Beim Schätzele-Markt hat man sie gerade erlebt. Menschenmassen, die sich durch Tengen schieben. Schätzungen gehen von über 100.000 Marktbesuchern aus. Noch etwas mehr Menschen kommen jährlich als Übernachtungsgäste nach Tengen. Stellt man sich nun vor, dass jeder einen Beitrag von bis zu 1,50 Euro pro Übernachtung in ein Sparkässchen wirft, so kommt eine sechsstellige Summe zusammen. Ein Betrag, der eigentlich ab 2024 in die Stadtkasse fließen sollte, da ab Januar die Kurtaxe eingeführt werden sollte.
Doch das Sparschwein für die Übernachtungsgäste wird nicht – wie es eigentlich beschlossen war – ab Januar bereitstehen. Sondern erst ab 2025. „Wir müssen uns noch besser vorbereiten, um die Kurtaxe umsetzen zu können“, führte Tengens Bürgermeister Selcuk Gök im Tengener Gemeinderat aus.

Auf Nachfrage dieser Zeitung erläuterte er die Gründe dafür näher: „Wir haben uns dafür entschieden, uns besser aufzustellen, um den Touristen auch ein Angebot machen zu können, welches die Kurtaxe rechtfertigt“, so Gök. Seitens der Verwaltung und weiteren Teilnehmern werde ein Leitbild erstellt, um die Ziele der Zukunft festzuhalten.
Neben der Kurtaxe wurde auch die Teilnahme am dazugehörigen Meldesystem und die Einführung der Gästekarte „BodenseeCard West“ um ein Jahr verschoben. Die Übernachtungsgäste würden so als Gegenleistung für die Taxe Ermäßigungen bei Eintritten und die Gratisnutzung von Bus und Bahn erhalten.
Und was ist mit den Kosten?
Kritische Stimmen vermuteten, dass anstehende Schulungen für Gastgeber nicht mehr abgesagt werden könnten und dadurch nun unnötige Kosten verursachen würden. Dies verneinte der Bürgermeister: Der Stadt würden durch die Verschiebung keine Kosten entstehen. Die Kurtaxe werde nicht abgelehnt, nur verschoben.
Die Gastgeberschulung finde nicht wie geplant im November statt. Stattdessen sei im Frühjahr mit allen Gastgebern ein Austausch- und Informationsabend geplant, informiert die Stadtverwaltung.
Bereits als der Gemeinderat die Kurtaxe eingeführt hatte, kamen kritische Einwände und Gegenstimmen. Karl-Heinz Hofgärtner (Freie Wähler) stellte damals etwa fest: „Wir nennen uns zwar Luftkurort. Aber wir leben es nicht. Wir sind noch nicht so weit.“ Bei der erneuten Abstimmung in der Oktober-Sitzung kamen ähnlich kritische Stimmen. Albrecht Finsler (CDU / UW) dagegen äußerte: „Auf das eine Jahr kommt es auch nicht mehr an.“ Tengen sei nun schon lange genug dabei, die Kurtaxe auf den Weg zu bringen, so Finsler.
Michael Grambau erläutert für die Fraktion Freie Bürger/SPD auf Nachfrage dieser Zeitung: „Es haben sich einfach noch Problemstellungen im administrativen und logistischen Bereich aufgeworfen, weshalb wir die Einführung nicht über das Knie brechen wollten.“