Für die Bewohner von Großschönach geht ein lang gehegter Herzenswunsch in Erfüllung; für die engagierten Teilnehmer am Dorv-Projekt ist es der Lohn für ihren unermüdlichen Einsatz um die Nahversorgung vor Ort: Die Gemeinde bekommt einen Tante-M-Laden. Damit soll das Einkaufen fast rund um die Uhr möglich werden. Standort für den SB-Laden mit rund 70 Quadratmetern Fläche soll auf dem Dorfplatz neben der Kirche sein, dessen Neugestaltung bereits abgeschlossen werden konnte.

Ein sogenannter Tante M-Laden soll in Großschönach entstehen. Er ist auf dem neu gestalteten Dorfplatz in Großschönach geplant (unser Bild).
Ein sogenannter Tante M-Laden soll in Großschönach entstehen. Er ist auf dem neu gestalteten Dorfplatz in Großschönach geplant (unser Bild). | Bild: Stefanie Lorenz

Der Grundsatzbeschluss für den Laden war bereits im Januar gefallen, nun stellten die Räte endgültig die Weichen, indem sie am Dienstagabend einstimmig für die Ausschreibung zum Bau eines Verkaufscontainers votierten, der anschließend an die Firma Chrisma/Tante-M vermietet werden wird. Die Investitionskosten sind mit rund 135 000 Euro eingeplant, die Gemeinde rechnet laut Bürgermeister Ralph Gerster mit Zuschüssen in Höhe von 30 Prozent, also rund 40 500 Euro. Die verbleibenden rund 94 5000 Euro seien nach elf Jahren über die Miete refinanziert, so Gerster. Für die Anmietung des Containers erhält die Gemeinde 700 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer pro Monat.

Waren werden selbst eingescannt

Die Kette Tante-M, deren Betreiber Christian Maresch aus Pliezhausen im Kreis Reutlingen ist, will mit ihrem Konzept vor allem Gemeinden im ländlichen Raum ab etwa 1000 Einwohnern bedienen. Auf der Homepage sind derzeit 34 bereits eröffnete Läden sowie zahlreiche weitere geplante Standorte aufgelistet. Angeboten wird ein Sortiment an Lebensmitteln vom Fleisch über Milchprodukte und Tiefkühlwaren, Getränke und Süßigkeiten bis hin zu Obst und Gemüse. Dabei setzt die Firma auf Selbstbedienung inklusive der „Self-Check-Out-Kasse“, das heißt, dass die Waren vom Kunden selbst eingescannt werden und dann bar, per Karte oder auch mit dem Handy bezahlt werden. Durch die Selbstbedienung sind tägliche Öffnungszeiten von 5 bis 23 Uhr möglich.

Wenig Personal wird benötigt

Für die Läden wird kaum Personal benötigt, lediglich die tägliche Kontrolle der Regale, deren regelmäßige Bestückung, das Leeren der Kasse und die Reinigung des Ladens muss von Mitarbeitern übernommen werden. Im Konzept von Tante-M heißt es hierzu, dass durch die relativ geringe Verkaufsfläche und die Online-Überwachung des Bestandes von Sortiment und Kasse hierfür nicht mehr als eineinhalb bis zwei Stunden pro Tag benötigt würden. Die Arbeit bei Tante-M sei perfekt geeignet für Mini-Jobber oder Teilzeitkräfte.

Einige Gespräche waren vonnöten

„Dieses Projekt, das wir im Januar vorgestellt hatten, hat einen gewissen Vorlauf gehabt“, erläuterte Bürgermeister Ralph Gerster. Die Verwaltung habe mit den Verantwortlichen der Firma Chrisma/Tante-M in Kontakt gestanden; es seien einige Gespräche vonnöten gewesen, um an den jetzigen Punkt zu kommen, so der Bürgermeister. Ursprünglicher Gedanke des Unternehmens sei gewesen, dass der Containerhersteller den Container baut und an die Betreiber verpachtet.

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Nach reiflicher Überlegung und entsprechender rechtlicher Prüfung habe sich der Containerhersteller jedoch gegen eine Vermietung ausgesprochen. „Die Firma Chrisma/Tante-M will selbst nicht bauen, nur mieten“, schilderte Gerster den aktuellen Stand der Dinge. Der Gemeinde liege ein Komplettangebot für den Container vor. Dieses Angebot beinhaltete alles, was für den Betrieb des Ladens erforderlich ist. Die Kosten für die Inneneinrichtung werde der Betreiber übernehmen.

Das Sortiment umfasst Lebensmittel aller Art, aber auch Schreib- und Drogeriewaren.
Das Sortiment umfasst Lebensmittel aller Art, aber auch Schreib- und Drogeriewaren. | Bild: Firma Tante-M

Ralph Gerster ließ die Vorgeschichte des Projekts seit dem Jahr 2018 Revue passieren. „Wir alle erinnern uns daran, wie das Dorv-Projekt in einer Gemeinderatssitzung vorgestellt wurde“, sagte er. Die Abkürzung Dorv steht für Dienstleistung und ortsnahe Rundumversorgung; der Zweck ist, beides in einer Gemeinde ansiedeln zu können. Gerster bedankte sich in diesem Zusammenhang bei der Gemeinde Wald.

Arbeitsgruppe bildet sich schnell

Der damalige Bürgermeister Werner Müller habe dieses Projekt in Wald präsentiert und er habe mit ihm abgeklärt, dass es in Ordnung sei, wenn auch Herdwangen-Schönach diese Idee weiterentwickelt. „Es hat sich schnell eine Arbeitsgruppe gebildet“, schilderte Gerster und zeigte sich erfreut darüber, dass einige der Mitglieder am Dienstagabend bei der Sitzung in der Bundschuhhalle anwesend waren. „Manche waren vom ersten Tag an dabei, der eine oder andere ist im Laufe der Zeit noch dazu gestoßen“, erläuterte er.

Große Visionen standen am Anfang

Für das Projekt habe es in der ersten Phase große Visionen gegeben, wie die Ansiedlung nicht nur eines Nahversorgers, sondern auch von Ärzten, Banken und eines Cafés. Anfangs habe man eine externe Moderation durch die Studiengesellschaft für Projekte zur Erneuerung der Strukturen (SPES) gesetzt, davon habe man sich aber im Lauf der Zeit verabschiedet. Das Dorv-Team habe trotzdem weitergemacht: „Das zeigt, wie gut dieses Team zusammengewachsen ist“, lobte Gerster den unermüdlichen Einsatz der Bürger. In unzähligen Gesprächen sei die Idee der Ansiedlung eines Ladens in Großschönach weiterentwickelt worden. Schweren Herzens habe sich das Team von dem ursprünglichen Plan, einen Dorfladen in Massivbauweise entstehen zu lassen, verabschiedet und sich mit der Container-Lösung angefreundet.

Höhen und Tiefen durchgestanden

Unablässig habe sich das Dorv-Team über Konzepte informiert und Bürgerbefragungen durchgeführt. Dass die Gemeinde jetzt das Tante-M-Konzept verwirklichen wird, sei diesem Engagement zu verdanken, für das sich Gerster bedankte. „Sie haben das ehrenamtlich gemacht und alle Höhen und Tiefen dieses Projekts durchgestanden“, lobte er. Gemeinderätin Sandra Reddemann (Freie Wähler) drückte die Freude des Gremiums aus: „Wir sind alle froh und stolz darauf, dass der Dorfladen kommt. In den Ort gehört eine Möglichkeit des Einkaufens hinein.“ Dies stelle gerade in Zeiten, in denen es kaum noch Gaststätten gibt, auch eine Kommunikationsmöglichkeit dar. „Wir haben das Bürgervotum nun umgesetzt. Ich hoffe, dass der Laden ein Erfolgsprojekt wird“, sagte Manfred Demmer (CDU), der sich selbst im Dorv-Team engagiert hat.

Team freut sich sehr

Im Gespräch mit dem SÜDKURIER drückte Carlo Hilgers vom Team seine Freude aus, dass es „nach so langer Zeit jetzt geklappt hat“. Ihm sei klar, dass es noch eine gewisse Zeitspanne brauche, bis der Laden tatsächlich eröffnet werden kann. „Aber wir haben jetzt die Aussicht und freuen uns, dass sich das, was wir erarbeitet haben, gelohnt hat“, betonte er. Mitstreiter Anton Frank zeigte sich begeistert vom neu gestalteten Dorfplatz in Großschönach. Diese zentrale Stelle sei ein Ort, an dem die Menschen nicht nur einkaufen könnten, sondern der auch Raum für Begegnungen schaffe. „Alles passt jetzt zusammen“, freute er sich.