Das Stockacher Narrengericht zieht in Absprache mit den Beteiligten die Reißleine: Das zweite Jahr in Folge wird es keine Verhandlung am Schmotzigen Dunschtig abends in der Jahnhalle geben. „Diese Absage erfolgte in Abstimmung mit der beklagten Person, dem SWR-Fernsehen und dem Narrengericht. Alle Beteiligten sind sich einig, dass eine solche Veranstaltung aktuell nicht sinnvoll durchgeführt werden kann“, schreibt Narrenrichter Jürgen Koterzyna in einer Pressemitteilung.
Trotz den jüngsten Regelungen, die Lockerungen zu Saalveranstaltungen an Fasnacht versprochen hätten, würden die gültigen Vorschriften dennoch die Organisatoren, Gäste und Mitwirkenden zu sehr einschränken, als dass eine närrisch stimmungsfrohe Veranstaltung allen auch Spaß machen würde. Und das solle sie als allererstes leisten.
Mit FFP2-Masken hätte es keinen Sinn gemacht
Koterzyna führt auf SÜDKURIER-Nachfrage aus, die übliche Atmosphäre sei nicht möglich, wenn viele der Beteiligten vom Narrengericht und den Gliederungen auf der Bühne FFP2-Masken tragen müssten. Die Regelungen, wer als Darsteller gelte und keine Maske brauche, seien kompliziert. Und die Mimiken, von denen die Verhandlung unter anderem lebe, gingen mit Masken komplett verloren. Beim Publikum sei es mit Masken ebenfalls schwierig und das Fernsehteam habe arbeitsrechtliche Einschränkungen. Es sei so kein würdiger Rahmen. Eine Verhandlung solle den Leuten auch Spaß machen, so Koterzyna.
In der offiziellen Mitteilung bringt der Narrenrichter die Emotionen und Kritik des närrischen Gremiums zum Ausdruck: „Das Narrengericht bedauert es aufs Tiefste, dass die Narrengerichtsverhandlung nun zum zweiten Mal in Folge ausfallen muss. Mit etwas mehr Konsequenz und mutigeren Schritten der Pandemiebekämpfung in den letzten Monaten hätte es vermutlich nicht zur Absage kommen müssen. Wir alle hoffen nun auf das nächste Jahr und die Vernunft aller politischen Entscheidungsträger.“
„Ein anderer Rahmen ist ausgeschlossen.“
Auf die Frage nach einer Alternative wie zum Beispiel einer Freiluft-Veranstaltung tagsüber antwortet der Narrenrichter: „Ein anderer Rahmen ist ausgeschlossen.“ Das sei mit den technischen Anforderungen zu viel Aufwand und auch zu wetterabhängig. Ein solcher Gedanke sei daher schnell verworfen worden.
Auch eine digitale Verhandlung per Internet ist laut Koterzyna keine Option. „Die euphorische und positive Spannung und Interaktion, die es im Saal gibt, kriegt man virtuell nicht hin“, erklärt er.
Großes Geheimnis um den Beklagten
Aber wer wäre eigentlich dieses Jahr der oder die Beklagte in der Verhandlung gewesen? Das ist bisher unbekannt. Wie auch im vergangenen Jahr hält sich das Narrengericht bedeckt. Der Narrenrichter teilt lediglich mit, es solle im Jahr 2023 wieder eine normale Narrengerichtsverhandlung in der Jahnhalle geben: „Wer sich dann vor dem Stockacher Narrengericht verantworten muss und ob es eventuell dieselbe beklagte Person wie diese oder letztes Jahr sein könnte, das bleibt wie immer ein wohlgehütetes Geheimnis. Am Dreikönigstag 2023 wissen dann alle mehr – Narro.“
Auch auf SÜDKURIER-Nachfrage will Koterzyna nichts sagen. Es sei mit dem oder der Beklagten abgesprochen, dass der Name nicht veröffentlicht werde. Selbst ob es sich um einen Mann oder eine Frau gehandelt hätte oder ob es eine Person aus der Landes- oder Bundespolitik gewesen wäre, will der Narrenrichter nicht preisgeben. Nicht einmal das komplette Gremium wisse es – nur der Kläger, Fürsprech und Koterzyna selbst. Es gebe natürlich Spekulationen und Nachfragen, so der Narrenrichter.