Zuerst war es eine Sensation. Aber dann wurde der Familie klar: Das wird anstrengend für uns. Das Ultraschallbild beim Frauenarzt zeigte, dass im Bauch der Mutter Drillinge heranwuchsen. „Wie sollen wir das nur schaffen?“, fragten sich Mutter und Vater. Denn die Familie hatte bereits drei Kinder. Irgendjemand aus dem Bekanntenkreis hatte dann eine Idee: „Schaut doch mal, ob euch eine Dorfhelferin unterstützen kann. Am besten fragt ihr mal euren Hausarzt.“ Und tatsächlich – die Familie bekam eine Dorfhelferin. Das entspannte die Situation.
Melanie Dressnandt leitet die Einsätze des Dorfhelferinnenwerkes Sölden für die Region Singen-Hegau und die Höri. Zwölf Dorfhelferinnen stehen für die Region zur Verfügung und werden von Dressnandt auf die bedürftigen Familien verteilt. „Eine Dorfhelferin übernimmt hauswirtschaftliche Aufgaben wie kochen, waschen oder einkaufen. Aber sie betreut auch die Kinder, hilft ihnen bei den Hausaufgaben. Sie pflegt Säuglinge und betreut behinderte oder kranke Angehörige.“ Kurzum: Die Dorfhelferin packt überall an, wo Not in der Familie ist. Dorfhelferin Maria Hofgärtner ergänzt: „Wir haben in unserer Ausbildung sogar einen Melkkurs gemacht.“ Im Stall können die Helferinnen also auch noch mit anpacken.
Große Flexibilität ist gefordert
Berührende Szenen gebe es auch immer wieder, wenn man Kinder betreut, berichtet sie: „In einer Familie begrüßen wir immer den Spielplatz, wenn wir kommen: Guten Tag, lieber Spielplatz. Und wenn wir gehen, verabschieden wir uns: Wir gehen wieder, lieber Spielplatz“, erzählt Hofgärtner. Ein andermal habe sich ein Kind den Finger eingeklemmt. Die Dorfhelferin habe geblasen und schnell sei es besser geworden. Dann habe das Kind ein Pflaster am Finger der Dorfhelferin gesehen – und habe gleich auch den Schmerz bei der Dorfhelferin weg geblasen.
Die Einsätze werden von der Einsatzleiterin Melanie Dressnandt koordiniert. „Zwischen vier Stunden pro Woche bis acht Stunden pro Tag Hilfeleistung ist in unserem Gebiet derzeit alles vertreten“, so Dressnandt. Weiter hebt sie die Flexibilität hervor, die ihre Dorfhelferinnen mitbringen müssen: „Es sind viele neue Situationen, auf die sich die Dorfhelferinnen einlassen müssen. Flexibilität ist die absolute Stärke einer Dorfhelferin.“
Bisher noch keine Corona-Infektionen unter den Helferinnen
Durch Corona habe es einige Änderungen gegeben, erklärt die Einsatzleiterin. „Inzwischen rufen die ersten nach einer überstandenen Corona-Infektion an und brauchen Unterstützung in Haushalten mit Kindern.“ Bisher habe sich noch keine der zwölf Helferinnen infiziert. „Wenn eine bedürftige Familie sich meldet, frage ich inzwischen auch ab, ob eine Infektion besteht. Auch wir halten uns an die allgemeine Mundschutzpflicht. In Einzelfällen besprechen wir die Situation vor Ort konkret.“
Auch bei der Planung der Arbeitseinsätze spiele das Thema Corona eine Rolle. „Denn dort, wo Dorfhelferinnen in zwei oder drei Familien kommen, müssen sie besonders vorsichtig sein.“ Für Familien, in denen die Dorfhelferin ansonsten ein stückweit Ersatzmama wäre, ist das natürlich besonders schwierig.