In den Proberäumen der Musikvereine herrscht seit Monaten bedrückende Stille. Das Musizieren fehlt allen Beteiligten. Aber Teil eines Musikvereins zu sein, bedeutet so viel mehr als das Spielen eines Instrumentes. Es geht um Gemeinschaft, um das Zusammensein, um den sozialen Kontakt. Den vermissen die Mitglieder der regionalen Vereine. Einige Verantwortliche berichten, wie sie ihren Verein in der Corona-Pandemie erleben.

„Die Lage ist bescheiden“

Robert Auer, Vorsitzender des Musikvereins Ludwigshafen, sagt es ganz direkt: „Die Lage ist bescheiden.“ Die übrigen Musiker habe er seit Ewigkeiten nicht gesehen. Es gebe die Idee, etwas zu Fasnacht auf die Beine zu stellen, in welcher Form, sei aber noch unklar. Hier warte man die dann geltenden Regeln ab.

Die Hauptversammlung solle nicht wie sonst gleich nach Fasnacht, sondern erst nach Ostern abgehalten werden. „Wir würden sie gerne live machen und nicht online“, so Auer. Ob das möglich sein wird, bleibt ebenfalls abzuwarten. Alle Jubiläumsveranstaltungen, die anlässlich des 150. Geburtstags des Vereins bereits 2020 hätten stattfinden sollen, wurden vorsorglich auf 2022 verschoben. Robert Auer erklärt: „Wir planen keine öffentlichen Auftritte für 2021. Aber wir hoffen sehr, dass wir im Dezember unser Jahreskonzert spielen können.“

Musikalische Grüße per E-Mail

Der Musikverein Wahlwies fährt einen etwas anderen Kurs, wie der stellvertretende Vorsitzende Jochen Tkacz berichtet. „Um unsere Mitglieder bei Laune zu halten, schickt unser Dirigent Anselm Wagner per E-Mail jede Woche einen musikalischen Gruß. Er hat neue Noten für die Unterhaltungsmappe gekauft, die wir unseren Mitgliedern zur Verfügung gestellt haben, sodass jeder zuhause üben kann.“

Eine Motivation zum Üben gibt es auch: „Unser Ziel ist es, im Sommer die Stücke der neuen Unterhaltungsmappe bei einem Dämmerschoppen im Freien vorzustellen.“ Immer wieder gebe es Zoom-Sitzungen, an denen alle Aktiven teilnehmen könnten. So wollten sie miteinander in Kontakt bleiben, sagt Tkacz und fügt hinzu, bisher habe sich noch niemand aus dem Verein abgemeldet.

Balkon-Konzert am Schmotzigen

Für den Musikverein Nenzingen äußert sich die Medienwartin Sabrina Rauch: „Wir sind hochmotiviert und warten sehnlich auf die Zeit, in der wir uns endlich wieder treffen und gemeinsam musizieren können.“ Ein Projekt sei momentan nicht in Aussicht. Aber sie hätten geplant, gemeinsam – jeder von seinem Balkon aus – am Schmotzigen zu einer bestimmten Uhrzeit den „Guten Mond“ zu spielen. Eine Skype-Sitzung soll dabei helfen, sich gegenseitig zu hören. „Ob das technisch klappt, werden wir in zwei Wochen ausprobieren“, teilt sie mit.

Um die Geselligkeit und Kameradschaft zu pflegen, gab es schon WhatsApp-Challenges wie einen beherzten Sprung in den Schnee – in Badebekleidung. Und bald soll zur regulären Probezeit ein virtueller Stammtisch veranstaltet werde. Sobald es die Verordnungen und das Wetter zulassen, sollen dann wieder Proben im Freien stattfinden. Abmeldungen aus Frust oder Motivationsmangel habe es bisher glücklicherweise nicht gegeben, so Rauch.

Unterricht findet online statt

Im Jugendbereich des MV Nenzingen wie auch des MV Orsingen läuft die komplette Ausbildung mit virtuellem Unterricht weiter, aber das Erlernte kann vorerst nicht im Orchester oder durch Vorspielnachmittage gestärkt werden. Die Gewinnung von Nachwuchs bleibt ein aktuelles Thema.

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Damit die jährliche Instrumentenvorstellung in der Grundschule nicht ausfällt, haben sich die Jugendleiter der Musikvereine Orsingen und Nenzingen überlegt, diese per Video zu machen. Die Lehrer könnten den Beitrag dann mit den Schülern gemeinsam anschauen.

„Wir vermissen die Gemeinschaft“

Bei den aktiven Musikern liegt das übliche Vereinsleben wie überall still. Sie haben jedoch aus der bisherigen Probenarbeit Stücke, die sie zuhause für sich üben können. Die Aktiven blieben im Dezember unter anderem mit einem Wettbewerb per WhatsApp in Kontakt: Sie nominierten sich gegenseitig bei der „Probeneckle-Challenge“ und zeigten, wie und wo sie zuhause üben.

Schriftführer Joachim Lock spricht wohl für alle Vereine, wenn er sagt: „Wir vermissen alle die Gemeinschaft, das gemeinsame Spielen und die Geselligkeit. Das ist durch nichts zu ersetzen.“