Die deutschen Waldbesitzer fürchten wegen Borkenkäfer-Plage und Dürre Milliardenkosten. Der Dachverband der Waldeigentümer geht davon aus, dass 2018 und 2019 insgesamt 70 Millionen Festmeter Schadholz anfallen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Käferholz und bei Stürmen umgeknickte Bäume. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter. Allein der Abtransport könnte nach Schätzung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) 2,1 Milliarden Euro kosten.
110 000 Hektar Wald zerstört
„Es handelt sich um eine Jahrhundertkatastrophe für die Wälder in Deutschland“, sagt AGDW-Sprecherin Larissa Schulz-Trieglaff. Die Arbeitsgemeinschaft ist der Dachverband der kommunalen und privaten Waldbesitzer in Deutschland.
Stürme und Borkenkäfer haben bundesweit mutmaßlich etwa 110 000 Hektar Wald zerstört. Die Waldeigentümer schätzen, dass für die Wiederaufforstung etwa 300 Millionen Bäume nachgepflanzt werden müssten, die Kosten belaufen sich nach Schätzung der AGDW auf weitere 640 Millionen Euro.
Eine halbe Milliarde für Aufforstung
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hatte ein Wald-Aufforstungsprogramm gefordert, das Schätzungen zufolge mehr als eine halbe Milliarde Euro kosten wird. Kanzlerin Angela Merkel will dafür Geld aus dem Energie- und Klimafonds bereitstellen. „Wir haben sehr, sehr große Waldschäden. Tausende von Waldbauern sind davon betroffen“, sagte Merkel.
„Die Dürre und die vorangegangenen Stürme haben ganze Wälder in Mittel- und Ostdeutschland zerstört“, sagt Schulz-Trieglaff. „Für manche Forstbetriebe ist dies existenzbedrohend, da der Markt mit dem beschädigten Holz übersättigt ist und sich die Holzpreise halbiert haben oder noch weiter gesunken sind.“
Forstwissenschaftler und -fachleute sind bundesweit tief beunruhigt. „Wir haben bei fast allen Baumarten täglich Hiobsbotschaften über Vitalitätsminderung und Schäden“, sagt Olaf Schmidt, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising. Insekten und Pilze reagierten sehr schnell und feinfühlig auf die Klimaveränderungen. So vermehren sich in manchen Regionen explosionsartig die Raupen der Schmetterlingsarten Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner, die Eichen und andere Laubbäume kahlfressen.
Auch die massenhafte Vermehrung der Fichtenborkenkäfer steht nach Überzeugung vieler Wissenschaftler im Zusammenhang mit dem Klimawandel. „Normalerweise kann die Fichte die Käfer durch Harzbildung abwehren. Aber wenn es zu trocken wird, hat sie kein Wasser und damit kein Harz mehr. Dann kann es innerhalb weniger Wochen zum Absterben der Bäume kommen“, sagt Schmidt.
Auch Schäden an Buchen
Inzwischen gibt es nach seinen Angaben auch vermutlich wärmebedingte Schäden an Buchenbeständen: „Viele Buchen haben dürre Kronen, die sehen zwar von unten betrachtet noch grün belaubt aus, aber aus der Luft sind die Schäden sichtbar.“ Möglicherweise leiden die Buchen unter Sonnenbrand: „Wir vermuten, dass es sich dabei um Schäden handelt, die durch die intensive Sonneneinstrahlung verursacht beziehungsweise gefördert werden.“
Gefährliche Baumkrankheit
Besorgniserregend ist zudem eine Baumkrankheit, die auch für Menschen Gefahr bedeutet: „Auch die Ahorn-Rußrindenkrankheit breitet sich aus, die ebenfalls von einem wärmeliebenden Pilz verursacht wird“, sagt Schmidt. „Das ist besonders bedenklich, weil dieser Pilz Gesundheitsprobleme bei Menschen verursacht.“ Denn dessen Sporen können nach dem Einatmen Entzündungen auslösen.
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