Es wird etwas ruhiger im Wald rund um Stockach: „Der Holzeinschlag für 2024 ist so gut wie abgeschlossen“, sagt Rainer Wendt vom Kreisforstamt Konstanz. 5350 Festmeter seien in diesem Jahr eingeschlagen worden, die Hälfte davon geplant, die andere Hälfte aufgrund von Käfer- oder Sturmschäden und Schneebruch. Für 2025 rechnet er mit einer ähnlichen Menge, doch das neue Jahr wird auch einige Änderungen mit sich bringen.

Neben einem neuen Leiter für das Forstrevier Stockach wird mit dem Alt- und Totholzkonzept eine neue Maßnahme für den Naturschutz eingeführt. Dabei geht es um den dauerhaften Verzicht auf die Nutzung eines Teils des Holzes im Stadtwald, heißt es in den Sitzungsunterlagen.

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Vier Prozent der Waldfläche werden stillgelegt

Konkret werden dabei Waldrefugien und Habitatgruppen eingerichtet. Bei den Waldrefugien handelt es sich um Flächen in der Größe von mindestens einem Hektar Größe, die Habitatgruppen sollen jeweils aus 15 Bäumen bestehen. Wie Rainer Wendt erläuterte, wären davon insgesamt rund vier Prozent der Fläche des Waldes betroffen.

Die Bäume in Waldrefugien und Habitatbaumgruppen würden nicht mehr gefällt werden, sondern verblieben bis zu deren natürlichen Zerfall im Wald. „Das bedeutet zwar einen kleinen Minderertrag, leistet aber einen großen Beitrag zum Naturschutz“, so Wendt. Bei 630 Hektar Fläche, die der Stockacher Stadtwald einnimmt, entsprechen die Stillegungsflächen in etwa 19 Hektar.

Projekt bringt auch Ökopunkte

„Wir werden hierfür vorrangig Flächen nutzen, die ohnehin schwer zu bewirtschaften sind“, so Wendt. Außerdem seien Fichtenbestände ausgenommen, da diese gefällt werden müssen, wenn sie vom Borkenkäfer befallen werden. Neben dem Naturschutzaspekt bringe das Alt- und Totholzkonzept aber auch noch einen anderen Vorteil für die Stadt mit sich: „Mit der Umsetzung dieses Konzepts wären für die Stadt 760.000 Ökopunkte zu erlösen“, so Wendt.

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Dafür gab es im Hauptausschuss der Stadt große Zustimmung. „Ich finde es immer besser, wenn man eigene Ökopunkte hat, anstatt welche zu kaufen“, erklärte Bürgermeisterin Susen Katter. „Ökopunkte sind für mich sekundär“, betonte indes Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler). Er sah vor allem andere Vorteile: Ein gutes Beispiel für die Umsetzung des Alt- und Totholzkonzepts lasse sich auf der Mettnau beobachten. „Dort kann man sehen, was alles lebt in diesem Totwald. Das ist wichtig für die Zukunft des Waldes“, so Karle.

Es gibt noch genügend Wald zur Bewirtschaftung

Trotz der geplanten Stilllegungsflächen wird es auch in Zukunft noch genügend bewirtschafteten Wald geben. Für das kommende Jahr ist der Einschlag von 5500 Festmetern Holz im Stockacher Stadtwald geplant, so Rainer Wendt. Im Forstamt rechnet man 2025 mit Einnahmen von 337.000 Euro aus dem Holzverkauf. Zusätzlich stehen rund 5650 Euro an Einnahmen aus Jagd und Fischerei im Plan.

Doch es fällt auch einiges an Kosten aus dem Forstbetrieb an. 19.320 Euro sollen in die Bestandspflege fließen, weitere 10.000 Euro für Erschließungsmaßnahmen. 65.100 Euro fallen für Verwaltungskosten an. Insgesamt bleiben unter dem Strich Einnahmen in Höhe von rund 77.000 Euro aus dem Forstbetrieb.

„Die wichtigste Vorsorge im Hinblick auf den Klimawandel ist die Vielfalt im Wald“, Rainer Wendt vom Kreisforstamt Konstanz
„Die wichtigste Vorsorge im Hinblick auf den Klimawandel ist die Vielfalt im Wald“, Rainer Wendt vom Kreisforstamt Konstanz | Bild: Claudia Ladwig

Klar ist, der Wald wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter verändern. „Die wichtigste Vorsorge im Hinblick auf den Klimawandel ist die Vielfalt im Wald“, erklärte Wendt auf Nachfrage von Wolf-Dieter Karle. So werde es zukünftig sukzessive weniger Fichten, dafür mehr Spitzahorn und Eichen geben.

Zustand des Stockacher Waldes ist stabil

Insgesamt sei der Zustand des Stockacher Waldes allerdings vergleichsweise stabil, so Wendt. „Wir haben andere Betriebe, in denen wir bei Fichte und Esche einen ungeplanten Einschlag in Höhe von 70 Prozent hatten“, so Wendt. Allerdings müsse man sich darauf einstellen, dass die alten Bestände dennoch schneller abgebaut werden müssen als geplant. Wendt verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass es von Vorteil sein könne, alte Fichtenbestände einzuschlagen, bevor sie vom Borkenkäfer befallen werden, da dann zumindest höhere Erlöse mit dem Verkauf des Holzes erzielt werden können. „Gefällt werden müssen diese Bäume früher oder später sowieso“, so Wendt.

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Angesprochen auf die 9000 Euro an geplanten Maßnahmen im Bereich Erholungsvorsorge erklärte Wendt, dass es hierbei vor allem um kleinere Maßnahmen wie das Aufstellen von Bänken gehe. „Der Haupterholungswert entsteht im Wald ja ohnehin beim Spazieren oder Joggen. Insofern kann man diesen monetär gar nicht beziffern“, so Wendt.