Um das geplante Seniorenzentrum auf dem Areal der früheren Gärtnerei Lutz an der Dillstraße war es seit einer Präsentation im Planungsausschuss im Juni 2021 still. Der Bau der Anlage mit Tiefgarage ist aber inzwischen näher als je zuvor. Alles baurechtlich Notwendige soll laut Jürgen Metzger und Bilal Cinar von der Planungsgesellschaft MC1 bis Ende Februar abgestimmt werden. Es seien auch noch notwendige Gutachten erstellt worden.
Sie hoffen, dass sie zum Ende des ersten Quartals den Bauantrag stellen können, und rechnen vom Antrag bis zur Genehmigung mit rund einem Vierteljahr. „Es geht dieses Jahr los“, sagt Cinar zum anvisierten Baubeginn.


Viele Abklärungen im Vorfeld
Metzger und Cinar sind bereits die Besitzer des Lutz-Grundstücks und treiben die Pläne voran. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER berichten sie von positiven Gesprächen mit der Stadtverwaltung und ebenso guten Erfahrungen mit dem Gemeinderat. Es sei wohltuend, dass Bürgermeister Rainer Stolz eine so klare Position habe, sagt Metzger. „In Abstimmung mit den Wünschen aus Stockach haben wir alles in ein Paket geschnürt“, beschreibt er. Die Planung orientiere sich am lokalen Bedarf und verfüge über eine sinnvolle Architektur.
Ehe die beiden das Lutz-Gelände gekauft haben, hätten sie erst mit der Stadtverwaltung gesprochen. Denn in der Vergangenheit hätten schon andere Interessenten Ideen für das Grundstück gehabt, die aber allesamt gescheitert seien. „Dort ist keine rein wohnwirtschaftliche Nutzung möglich“, erklärt Metzger zum baurechtlichen Hintergrund. Nun könne auf dem Areal samt einem Nebengrundstück, das noch der Stadt gehört, in der Absprache mit allen Seiten ein ordentliches Projekt entstehen.
Metzger und Cinar legen großen Wert darauf, dass auch architektonisch ein Gebäude-Komplex entsteht, der noch in zehn Jahren allen gefällt. Und sie wollen, dass die Senioren ein Umfeld haben, in dem sie würdevoll leben können. Mit dem Standort am Dillplatz seien die künftigen Bewohner mitten in der Stadt, hätten Einkaufsmöglichkeiten in der unmittelbaren Umgebung und eines Tages den Aach-Park, den die Stadt momentan plant.
Was genau geplant ist
Es soll ein Seniorenzentrum mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen, einer Tiefgarage und einer Apotheke entstehen. In einem der Gebäude solle es auch Praxisräume geben. Die jetzige Erhöhung sowie die Mauer am Gehweg sollen weg – alles wird ebenerdig. Die drei Gebäude werden laut den Plänen fächerartig so angeordnet, dass der historische Stadtwall hinter ihnen zur Geltung komme.
Im rechten Gebäude direkt am Württembergerhofweg soll die Steigung des Geländes genutzt werden, um im ersten Obergeschoss ebenerdig den Zugang und die Zufahrt zur Kurzzeitpflege der Sozialstation Bodensee einzurichten. Es soll 39 Wohnungen und 15 Zimmer geben, davon fünf Wohnungen für Schwerstbehinderte.

Was die Lage so besonders macht
Sowohl beim Einkaufen als auch beim Spazierengehen im Park sei es für die Bewohner der Anlage nicht notwendig, den Bus oder das Auto zu benutzen, so Metzger. Auch die Nähe zur Schule und wie belebt die ganze Umgebung sei, trage dazu bei, dass die Heimbewohner dort nicht auf dem Abstellgleis seien. „Der künftige Aach-Park in der Nähe ist wunderbar. Man kann das Haus verlassen und direkt hineingehen. Das ist sensationell“, schwärmt Metzger.
Auch die Lage von Stockach nahe dem Bodensee und der Ruf der Stadt seien toll. Obwohl das Heim noch nicht steht, habe er sogar schon eine Art erste Bewerbung um eine Wohnung von jemandem erhalten, der eine Senioren-Wohnung in Bodensee-Nähe suche.
Cinar ergänzt, er und Metzger sähen in ihrem Konzept die Zukunft. Die Bewohner könnten eigenständig wohnen und bestimmte Betreuungsleistungen nach Bedarf dazu buchen. Mit verschiedenen Wohnungsgrößen könne jeder das Passende für sich finden. „Wir sind gespannt und zuversichtlich, dass wir einen Bereich abdecken, den es so noch nicht gibt“, fasst Cinar zusammen.
Regionale Firmen sollen bauen
Für den Bau werde es zwar Ausschreibungen geben, doch Metzger und Cinar haben bereits bei einigen Firmen vorgefühlt. Sie legen Wert darauf, manche Gewerke an regionalen Betriebe zu vergeben. Damit hätten sie in der Vergangenheit bei anderen Bauprojekten bereits gute Erfahrungen gemacht. „Wir haben sehr gute Leute in der Region“, sagt Cinar. Er und sein Geschäftspartner hätten bereits rund zwei Dutzend Projekte in dieser Größenordnung umgesetzt. So eine Größe wie auf dem Lutz-Areal in Stockach gebe es aber nicht jeden Tag.
Zu den Kosten möchten Metzger und Cinar noch keine Angaben machen, da ein paar Dinge noch zu besprechen seien. Zur Offenlage des Bebauungsplans werde alles feststehen, sagen sie.
Die Bauherren und das Areal an der Dillstraße
- Projektgesellschaft MC 1: Hinter diesem Namen stehen Jürgen Metzger aus Tuttlingen-Möhringen und Bilal Cinar aus Spaichingen, die gemeinsam bereits ähnliche Projekte wie das in Stockach geplante umgesetzt haben. Cinar kennt die Region gut, denn er hat früher zwei Jahre lang in Bodman gewohnt und seine Frau stammt aus einem Stockacher Ortsteil.
- Gelände und Genehmigung: Auf dem Grundstück an der Dillstraße stehen die halb verfallenen Gebäude der früheren Gärtnerei Lutz. Das Gewächshaus hat inzwischen eingeworfene Scheiben. In einem Teil der Hauptgebäude war bis vor etwa zwei Jahren noch ein asiatisches Restaurant. Seit dem Auszug steht alles leer. Abriss und Beginn des Neubaus sollen laut den Bauherren direkt nacheinander stattfinden. Wenn die Baugenehmigung komme, werde diese auch die Abbrucherlaubnis beinhalten. Außerdem erhalte die Projektgesellschaft mit der Baugenehmigung auch noch ein Grundstück der Stadt, das direkt neben dem Lutz-Areal liegt und in die Pläne einbezogen ist. Die Lutz-Fläche war laut Jürgen Metzger, einem der beiden Bauherren, lange auf dem Immobilienmarkt. Auf dem Grundstück sei das Baurecht eingeschränkt und keine reine Wohnbebauung möglich. Die Baupläne mit dem Seniorenzentrum beinhalten auch Gewerbe.