Wenn die Aftholderberger ihren Kirchenpatron, den heiligen Eulogius, ehren, dann ist dieser Tag immer von Würde, Festlichkeit und eindrucksvollen Bildern geprägt. Und so hinterließ auch am Sonntag ein „Eulogiusfest im Kleinformat“ wunderbare Eindrücke und eine besinnliche Stimmung bei den Zuschauern – wenngleich eine leichte Wehmut vor allem bei den älteren Bürgern blieb, die das Fest noch zu seinen Hoch-Zeiten erlebt haben, in denen mehrere hundert Pferde durch die prächtig geschmückten Straßen des Ortes zogen.

Eben dies war in diesem Jahr nicht möglich: Wegen der hohen Inzidenzen in den vergangenen Monaten und auch wegen der schwindenden Mitstreiter im Reitverein St. Eulogius sowie der Pfarrgemeinde, die gemeinsam das Fest organisieren, zogen keine Pferde, Reiter und Musikkapellen durch die Gassen. Stattdessen gab es „nur“ einen Paraderitt auf der Festwiese sowie die Pferdesegnung und den Freiluft-Gottesdienst. Dazu waren rund 30 Pferde und Reiter aus dem Ort selbst sowie aus Nachbargemeinden, wie etwa Aach-Linz, nach Aftholderberg gekommen.
Pferde kommen den sanften Hügel herunter
Immer beeindruckend ist der Moment, wenn die Reiter mit ihren prächtigen Tieren oben auf dem Hügel der Festwiese auftauchen. „Zum Paraderitt, marsch!“, gab auch in diesem Jahr Rittmeister Stefan Jäger das Kommando und schon setzten sich die Pferde in Bewegung, um das satte Grün gegenüber der Pfarrkirche St. Eulogius hinabzureiten.

Das gesamte Fest wurde von den schönen Klängen einer Abordnung der Musikkapelle Großschönach mit ihrem Dirigenten Jürgen Lohr umrahmt. Kernstück des Festes ist die Pferdesegnung, war der heilige Eulogius doch unter anderem Schutzpatron dieser Tiere. „Es ist eine große Freude, dass wir heute die Pferde segnen dürfen. Sie erinnern uns immer wieder an die gute Schöpfung, die Gott uns übergeben hat.

„Es ist auch unser Auftrag, dass wir diese Schöpfung bewahren und dass wir gut mit den Tieren umgehen“, betonte Dekan Stefan Schmid, der die Segnung ebenso wie den anschließenden Freiluftgottesdienst zelebrierte. Auf die Fürbitte des heiligen Eulogius hin, bat Schmid um den Segen Gottes für die Pferde. „Schütze sie vor Krankheiten und Gefahren und halte alle schädlichen Einflüsse von ihnen fern. Dann können sie den Menschen bei der Arbeit helfen und ihnen Ausgleich und Erholung schenken“, sprach der Dekan bei der Segnung aus.
Der anschließende Gottesdienst wurde vor der Pfarrkirche abgehalten, allerdings nicht wie sonst an der großen Altarbühne, sondern an einem etwas schlichteren Freiluft-Altar. Mitzelebriert wurde er von Pfarrer im Ruhestand Willi Kirchmann, der sein diamantenes Priesterjubiläum feierte und Diakon Bernd Lernhart. Die mit Ranken dekorierte Büste des heiligen Eulogius hatte einen Extra-Platz direkt beim Altar.
Schöne Säulen und prächtige Fahnen
Apropos, Schmuck: Die großen Triumphbögen fehlten in der „abgespeckten“ Form in diesem Jahr, trotzdem gab es schöne Blüten-Säulen und an vielen Häusern rund um die Pfarrkirche flatterten die prächtigen Fahnen im Wind.

Dokumentiert ist das Jahr 1857 für die Pferdesegnungen und Prozessionen in Aftholderberg. Man gehe aber davon aus, dass diese bereits im 18. Jahrhundert stattgefunden hätten, erklärte Dekan Stefan Schmid im Gottesdienst. Schmid stellt sich die Frage, warum wohl in den Jahrzehnten direkt vor 1857 keine Pferdesegnungen mehr stattgefunden hatten.

Die Antwort liegt für den Dekan in der Bewegung der Aufklärung, insbesondere der Spätaufklärung, bei der sich vieles um den Verstand und die Vernunft gedreht hatte. Wenn früher eine Pferdeprozession stattgefunden hat, gab es im Anschluss Tanz, Blasmusik und den Wirtshausbesuch. Die Aufklärer hätten darin etwas Sittenwidriges gesehen und diese Veranstaltungen unterbunden.
Beichte war mit dem Wallfahren verbunden
Damit der Mensch besser werden sollte, setzten die katholischen Aufklärer auf die Beichte, erläuterte Schmid im Gottesdienst. Die Beichte sei damals mit dem Wallfahren verbunden gewesen, wo verschiedene Pater die Sünden der Menschen hörten. Die Spätaufklärer empfanden dies laut dem Dekan als hinderlich für die Besserung des Menschen, weil immer wieder ein anderer Pater die Beichte abnahm und so kein Druck für den Sünder aufgebaut wurde, sich zu ändern.
Pfarrei wurde Zentrale der Pfarrseelsorge
Deshalb habe Spätaufklärer Ignaz Heinrich von Wessenberg, der letzte Generalvikar der Diözese Konstanz, zu der auch Aftholderberg gehörte, das Wallfahren verboten und darauf gesetzt, dass die Menschen beim heimischen Pfarrer beichteten. „Deshalb wurde die Pfarrei die Zentrale, wo Pfarrseelsorge stattfand. Erst aus dieser Zeit haben wir das Pfarreiwesen. Die Idee der Pfarrei geht auf diese Spätaufklärer zurück“, betonte Schmid.

Was Ignaz Heinrich von Wessenberg uns heute noch sagen könne, sei, dass solche Veranstaltungen niemals zu bloßen Äußerlichkeiten verkommen dürften. „All das, was wir aus der Tradition heraus tun, muss immer aus unserem Herzen heraus getragen sein“, betonte Stefan Schmid. Wenn man darauf blicke, was man aus der Vita von Eulogius wisse, werde klar, dass dieser nach dem Doppelgebot der Liebe gelebt und gehandelt habe: der Liebe zu Gott und der Nächstenliebe. „Deshalb ist Eulogius – ebenso wie weitere Heilige – ein Vorbild für uns“, sagte er abschließend.
„Wir sind stolz, Willi Kirchmann als Heimatpfarrer zu haben“
Beim Freiluft-Gottesdienst des Eulogiusfestes stand Pfarrer im Ruhestand Willi Kirchmann als Konzelebrant mit am Altar. Der geschätzte Geistliche feiert in diesem Jahr sein diamantenes Priesterjubiläum. Der heute 86-jährige, der aus Tautenbronn stammt, wurde im Juni 1962 zum Priester geweiht.
„Segne unseren Willi Kirchmann, der 60 Jahre im priesterlichen Dienst segensreich für die Kirche gewirkt hat und schenke ihm Gesundheit an Leib und Seele“, hieß es in den Fürbitte beim Gottesdienst. Andrea Schempp überreichte dem Jubilar im Namen des Pfarrgemeinderats der Seelsorgeeinheit Wald, seiner Heimatpfarrei Aftholderberg, des Gemeindeteams und des Schönheitsvereins, der für die Dekoration am Eulogiusfest zuständig ist, ein Geschenk. Dabei fand sie warmherzige Worte: „Ich kann in unser aller Namen sagen, dass wir unsagbar stolz sind, unseren Pfarrer Willi Kirchmann als Heimatpfarrer zu haben“, betonte sie. Kirchmann sei stets mit der Heimat verbunden geblieben und alle seien erfreut darüber, wenn er noch heute in der Pfarrkirche St. Eulogius einen Gottesdienst abhält. „Bei einem unserer Treffen mit Ihnen haben Sie gesagt, die Christen hätten vergessen, dass katholisch sein auch fröhlich sein bedeute“, erinnerte Schempp und schilderte schöne, von Lachen erfüllte Stunden mit Willi Kirchmann, etwa bei der Planung des 150. Jubiläums des Eulogiusfestes. „Wir wünschen Gesundheit und Wohlergehen und noch ein paar schöne Treffen mit uns, um immer mal wieder herzlich lachen zu können“, sagte sie abschließend.
Glückwünsche zum diamantenen Priesterjubiläum gab es auch von Dekan Stefan Schmid. „Du hast bereits das goldene Priesterjubiläum gefeiert, als ich noch gar nicht geweiht war“, schmunzelte der Dekan. Er dankte Kirchmann für den jahrzehntelangen Einsatz.
Sichtlich gerührt nahm der Jubilar die vielen lobenden Worte an. Als er damals vor 60 Jahren seine Primiz gefeiert hat, habe Pfarrer Zeiser die Festpredigt gehalten. Gerne erinnere er sich heute an diesen schönen Tag und betrachte auch die Fotos, die gemacht wurden. Abschließend wünschte er allen Gästen des Eulogiusfests Gottes Segen und Gesundheit. (slo)