Stefanie Lorenz

Ausgerechnet für sein letztes Jahr als Revierleiter musste Daniel Benz den Gemeinderäten in Herdwangen-Schönach schlechte Nachrichten überbringen. Laut der Zwischenbilanz des Försters, der 2020 ins Revier Ostrach gewechselt hat, steht im Jahr 2019 zum ersten Mal ein Minus unter der Bilanz beim Holzeinschlag im Gemeindewald. Aufgrund der vorliegenden Zahlen prognostiziert Benz einen Verlust beim Reinerlös von rund 17 500 Euro. Zum Vergleich: 2018 hatte die Gemeinde noch fast 14 000 Euro Gewinn durch den Holzeinschlag eingefahren. 

Rote, tote Fichten: Der Borkenkäfer hat ganze Arbeit geleistet, wie hier auf dem Bild aus dem Landkreis zu sehen. Auch in ...
Rote, tote Fichten: Der Borkenkäfer hat ganze Arbeit geleistet, wie hier auf dem Bild aus dem Landkreis zu sehen. Auch in Herdwangen-Schönach sorgt der Käfer für Schäden. | Bild: Landratsamt Sigmaringen

Grund für das Defizit sei der katastrophale Holzpreis auf einem Markt, der mit billigem Käferholz überschwemmt werde. Das erläuterten Daniel Benz und Walter Jäger vom Fachbereich Forst beim Landratsamt Sigmaringen in ihren Berichten zum forstwirtschaftlichen Betriebsplan. „Die Rahmenbedingungen sind so schlecht wie noch nie“, bedauerte Jäger.

Schon 2018 war die Situation durch Stürme und Trockenheit dramatisch

Schon im Jahr 2018 sei die Situation durch Stürme in Mitteldeutschland und extreme Trockenheit als Nährboden für die explosionsartige Vermehrung der Borkenkäfer dramatisch gewesen. 2018 seien bundesweit 75 Millionen Kubikmeter Schadholz angefallen. „Wir müssen auch in den kommenden Jahren, wenn nicht ein kleines Wetter-Wunder passiert, mit erheblichen weiteren Käferholzschäden rechnen“, prognostizierte Jäger.

Viel Lob gab es für Daniel Benz. Der bisherige Revierleiter von Herdwangen-Schönach wechselte zum 1. Januar ins Revier Ostrach.
Viel Lob gab es für Daniel Benz. Der bisherige Revierleiter von Herdwangen-Schönach wechselte zum 1. Januar ins Revier Ostrach. | Bild: Hermann-Peter Steinmüller

Steile Tobel und Moorböden im Gemeindewald erschweren Arbeit

58 Hektar umfasst die Holzbodenfläche des Gemeindewalds Herdwangen-Schönach. Die Topografie sei für einen Förster nicht ganz einfach zu handhaben, erläuterte Walter Jäger, denn es handle sich teilweise um steile Tobel oder Bäume auf Moorböden. Daniel Benz habe die Aufgabe hervorragend gemeistert: „Er ist ein ganz toller Förster. Es wird schwer, einen guten Nachfolger für ihn zu finden“, sagte Jäger.

Förster wollen zehn Prozent mehr Holz schlagen

Für den Wald wird ein Zehn-Jahres-Plan festgelegt. Für die Jahre 2014 bis 2023 war vorgesehen, dass 6600 Festmeter Holz geschlagen werden sollten. „Bis heute sind es aber bereits rund 5250 Festmeter, also schon 80 Prozent der bis 2023 geplanten Nutzung“, bilanzierte der Forstfachmann. 35 Prozent davon seien wegen Sturmschäden und Käferbefalls abgeholzt worden. Da keine Besserung in Sicht sei, werde man den Hiebsatz um zehn Prozent erhöhen, wofür keine gesonderte Genehmigung oder ein Beschluss nötig sei.

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Mischung aus vielen Baumarten sorgt für Stabilität

Walter Jäger verdeutlichte den Gemeinderäten die Problematik mit drastischen Zahlen beim Käferbefall einer Fichte. Während die erste Generation einer Käferpopulation 20 Bäume befalle, seien es in der zweiten Generation schon 400 betroffene Bäume. „Die dritte Generation benötigt dann bereits 8000 Bäume als Brutraum“, schilderte der Fachmann die Plage durch die vermehrungsfreudigen Insekten.

Aufgrund weiterer Temperaturerhöhung keine Besserung in Sicht

Für die kommenden Jahre werde mit einer weiteren Temperaturerhöhung von 1,2 bis im schlimmsten Falle 2,5 Grad gerechnet, deshalb sei keine Besserung in Sicht. „Ich will keinerlei Panik in Gang setzen. Wir reagieren schon länger auf die zu erwartende Temperaturerhöhung“, betonte Walter Jäger. Alternativen zu den in ihren Abwehrkräften massiv geschwächten Fichten seien Douglasien und Tannen. Mit einer Mischung aus möglichst vielen Baumarten könne man Stabilität im Wald schaffen. „Wir werden experimentieren müssen“, sagte er.

Unser Bild zeigt das Fraßbild des Borkenkäfers mit Muttergang und davon abgehenden Larvengängen. Auch im Gemeindewald von ...
Unser Bild zeigt das Fraßbild des Borkenkäfers mit Muttergang und davon abgehenden Larvengängen. Auch im Gemeindewald von Herdwangen-Schönach setzt der Käfer den Bäumen zu. | Bild: Jürgen Seyfried

In der Diskussion wies Gemeinderat Erwin Knoll darauf hin, den Gemeindewald nicht nur unter finanziellen Aspekten zu betrachten. „Der Wald ist ein wichtiger CO2-Speicher, sorgt für den Erhalt der Artenvielfalt und hat einen hohen Erholungswert für die Bürger“, betonte Knoll.

Er zollte Daniel Benz Respekt für sein immer praxisorientiertes Engagement für den Gemeindewald. Auch die Privatwaldbesitzer hätten Daniel Benz sehr geschätzt. Dem schloss sich Bürgermeister Ralph Gerster an, der bedauerte, dass Benz mit schlechten Nachrichten seinen Abschied nimmt: „Es ist das Schmerzhafteste für einen Förster, dem Gemeinderat ein Defizit vorstellen zu müssen“.