Herdwangen-Schönach – „Jetzt kommt Tante-M nach Großschönach!“, hieß es im November vergangenen Jahres noch euphorisch. Für die Bewohner und die engagierten Teilnehmer am Dorv-Projekt schien der lange gehegte Wunsch nach einem Nahversorger direkt vor Ort in Erfüllung gegangen zu sein, als der Gemeinderat dem Kauf eines Verkaufscontainers mit rund 70 Quadratmetern Fläche zustimmte. Darin soll der Selbstbedienungsladen untergebracht werden, dessen Einrichtung der Gemeinderat bereits im Januar 2022 beschlossen hatte.

Container steht auf dem Dorfplatz bereit

Der Container steht jetzt schon einige Zeit auf dem Dorfplatz in Großschönach, doch er muss momentan noch leer bleiben, denn der Weg zur tatsächlichen Eröffnung eines Tante-M-Ladens erweist sich als holprig. Bürgermeisterin Alexandra Kipp musste den Gemeinderäten bei der jüngsten Sitzung mitteilen, dass noch immer kein Betreiber gefunden werden konnte. Gesucht wird ein sogenannter Franchisenehmer, also ein selbstständiger Geschäftspartner für die Kette Tante-M. Der selbstständige Händler arbeitet dann unter Lizenz mit dem Unternehmen Tante-M zusammen und betreibt den SB-Laden in Großschönach.

Gespräch mit überraschender Aussage

Alexandra Kipp hat sich wegen der zähen Entwicklung mit Christian Maresch aus Pliezhausen im Kreis Reutlingen in Verbindung gesetzt, der die Kette Tante-M betreibt. In diesem Gespräch, über das Kipp den Gemeinderäten berichtete, erfolgte eine für die Gemeinde überraschende Aussage des Geschäftsführers. Maresch habe der Bürgermeisterin mitgeteilt, so Kipp, dass es – entgegen früherer Aussagen – nicht möglich sei, dass Tante-M den Laden in eigener Regie betreiben wird, falls kein Franchisenehmer gefunden werden kann.

Frühere Aussage gilt nicht mehr

Tatsächlich hatte Jochen Schwab, zuständig im Unternehmen für Expansion, Franchise und Controlling, im Januar 2022 bei der Erörterung des Konzepts in einer Gemeinderatssitzung, bei der auch der SÜDKURIER anwesend war, erläutert, dass als Betreiber des Ladens die Tante-M-Kette fungieren könnte. „Das heißt, wir betreiben den Laden auf eigene Rechnung und eigene Verantwortung“, hatte Jochen Schwab damals betont. Von dieser Option nimmt das Unternehmen jetzt Abstand.

Der Container auf dem Dorfplatz in Großschönach steht schon seit längerem bereit, um den geplanten Selbstbedienungsladen zu beherbergen. ...
Der Container auf dem Dorfplatz in Großschönach steht schon seit längerem bereit, um den geplanten Selbstbedienungsladen zu beherbergen. Doch wer wird ihn unter Lizenz mit Tante-M betreiben? | Bild: Stefanie Lorenz

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Christian Maresch, dass es nichts mit der Gemeinde Herdwangen-Schönach im Speziellen zu tun habe, dass Tante-m nicht selbst die Zügel des Ladens in der Hand halten will. „Wir haben seit Anfang des Jahres für uns beschlossen, dass wir keine derart weit von uns entfernten Standorte selbst betreiben wollen. Ansonsten wären der nachhaltige Betrieb und die Versorgung nicht gewährleistet“, erläutert der Firmen-Chef.

Gespräche bleiben fruchtlos

Christian Maresch berichtet von umfangreichen Bemühungen, einen Betreiber für den Schönacher Standort zu finden. „Leider waren unsere Gespräche bislang fruchtlos“, bedauert er. Jetzt wolle man aber noch einmal richtig Gas geben und mit einer verstärkten Initiative einen Franchisenehmer finden. Maresch ist optimistisch, dass dies auch gelingen wird. „Wir haben immer viele Anfragen, aber an manchen Standorten muss man einfach länger und intensiver suchen“, betont der Geschäftsführer.

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Auf der Internetseite der Tante-M-Kette sind derzeit zwölf Standorte verzeichnet, an denen ein Betreiber „sofort loslegen“ könnte, wie es dort heißt. Herdwangen-Schönach ist einer der genannten Orte. Auf der Internetseite werden die Vorteile des Franchising-Systems beschrieben, es gibt einen Image-Film dazu und Interessierte können per Klick Kontakt mit Tante-M aufnehmen.

Betreiber muss bis zu 50.000 Euro investieren

Bis zu 50.000 Euro muss ein Betreiber anfangs investieren, wie Christian Maresch auf Nachfrage erklärt. In diesem Betrag sei neben der Ausstattung des Ladens auch eine erste Befüllung mit Waren enthalten. „In Herdwangen-Schönach dürften es bei der Ladenfläche etwas weniger als 50.000 Euro sein“, sagt er. Eine genaue Summe nannte er nicht. „Wir werden die Betreibersuche gemeinsam mit der Gemeinde angehen“, verspricht Maresch abschließend.

So könnte der SB-Laden aussehen. Das Sortiment soll Lebensmittel sowie Schreib- und Drogeriewaren umfassen.
So könnte der SB-Laden aussehen. Das Sortiment soll Lebensmittel sowie Schreib- und Drogeriewaren umfassen. | Bild: Firma Tante-M

Der Container wurde von Herdwangen-Schönach gekauft und an die Firma Chrisma/Tante-M vermietet. Insgesamt waren Investitionskosten für das Projekt in Höhe von rund 135 000  Euro eingeplant. Die Gemeinde rechnete im vergangenen Jahr laut dem damaligen Bürgermeister Ralph Gerster mit Zuschüssen in Höhe von 30 Prozent, also rund 40 500 Euro. Die verbleibenden rund 94 500 Euro seien nach rund elf Jahren über die Miete refinanziert, wie Gerster im November 2022 berichtete. Für die Anmietung des Containers erhält die Gemeinde 700 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer pro Monat.

Ärger bei den Gemeinderäten

Die Mitteilung von Alexandra Kipp darüber, dass Tante-M den Laden nicht selbst betreiben wird, stieß bei den Gemeinderäten auf Verärgerung. Peter Atzenhofer (Freie Wähler) erinnerte daran, dass Jochen Schwab im Namen der Firma diese Möglichkeit zugesichert hatte. „Das ist ein Wortbruch“, ärgerte sich Atzenhofer. Schließlich habe die Gemeinde bereits eine Investition getätigt. Er regte an, den Vertrag mit dem Unternehmen zu überprüfen. Fraktionskollegin Melanie Boos meinte, dass auch mündliche Zusagen bindend sein können. Dies müsste geprüft werden.