Firmen brauchen Platz zur Vergrößerung oder Neuansiedlung. Deshalb standen neue Gewerbeflächen für Stockach und Eigeltingen im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des gemeinsamen Ausschusses der Verwaltungsgemeinschaft Stockach. Unter dem Namen „Industriegebiet Vorhardt“ ging es um eine Fläche zwischen der Autobahn und der Kreisstraße 6165 nach Wahlwies. Der Stockacher Bürgermeister Rainer Stolz betonte die Notwendigkeit: „Wir haben jetzt keine Flächen mehr auf Gemarkung Stockach.“ Bereits in früheren Sitzungen wurde klar, dass auf Nenzinger Gemarkung die einzigen Möglichkeiten liegen, um das Industriegebiet auf der Gemarkung beider Kommunen zu entwickeln.

Doch es geht nicht nur um Raum für Unternehmen, sondern auch für Photovoltaik (PV). Zum Vorhardt heißt es daher in der Sitzungsvorlage: „Ein weiteres Ziel dieser großzügigen Erweiterung ist es auch, die Privilegierung von Solarparks an Autobahnen und Schienenwegen, die seit 11. Januar 2023 gilt, steuern zu können. In einem 200 Meter breiten Streifen können PV-Anlagen privilegiert errichtet werden, was grundsätzlich auch sinnvoll ist.“

Festgehalten ist aber auch: „Ziel der Raumordnung muss es für uns aber vor allem sein, hochwertige Gewerbe- und Industrieflächen für hochwertige Arbeitsplätze und nicht für Freiflächen-Solaranlagen zu nutzen.“

Ein Gewann an der Autobahn 98 direkt auf der gegenüberliegenden Seite des Industriegebiets Hardt heißt Vorhardt und soll auch ...
Ein Gewann an der Autobahn 98 direkt auf der gegenüberliegenden Seite des Industriegebiets Hardt heißt Vorhardt und soll auch Industriegebiet werden. Rechts hinter dem Zaun ist die Autobahn. | Bild: Löffler, Ramona

Erst der neue Rat kann endgültig beschließen

Stolz erläuterte, eine Erschließungsstraße von und zur Kreisstraße hin müsse dann noch gebaut werden. Außerdem ordnete er die zeitliche Dauer des Verfahrens ein: „Es wird ein langer Prozess und einige Monate dauern.“ In der kommenden Gemeinderatssitzung werde das Thema auf der Tagesordnung stehen, doch aufgrund der Kommunalwahl im Juni 2024 werde irgendwann der neue Gemeinderat abschließend entscheiden.

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Der Mühlinger Bürgermeister Thorsten Scigliano erkundigte sich, ob bereits alle Flächen im Besitz der Stadt sind. Stolz verneinte – das sei noch nicht der Fall. Es gehe zunächst um die Entwicklungsperspektive. Der Aufstellungsbeschluss des Gremiums für die 31. Änderung des Flächennutzungsplanes der Verwaltungsgemeinschaft Stockach samt Beteiligung der Öffentlichkeit, Behörden und Träger öffentlicher Belange fiel schließlich einstimmig aus.

Hier soll das neue Gewerbegebiet entstehen

Bild 2: Stockach und Eigeltingen brauchen mehr Platz für Firmen
Bild: Müller, Cornelia

Eigeltingen will seine Firmen nicht verlieren

Bei der Eigeltinger Fläche am Sportplatz entstand eine Diskussion, da sich ein Bürger aus dem Zuschauerraum mehrfach zu Wort meldete. Der Eigeltinger Bürgermeister Alois Fritschi schilderte zunächst, dass es in Eigeltingen zwei Betriebe gebe, die sich vergrößern wollen – doch die Flächen fehlen. Dies war bereits Thema in der vergangenen Sitzung sowie dem dortigen Gemeinderat. 

In der Sitzungsvorlage stand nun: „Ein in Eigeltingen ansässiger Betrieb für Energieanlagenbau mit circa 70 Mitarbeitern benötigt dringend Bauflächen zur Erweiterung seines Betriebshofs. Die Firma ist dabei wichtiger Akteur bei der Energiewende und der Versorgungssicherheit der Raumschaft.“ Mit der 32. Änderung des Flächennutzungsplanes sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Entwicklung des Betriebes geschaffen werden.

Ist die Fläche nicht zu wertvoll für die Natur?

Ein anwesender Eigeltinger Bürger warf allerdings ein, dass er die Fläche am Sportplatz für problematisch halte. Er sei für Gewerbeentwicklung, aber nicht dort. Er verwies auf die Unterlagen, in denen stehe, dass es sich um einen hervorragenden Lebensraum-Komplex halte. Er halte daher eine andere Option für besser und bat um eine gleichzeitige Planung für beide Flächen, damit dann verglichen werden könne.

Stolz versicherte ihm, dass dies so sein werde. Die Gemeinde Eigeltingen werde sich mit Alternativen auseinandersetzen müssen, wenn die Behörden die Fläche am Sportplatz für zu wertig halten.

In der Nähe des Sportplatzes in Eigeltingen soll ein neues Gewerbegebiet entstehen.
In der Nähe des Sportplatzes in Eigeltingen soll ein neues Gewerbegebiet entstehen. | Bild: Löffler, Ramona

Der Eigeltinger Bürgermeister Alois Fritschi ergänzte im Rahmen der Debatte, dass die Erweiterung direkt am bisherigen Gewerbegebiet parallel geprüft werde: „Wir haben dort ein Problem mit Hochwasser. Wenn wir eine Lösung dafür finden, wäre uns die Erweiterung dort lieber.“ Wichtig sei ihm auf jeden Fall, den Firmen eine Chance zu geben, vor Ort vergrößern zu können.

Bedenken und Vorschläge möglich

Ausschussmitglied Jürgen Kragler (CDU) wies schließlich auf die Öffentlichkeitsbeteiligung im Verfahren hin. In deren Rahmen könne der Einwohner alle Bedenken und Vorschläge vorbringen, damit das dann im Gremium abgewogen werden könne.

Wieder entschied das Gremium einstimmig für den Aufstellungsbeschluss zur Änderung des Flächennutzungsplanes der Verwaltungsgemeinschaft Stockach sowie eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange. Beide Verfahren für mehr Industrieflächen sind somit auf dem Weg.