Mit gerade einmal 13 Paar Puma-Fußballschuhen begann im Jahr 1964 die Geschichte eines Ladens, der in Lauchringen bald zur Institution wurde. Über 60 Jahre später endet diese Ära: Ernst Jehle und seine Frau Maria Luise schließen schweren Herzens ihr Sportgeschäft. Die Suche nach einem Nachfolger blieb bislang erfolglos. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER blicken sie zurück auf bewegte Jahrzehnte, erzählen, was sie besonders vermissen werden – und worauf sie sich jetzt freuen.

Vom Schuhmacherbetrieb zur festen Größe

„Angefangen hat alles mit meinem Vater“, erzählt Ernst Jehle. 1959 eröffnete dieser zunächst eine Schuhmacherwerkstatt. Fünf Jahre später wurde das heutige Geschäftshaus gebaut. Das erste Sortiment: 13 Paar Fußballschuhe der Marke Puma. Über drei Jahrzehnte drehte sich hier alles rund um den Fußball.

1992 trat Ernst Jehle in die Fußstapfen seines Vaters. Er renovierte, baute an, stellte das Sortiment um – und traf damit eine zukunftsweisende Entscheidung. „Wir haben den Fokus vom Fußball weg und hin zum Outdoor-Bereich verlagert“, sagt der heute 70-Jährige. Die Idee ging auf: Immer mehr Kunden kamen – und blieben. „Viele wurden zu Stammkunden. Jetzt, da bekannt ist, dass wir schließen, kommen sie noch einmal vorbei, um sich zu verabschieden.“

Ein Satz ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben: „Manche sagen, wir seien mit unserem Laden eine Institution gewesen. Das hatte ich so nie gesehen.“

Das könnte Sie auch interessieren

„Man merkt erst jetzt, was einem fehlen wird“

Doch für viele war das Geschäft genau das: ein vertrauter Ort. „Die Kunden haben uns so viel erzählt und anvertraut“, erinnert sich Maria Luise Jehle. Sie berichtet von treuen Stammkunden aus dem ganzen Landkreis – und aus der benachbarten Schweiz.

Ernst Jehle ergänzt: „Wir hatten Großeltern, die schon bei uns kauften, später kamen ihre Kinder, dann deren Enkel.“ Erst jetzt werde ihnen bewusst, welchen Stellenwert der Laden für viele hatte. Besonders die persönliche Nähe wird fehlen. „Der Kontakt zu den Menschen – das war unser Antrieb“, sagt Maria Luise Jehle.

Auch das spezielle Angebot wird vermisst werden. Neben einer großen Freizeitabteilung bot das Geschäft auch Kleidung in Übergrößen. „Gerade das wird vielen fehlen“, ist sie überzeugt. „Natürlich sind wir traurig, dass der Laden schließt“, sagt Ernst Jehle, „aber es ist die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt.“

Abschied mit Rabatt – und neuen Plänen

Ganz plötzlich kommt das Aus nicht. „Seit fünf Jahren denken wir darüber nach“, sagt Ernst Jehle. Jetzt, mit 70, zieht er den Schlussstrich. Eine finanzielle Notlage habe es nie gegeben. „Es ging nie ums Geld“, stellt er klar.

Viel lieber wäre es ihm, der Laden würde weiterbestehen. „Wenn ich jünger wäre, würde ich weitermachen“, sagt er. Doch einen Nachfolger ließ sich bislang nicht finden. „Ich würde mich riesig freuen, wenn jemand übernimmt.“

Das könnte Sie auch interessieren

Wie geht es weiter?

„Mindestens bis Ende Juli bleibt das Geschäft geöffnet“, sagt Maria Luise Jehle. Aktuell läuft der Räumungsverkauf mit Rabatten zwischen 30 und 50 Prozent – „die werden vermutlich noch steigen“, fügt ihr Mann hinzu. Je nach Abverkauf könnte der Laden auch im August noch offen bleiben.

Doch von Ruhestand im klassischen Sinn kann nach dem letzten Verkaufstag noch keine Rede sein. Die Ladenfläche muss geräumt, überschüssige Ware abgegeben werden. Danach sei endlich wieder „Kopf frei“. Was dann kommt? „Urlaub – ganz sicher“, sagt Ernst Jehle mit einem Lächeln.

Lauchringen wollen sie treu bleiben. „Wir haben uns hier immer wohlgefühlt“, sagt er. Und seine Frau ergänzt: „Alles hat nun mal ein Ende.“ Jetzt genießen sie die letzten Wochen im Laden – und freuen sich auf den Beginn eines neuen Lebensabschnitts.