kamen sich die rund 230 Gäste des Abends näher. Sprachbarrieren wurden gemeistert, weil einige Frauen aus dem Organisationsteam und Stockachs Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier Redebeiträge übersetzten.
Während der Stadtführung am Sonntagmorgen nahm ein Teil der Stockacher am Gottesdienst in der Stiftskirche Saint Jean-Baptiste teil, den Pfarrer Thomas Huber mitgestaltete. Der Organist stellte danach die 1861 gebaute Orgel vor. Sie ist die einzige in italienischem Stil gebaute Orgel im Département Haute-Savoie. Drei Pianistinnen durften darauf spielen.
Kulinarik und Kultur im Fokus
Das Programm ging im Messesaal weiter: Wieder gab es ein Vier-Gänge-Menü und ein äußerst abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm. Die Brass Band des Savoie begeisterte die Zuhörer zu Beginn, der gemischte Chor Arpège et Chanson bot die Geschichte „Dict de St Joseph“ dar.
Später gaben drei Alphornbläser aus der Schweiz ihr Können zum Besten. Beim Stück „Champs Élysées“ sang das Publikum sogar mit. Schließlich wurde es sportlich mit der Tanzschule Ar‘Danse aus Amancy. Alle versammelten sich noch für ein Gruppenbild auf der großen Terrasse, dann hieß es Abschied nehmen.

Hauptamtsleiter Hubert Walk und Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier dankten den Franzosen nochmals für ihre große Gastfreundschaft und die herzliche Aufnahme. Sie wollten die Rückfahrt nutzen, um schon intensiv über die Feierlichkeiten in Stockach nachzudenken. Für den 30. September und 1. Oktober werden die Freunde aus La Roche nämlich bei ihren deutschen Freunden erwartet.