Eigentlich sollte das 50-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Stockach und La Roche-sur-Foron dieses Jahres mit zwei großen Jubiläumsfesten gefeiert werden. Wegen politischer Differenzen in der Stadt in Hoch-Savoyen war dies dann aber nicht möglich, was Bürgermeister Rainer Stolz bei einer früheren Veranstaltung im Bürgerhaus sehr bedauerte.

Vernissage bezeigt die enge Freundschaft

Nun sollte aber die langjährige Freundschaft und Partnerschaft der beiden Städte nicht unter den Tisch gekehrt werden. Und so wurde am vergangenen Donnerstag die Karikaturenausstellung „La caricade franco-allemande“ – die deutsch-französische Freundschaft – mit einer Vernissage im Rathaus Stockach eröffnet. Museumsleiter Johannes Waldschütz führte gekonnt in die Ausstellung ein und besprach dabei mehrere der rund 50 gezeigten Karikaturen in gewohnt kurzweiliger Art.

Aus dem Jahr 1990: „Und wann kommt die Wiedervereinigung Frankreichs?“
Aus dem Jahr 1990: „Und wann kommt die Wiedervereinigung Frankreichs?“ | Bild: Reinhold Buhl

Dabei war das Auswählen dieser 50 gezeigten Karikaturen sicherlich eine Sisyphus-Arbeit, galt es doch aus tausenden von Karikaturen die passendsten für diesen Anlass herauszusuchen. Sie sollten nicht nur die deutsch-französischen Beziehungen darstellen, sondern die Freundschaft zwischen diesen beiden Ländern besonders hervorheben. Die ausgestellten Zeichnungen stammen sowohl von deutschen als auch französischen Zeichnern, denen es zum Teil mit wenigen Strichen gelungen ist, mit leichtem bis bissigem Spott und Häme französische und deutsche Politiker darzustellen.

Beim Anblick der rund 50 gezeigten Karikaturen lacht auch das Künstlerherz des Stockacher Karikaturisten Karl Rudigier.
Beim Anblick der rund 50 gezeigten Karikaturen lacht auch das Künstlerherz des Stockacher Karikaturisten Karl Rudigier. | Bild: Reinhold Buhl

In seiner kurzen Begrüßungsrede wies Bürgermeister Rainer Stolz darauf hin, dass für ihn die Veranstaltung mit etwas Wehmut behaftet sei, denn „eigentlich wollten wir diese Ausstellung zusammen mit unseren Freunden aus La Roche eröffnen“. Stolz sagte, dass in den kommenden Wochen Vertreter der Partnerstadt nach Stockach eingeladen worden seien, so dass man das dann im entsprechenden Rahmen nachholen könne. „Städtepartnerschaften sind nicht immer leicht, aber wenn sie funktionieren, können beide Partner davon profitieren“, erklärte Rainer Stolz, und wenn es mal nicht so gut laufe, müsse man sich eben zusammenraufen.

Partnerschaft seit dem Jahr 1972

Tatsächlich gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Stockach und La Roche seit 1972. Das ist nun 50 Jahre her, also eine lange Zeit, wie Museumsleiter Waldschütz betonte, aber es gab bereits 1950 die erste deutsch-französische Partnerschaft zwischen Ludwigsburg und Montbéliard.

Bereits im Jahr 2000 freute sich Frankreich über die Abschaltung deutscher AKW, denn dadurch konnte Frankreich seinen Atomstrom nach ...
Bereits im Jahr 2000 freute sich Frankreich über die Abschaltung deutscher AKW, denn dadurch konnte Frankreich seinen Atomstrom nach Deutschland exportieren. | Bild: Reinhold Buhl

An den Anfang seiner kurzweiligen und humorigen Besprechung der ausgestellten Karikaturen stellte Johannes Waldschütz einige geschichtliche Fakten Frankreich und Deutschland betreffend. So erwähnte er drei Kriege, die zwischen den beiden Ländern geführt wurden – der erste im Jahr 1871, danach der Erste und der Zweite Weltkrieg – bevor es 1963 schließlich zum Freundschaftsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich kam. Den Vertrag schlossen damals Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, die auch in der Eröffnungskarikatur dargestellt sind, wobei ein übergroßer de Gaulle den kleinen Adenauer an seine Brust drückt. Laut Waldschütz eine etwas sehr überzeichnete Darstellung, denn Konrad Adenauer und Charles de Gaulle seien sich eigentlich nicht besonders grün gewesen.

Resonanz durchweg positiv

Museumsleiter Waldschütz gelang es, das Publikum im gut gefüllten Foyer des Stockacher Rathauses zu fesseln und ihm des Öfteren ein herzliches Lachen ob der verschiedenen Darstellungen zu entlocken. So war die Resonanz am Ende der 45-minütigen Präsentation durchweg äußerst positiv.

Albert Blässing, Vorstandsmitglied des Kreisseniorenrates, erklärte, dass er „heut Abend so viel Geschichtliches gelernt habe.“ Auch Stadträtin Claudia Weber-Bastong war begeistert vom „gekonnten Auftritt des Museumschefs“ und Andreas Maier, Leiter des Wirtschaftsgymnasiums und Französischlehrer am benachbarten Berufsschulzentrum, wird die Ausstellung mit seinen Schülern besuchen und Johannes Waldschütz bitten, den Vortrag zu wiederholen.

Auch der ehemalige Schulleiter des Nellenburg-Gymnasiums, Manfred Schnopp, war sehr beeindruckt und spannte den Bogen zu seiner damaligen Schule, an der er im Jahr 1978 Französisch als erste Fremdsprache eingeführt hatte. „Wir waren damit ein Baustein in der Partnerschaft zu La Roche“, erklärte Schnopp nicht ohne Stolz.

Die Ausstellung, zu der auch zwei Vitrinen mit Terrakotten von Anton Sohn (1769-1840), dem Kirchenmaler und Bildermann von Zizenhausen, gehören, wird zu den Öffnungszeiten des Rathauses gezeigt: Montag bis Freitag 8 bis 12 Uhr, Dienstag und Mittwoch 14 bis 16 Uhr sowie Donnerstag 14 bis 19 Uhr.