Die Stadt Stockach hat ein großes Problem: Sie kann den Bedarf an Kindergartenplätzen in der Stadt nicht decken. Verschärft wird die Situation im Moment dadurch, dass viele ukrainische Flüchtlinge mit Kindern in der Stadt untergebracht sind. Nun soll eine Notlösung Entlastung schaffen.

Wie in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zu erfahren war, hat das Land vor dem Hintergrund des Flüchtlingszustroms durch den Ukraine-Krieg rechtliche Grundlagen für die Einrichtung von Kita-Einstiegsgruppen geschaffen. In diesen Gruppen können Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren aufgenommen werden.

Land ermöglicht reduziertes Betreuungsangebot

In den Sitzungsunterlagen des Gemeinderats heißt es, die Gruppen sollen einen „niederschwelligen Zugang in die institutionelle Kindertagesbetreuung“ ermöglichen. Konkret geht es um ein räumlich und personell reduziertes Kinderbetreuungsangebot.

Das könnte Sie auch interessieren

Einzige Voraussetzung für die Einrichtung solcher Gruppen ist, dass sie in vorhandenen Räumen einer Kita mit Betriebserlaubnis eingerichtet werden, sofern diese Räume nicht für den Betrieb der bestehenden Gruppen zwingend benötigt werden. Das Mindestraumangebot beträgt laut der Sitzungsunterlage 2,2 Quadratmeter pro Kind. Zudem reicht ein einzelner Raum aus. Normalerweise wird zusätzlich zum Gruppenraum noch mindestens ein Intensivraum benötigt.

„Die vielen Erleichterungen, die eine solche Einstiegsgruppe in Bezug auf die Betreuungsqualität ermöglicht, würde ich so nicht in ...
„Die vielen Erleichterungen, die eine solche Einstiegsgruppe in Bezug auf die Betreuungsqualität ermöglicht, würde ich so nicht in Summe verantworten wollen“ – Hubert Walk, Hauptamtsleiter der Stadt Stockach | Bild: Reinhold Buhl

Die Landesvorgaben sehen vor, dass für solche Gruppen der Personalschlüssel herabgesetzt und vom Fachkraftgebot abgewichen werden könne. Denn in diesen Gruppen ginge es vorrangig um Aufsicht und Betreuung. Bildung und Erziehung wie in normalen Kita-Gruppen steht laut den Landesvorgaben hierbei hinten an.

Stockach bleibt über Mindestvoraussetzungen

So weit will man in Stockach nicht gehen, machte Hauptamtsleiter Hubert Walk in der Gemeinderatssitzung deutlich. „Die vielen Erleichterungen, die eine solche Einstiegsgruppe in Bezug auf die Betreuungsqualität ermöglicht, würde ich so nicht in Summe verantworten wollen“, so Walk.

So wolle man in Stockach mit zwei anerkannten Erzieherinnen arbeiten. „Wir sind in der Lage, auch in der Einstiegsgruppe Pädagogik anzubieten und nicht nur Betreuung, wie es in den Richtlinien des Landes zugrunde gelegt ist“, so Walk.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch die geforderte Mindest-Raumgröße könne übertroffen werden, denn für die Gruppe soll der Bewegungsraum im Schülerhort Wirbelwind herangezogen werden. Konkret wolle die Stadt dort Kindern, die 2023 oder 2024 eingeschult werden, eine Aufnahme in die Einstiegsgruppe anbieten.

Verwaltung rechnet mit weiterem Zuzug

Aktuell seien 13 solcher Kinder in der zentralen Vormerkung gelistet, heißt es in den Unterlagen des Gemeinderats. Zudem rechne die Verwaltung mit weiterem Zuzug von Flüchtlingskindern, sodass es durchaus sein könne, dass die Gruppengröße von 20 Kindern noch ausgeschöpft werde, machte Walk in der Sitzung deutlich.

Stadträtin Doris Rath (Grüne) brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass auf Dauer eine andere Lösung gefunden werden kann. Denn dass der Bewegungsraum dann für die Kinder im Hort wegfällt, hält sie in Zeiten, in denen schon die Halle des Berufsschulzentrums für sportliche Aktivitäten gesperrt ist, für problematisch.

Das könnte Sie auch interessieren

Insgesamt gab es im Gemeinderat allerdings breite Unterstützung für das Projekt und das Gremium stimmte schließlich einstimmig für die Einrichtung einer solchen Einstiegsgruppe samt Schaffung von 1,8 Stellen für die Betreuung der Kinder.

Mit entsprechenden Fachkräften sei die Verwaltung bereits im Gespräch, berichtete Hauptamtsleiter Hubert Walk. Allerdings laufe noch die Suche nach einer Person, die als Übersetzer für die ukrainischen Kinder fungieren kann.