Wenige Themen werden in Stockach so emotional diskutiert wie die Zukunft des Krankenhauses. In der jüngsten Gemeinderatssitzung berichtete Geschäftsführer Michael Hanke über den Jahresabschluss und die Entwicklung des Hauses. Dieses hat das Geschäftsjahr 2023 mit einer Bilanzsumme von 19,4 Millionen Euro und einem Jahresfehlbetrag von knapp 1,6 Millionen Euro beendet.
Darin sind Abschreibungen von 495.000 Euro auf eigenfinanzierte Anlagegüter enthalten, die laut Dauerbeschluss des Gemeinderates der Stadt Stockach gegen die Kapitalrücklage ausgebucht werden. Der verbleibende Bilanzverlust liegt somit bei rund 1,1 Millionen Euro. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, diesen kassenwirksamen Verlust auszugleichen. Dafür werden zusätzliche überplanmäßige Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt. Außerdem wurde der Aufsichtsrat einstimmig entlastet.

Fallzahlen um fast 10 Prozent gestiegen
Michael Hanke sagte, Geschäftsverlauf und Entwicklung seien recht gut gewesen, das Ergebnis leider nicht. Die beruhe auf zwei wesentlichen Einflüssen: Zum einen den Landesbasisfallwert, den der Gesetzgeber festlegt. Er bezeichnet den Betrag, der bei der Berechnung der Preise für eine Krankenhausbehandlung zugrunde gelegt wird – und wurde zuletzt nicht angehoben. Zum anderen nannte Hanke die Schließung des Radolfzeller Krankenhauses im Juli 2023.
Denn im Vergleich zum Vorjahr seien die Fallzahlen deutlich angestiegen – von 3343 auf 3610 stationäre Fälle, Tendenz weiter steigend. Diese Situation müsse das Personal auch bewältigen, was gut gelungen sei. Hanke erläuterte, 72 Prozent der Patienten zur Grund- und Regelversorgung kämen aus dem Landkreis Konstanz. Für die Gelenkchirurgie kamen auch Patienten angrenzender Landkreise nach Stockach. Hinzu kämen Urlauber, die vor Ort Hilfe benötigten.
Der Geschäftsführer betonte, die Zahlen zeigten, dass das Krankenhaus Stockach im Landkreis sehr gut angenommen werde. „Und das sind keine Verlegungsfälle, sondern Menschen, die im Landkreis wohnen“, so Hanke. Im ambulanten Bereich gab es laut Hanke zehn Prozent mehr Notfälle als 2022, auch im laufenden Jahr steigt die Zahl.
Kostenexplosion und „Alarmstufe rot“
Aber: Nach 2020 und 2021, in denen das Krankenhaus Stockach positive Jahresergebnisse vorweisen konnte, waren 2022 und 2023 geprägt von enormen Kostensteigerungen. Michael Hanke nannte ursächlich den Ukraine-Krieg und Kostenexplosionen in allen Bereichen. Parallel sei der Landesbasisfallwert nicht angehoben worden. So komme die Hälfte des Verlustes zustande, der Rest resultiere aus der Basisnotfallversorgung.
Laut Hanke schreiben 80 Prozent aller Krankenhäuser rote Zahlen. Das Stockacher Krankenhaus hat sich daher der Aktion „Alarmstufe rot“ angeschlossen, um darauf hinzuweisen, dass kleine Krankenhäuser wichtig sind und auch hier Pflegekräfte ausgebildet werden. Er kritisierte das geplante Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz, das nach seiner Meinung kein Krankenhaus vor der Insolvenz retten werde. „Es ist nicht erkennbar, dass damit etwas besser wird“, so Hanke.
Nicht ohne Stolz sprach er über diverse Qualitätssiegel, steigende Mitarbeiterzahlen und die Zulassung des Krankenhaus-MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) zum 1. Januar 2025, wodurch die Versorgungskette ambulant-stationär komplettiert werde.
Räte stehen hinter dem Krankenhaus
Bürgermeisterin Susen Katter fasste zusammen, es sei klar geworden, dass die Rahmenbedingungen gerade nicht passten. Aus allen Fraktionen kam Zuspruch für das Krankenhaus. Für die CDU sagte Christoph Stetter, Fallzahlen und Auszeichnungen sprächen für die Arbeit im Krankenhaus.
Ein Verlust von 1,6 Millionen Euro stelle am Ende niemanden zufrieden. „Nichtsdestotrotz sind wir immer bereit gewesen, das Krankenhaus zu unterstützen, um den Standort und die medizinische Versorgung zu sichern“, so Stetter. Es sei die gemeinsame Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es hier weiterhin eine medizinische Grund- und Notfallversorgung gibt. „Stockach darf kein weißer Fleck auf der medizinischen Landkarte sein“, so Stetter.
Auch Harald Karge (SPD) betonte die wichtige Arbeit des Krankenhauses. Es sei ein Standortmerkmal der Stadt und wichtig, um Wirtschaft und Steueraufkommen in eine positive Richtung fortzuentwickeln.
Alice Engelhardt (Grüne) betonte, man habe aus dem, was da war, das Beste gemacht. Das Krankenhaus sei so angelegt, dass es in Zukunft laufen könne. „Die Rahmenbedingungen sind einfach schlecht, da haben wir keinen großen Einfluss drauf“, sagte sie. Wie die Grünen stehen auch die Freien Wähler weiter zum Krankenhaus, und hoffen, dass die Stadt es noch einige Zeit mitfinanzieren kann.