Dass in Stockach zweimal pro Woche Markt ist, ist vielen Einheimischen nicht bewusst. Dabei findet seit vielen Jahren auf dem Gustav-Hammer-Platz in der Oberstadt jeden Dienstag von 8 bis 12 Uhr der Wochenmarkt und jeden Freitag von 14 bis 17 Uhr der Wochen- und Bauernmarkt statt. Jetzt soll das Marktgeschehen mehr ins Bewusstsein rücken. Dafür ist eine besondere Aktion geplant.
Am Freitag, 18. Juli, wird der Gustav-Hammer-Platz von 14 bis 17 Uhr zum lebendigen Treffpunkt und der Wochenmarkt lässt sich mit seinen regionalen Spezialitäten, frischen Produkten und handgefertigten Köstlichkeiten neu entdecken. Auf Kinder warten an diesem Tag zwei Vorführungen der Villinger Puppenbühne, ein Luftballonkünstler und kreative Aktionen. Auch ein Eiswagen wird vor Ort sein. An einem Probierstand wird es Versucherle aller Stände geben. Außerdem bereitet Roland Rossdeutscher vom Mahlwerk leckere Kaffeespezialitäten zu.
Unterschiedliche Namen stammen noch aus der Anfangszeit
An beiden Markttagen kommen die gleichen langjährigen Anbieter, die unterschiedlichen Bezeichnungen der Märkte resultieren aus den Anfängen in den 1980er Jahren. Hannelore Hug aus Raithaslach bringt Selbstgebackenes mit, Max Marek aus dem Oberallgäu hat verschiedene Käse unterschiedlicher Herkunftsregionen dabei und bei Peter Schmidle aus Moos-Iznang gibt es eine große Auswahl an selbst angebautem saisonalem Gemüse.
Schmidle erzählt, seine Schwiegermutter sei Mitbegründerin des Stockacher Wochenmarkts und die Familie verkaufe hier sogar schon seit über 50 Jahren. Durch die Discounter sei der Absatz jedoch schwieriger geworden. „Aber wir haben eine liebe und treue Kundschaft, die wir schätzen gelernt haben und teils schon in zweiter Generation begleiten. Diese Menschen sind uns wichtig.“
Er erzählt von ganzjährigen Kunden und den von ihm und seiner langjährigen Mitarbeiterin Doris Gonzalez liebevoll „U-Boot-Kunden“ genannten Personen: „Das sind die, die immer sofort dastehen, wenn es wieder ihre Lieblingsgemüse gibt.“ Sein Sortiment gestalte er so, dass er all das, was bei ihm auf der Höri wachse, dabeihabe.
„Der Stockacher Markt ist ein kleines Juwel“
Dazu zählen neben vielen anderen Gemüsearten auch Auberginen, Zucchini und natürlich die bekannte Höri-Bülle. „Wir essen selbst gern von unserem Gemüse und können es drum auch guten Gewissens verkaufen“, so Schmidle. Dann schiebt er direkt die Aussage eines Kunden hinterher: „Der Stockacher Markt ist ein kleines Juwel, es gibt alles, was man braucht in bester Qualität.“
Obwohl er gerne nach Stockach komme, mache er sich Gedanken um die Zukunft. „Wir überlegen aktuell schon, ob wir noch lange weitermachen können, wenn der Markt nicht mehr Kunden anzieht.“ Seine Kundin Diana Schell, zählt weiter auf ihn. Sie erzählt, sie komme extra aus Kreenheinstetten, einem Ortsteil von Leibertingen im Landkreis Sigmaringen, zum Stockacher Markt, weil sie hier regionale, frische Gemüse erhalte. „Seine Frau Gabriele kommt aufs Dorf und bringt ihre Ware als mobiler Verkaufsstand, sie kenne ich schon jahrelang. Ich habe stets sehr gute Erfahrungen gemacht und kann den Einkauf nur wärmstens empfehlen“, lobt sie.
Viele Stände sind schon lange dabei
Neben dem Gemüsestand hat Max Marek seinen Käsestand. Er komme seit etwa 20 Jahren mit Käsen aus Vorarlberg, Tirol und dem Oberallgäu her. Seine Frau Ursula, die früher Lehrerin im Jugendwerk Gailingen war, helfe ihm. Auch er, gelernter Schreinermeister, sei eigentlich schon in Rente, aber er genieße den See und möge die Leute. „Wir haben fast nur Stammkunden und pflegen die Kontakte. Das hat auch was mit Lebensqualität zu tun.“ Für ihn sei der Verkauf auf dem Markt „eine angenehme Art des Geldverdienens. Draußen zu sein, tut dem Körper gut.“
Hannelore Hug ist im September 30 Jahre lang dabei und ihr Stand ein unverzichtbares Element des Marktes. Ihre Backwaren stelle sie hauptsächlich allein her, berichtet sie. Auch sie spricht von vielen Stammkunden. Daher könne sie gut einschätzen, wie viel sie an welchem Tag und in welcher Jahreszeit mitbringen müsse. „Es bleibt selten etwas übrig und weggeworfen wird sowieso nichts.“ Meist sei sie früh ausverkauft. Als ihre Verkaufsschlager nennt sie Bauern-, Körner- und Kartoffelbrot, Nuss- und Hefezopf, saisonale Kuchen sowie auch Torten im Winter. „Das läuft alles. Schön wäre, wenn noch mehr jüngere Kundschaft dazukäme.“
Ähnlich wie Peter Schmidle und Max Marek, die sich beide über mehr Stände für noch mehr Attraktivität freuen würden, äußert sich Kunde Stefan Gänzle aus Stockach, der regelmäßig hier einkauft. „Der Markt ist klein und gemütlich, aber er dürfte gern größer sein.“ Er schätze das regionale und lokale Angebot von der Höri, aber auch Hannelore Hugs viele Brote und Kuchen und den Käse vom „Käsemann Max“, wie seine Familie ihn nenne, erinnere sich aber, dass es früher mal Spezialitäten aus dem mediterranen Raum wie Oliven und eingelegte Gemüse gab. „Händler aus dem unmittelbaren Raum Stockach wären auch gut, um das Ganze noch lokaler zu verankern. Aber man bekommt alles hier.“ Es freue ihn und sei richtig, dass die Stadt den Markt jetzt mehr in den Fokus rücken wolle.
Markt soll zum Frequenzbringer werden
Roland Rossdeutscher sieht den Markt als möglichen Frequenzbringer und kulturellen Impulsgeber und würde ihn gerne auf die Hauptstraße umsiedeln. Dort müsse dann zwar temporär die Straße gesperrt werden, aber die Marktbeschicker wären dort, wo viele Läden sind und Leute vorbeikommen. „Davon hätten alle was. Viele wissen nicht, dass hier Markt ist – das erzählen uns auch unsere Kunden.“
Den Markt bekannter zu machen ist genau das Ansinnen von Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier. Sie sagt lachend: „Für mich liegt es ja nahe, auf dem Wochenmarkt einzukaufen.“ Schließlich sind es von ihrem Arbeitsplatz im Alten Forstamt nur wenige Meter bis zu den Ständen. Vor allem den Freitagnachmittag finde sie als Markttag super, da viele früher Feierabend hätten und ihre Wochenendeinkäufe erledigen müssten. Man könne rund um den Gustav-Hammer-Platz parken und habe kurze Wege, wirbt sie. Die Wochenmarktkunden, von denen sie wisse, seien total begeistert, aber es seien insgesamt zu wenige Kunden. „Das wollen wir am 18. Juli mit dem erweiterten Angebot ändern.“