Die Nachfrage war riesig: Der Klavierabend mit dem japanischen Klaviervirtuosen Ryo Yamanishi im Bürgerhaus Adler Post, der corona-bedingt zu zwei Uhrzeiten auftrat, zog zwei Mal 73 Besucher an. Alle kamen und verließen das Bürgerhaus mit Mundschutz. Ausgeklügelt und unter Berücksichtigung des behördlich auferlegten Abstands von 1,5 Metern hatte das Team vom Kulturamt den Bürgersaal bestuhlt.

Freude über das Konzert
Dort saßen dann die Konzertfreunde teils familienweise zu viert, teils als Paar zu zweit oder auch einzeln auf den ihnen zugewiesenen Plätzen, von wo aus sie dann ohne Mundschutz das inspirierende Klavierrezital zu Ehren des 250. Geburtstages von Ludwig van Beethoven genießen durften. „Wir hatten schon Entzugserscheinungen und wir freuen uns sehr auf das verspätete saisonale Abschlusskonzert„, betonten die treuen Abonnenten Frieda und Frank Schnekenburger bei ihrem Eintreffen.
Viel Sympathie und herzlicher Beifall strömte dem 25-jährigen japanischen Künstler entgegen, der seinen Master an der Musikhochschule Freiburg absolviert hat, wo er derzeit für sein Konzertexamen studiert. „Zwei Mal das gleiche Programm hintereinander zu spielen, ist ungewöhnlich und erfordert eine gute Konzentration“, sagte Ryo Yamanishi auf SÜDKURIER-Nachfrage.
Erläuterung der Werke fürs Publikum
Er erfüllte zwischen gründlicher Desinfektion und Durchlüftung des Konzertsaals seine großartigen Rezitals mit Bravour. Technisch brillant, sehr differenziert in den Klangfarben und mit berührendem Tiefgang widmete er sich Beethovens sechs Bagatellen Opus 126. Georg Mais, der zusammen mit dem Interpreten durch die Werke führte, hob besonders hervor, dass Beethoven, der taub geworden war und selbst seine Spätwerke nie gehört hat, sie aus seinem Gedächtnis komponiert hatte. „Die Bagatellen waren ein Kompensationsgeschäft mit seinem Bruder Johann, dem er 500 Gulden schuldete und das in Form von kompositorischen Naturalien ableistete“, erläuterte Mais.

Dramaturgisch mit ganz viel Feuer und Leidenschaft inszeniert war der eröffnende Maestoso-Satz der c-Moll-Sonate Opus 111, die wegen ihrer Vereinigung von Größe und Einfachheit, von Bedeutungstiefe und klarer, plastischer Form als Krönung des Beethovenschen Sonatenwerks gilt. Ihr Anfangsmotiv mit dem Septimensprung des Basses, der scharfen, doppelt punktierten Rhythmisierung, der zwischen Forte und Piano wechselnden Dynamik und dem hart abgerissenen Schluss-Arpeggio stand da wie das Portal einer Geisterburg.

Dem eruptiven Ausbruch folgte wohl temperiert und in hinreißend schöner Kantabilität der gesangliche zweite Variationssatz. „Großartig, mit was für einer Leidenschaft und Leichtigkeit er das transportiert hat“, sagte Besucherin Isabell Bitzenhofer.
Seine Ovationen quittierte Ryo Yamanishi mit einem innigen Bach-Busoni-Choral. „Nach dem Konzert bitte den Saal wieder geordnet mit Mundschutz den Saal wieder verlassen“, erinnerte Kulturamtsleiter Stefan Keil die Besucher. Er überreichte dem Interpreten eine Flasche des hauseigenen Kuony-Sektes zum Dank.