Die Gemeinde Herdwangen-Schönach erweitert ihr Nahwärmekonzept. An das vorhandene Nahwärmenetz werden im kommenden Jahr der Dorfladen Rokweiler und die Arztpraxen sowie auch die Seniorenwohnanlage mit der Gemeinschaftseinrichtung, die gerade gebaut wird, angeschlossen. Diesen Beschluss fasste der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am Dienstagabend.
Vertrag mit Stadtwerk am See abgeschlossen
Bereits im Jahr 2018 hatte die Gemeinde den Wärmelieferungsvertrag mit dem Stadtwerk am See abgeschlossen. Das Stadtwerk war damals der günstigste Bieter. Der Vertrag gilt für das Quartier rund um die Dorfmitte in Herdwangen, konkret für das Rathaus, die Grundschule und die Bundschuhhalle. In der Ausschreibung waren damals allerdings schon der Dorfladen, die Praxen und die geplante Seniorenwohnanlage sowie die Gemeinschaftseinrichtung mit eingeschlossen.
Im kommenden Jahr ist die Verlegung der Leitung geplant
Laut Kaufvertrag wurde der Bauträger der Seniorenwohnanlage dazu verpflichtet, die Gebäude an die Nahwärmeversorgung anzuschließen. Nachdem derzeit die Arbeiten voranschreiten, kann das Stadtwerk am See im kommenden Jahr mit der Verlegung der Nahwärmeleitung beginnen.
Beim Dorfladen Rokweiler steht laut Bürgermeister Ralph Gerster der Austausch der bestehenden Ölheizung an. Diese werde nicht mehr lange in Betrieb sein dürfen. Deshalb sollte die Heizung inklusive der Öltanks demontiert und das Gebäude an die Nahwärmeversorgung sowie die Übergabestation an den vorhandenen Heizkreis angeschlossen werden. Die Kosten dafür belaufen sich laut Verwaltung auf 25 000 Euro. Mit der Ausschreibung der Maßnahme wurde das Energiemanagement-Büro von Karsten Jäkel beauftragt. Jäkel hatte die Gemeinde von der ersten Planung bis hin zur Ausarbeitung des Wärmeliefervertrags über die KEA – die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg – fachlich begleitet.
Umrüstung der Nachtspeicheröfen im Rathaus
In der Sitzung erläuterte Karsten Jäkel den Gemeinderäten die Einzelheiten und rief die Vertragsgrundlagen mit dem Stadtwerk am See in Erinnerung. Das Angebot beinhaltete die Wärmeversorgung mit Gas-Blockheizkraftwerken (BHKW) und einem Gas-Brennwertkessel zur Spitzenabdeckung. Sämtliche Kosten für die Wärmeanbindung der beteiligten Gebäude in der Herdwanger Dorfmitte, wie zum Beispiel die Pumpen, Heizkreise, Wärmeübergabestationen und die Warmwasserbereitung, waren im Angebot enthalten. Lediglich die Umrüstung des Rathauses von Nachtspeicheröfen auf ein Wassersystem mit Heizkörpern musste die Gemeinde eigenständig durchführen.
Vertrag kann 20 Jahre laufen
Der Vertrag wurde laut Jäkel für eine Laufzeit von zehn Jahren zuzüglich zwei mal fünf Jahre Verlängerung für den Wärmepreis – also insgesamt maximal 20 Jahre – abgeschlossen.
BHKW in der Grundschule installiert
Wie Karsten Jäkel ausführte, wurde die Blockheizkraftanlage im Jahr 2019 in der Heizzentrale der Grundschule installiert. „Durch die Anlage werden 70 Prozent des Wärmeverbrauchs gedeckt“, schilderte er. Für die restlichen 30 Prozent erfolge die Wärmeerzeugung durch die neue Gas-Brennwertkesselanlage im Heizraum der Grundschule. Jäkel schilderte, dass im Vorfeld des Vertragsabschlusses diverse Heizmethoden, wie etwa auch Pellets und Hackschnitzel, untersucht worden seien. Das Gas-Blockheizkraftwerk sei auch in der derzeitigen Lage immer noch die preiswerteste Variante.
Durch Stromerzeugung wird Wärme refinanziert
„Das ist deshalb so, weil das Blockheizkraftwerk neben Wärme auch noch Strom erzeugt und der Strompreis ja gleichzeitig mit dem Gaspreis explodiert ist. Dadurch, dass gleichzeitig Strom erzeugt wird, wird die Wärme refinanziert“, erläuterte der Ingenieur für Wärmeversorgung den Grund, warum das Gas-Blockheizkraftwerk auch jetzt noch sinnvoll ist. Der Fachmann bezeichnete den im Vertrag vereinbarten Preis mit dem Stadtwerk am See als „fair und gut“.
Heizkesselanlage wird komplett ersetzt
Im Frühjahr 2023 könnten laut Karsten Jäkel die Tiefbauarbeiten für den Anschluss des Dorfladens und der Praxen beginnen. Danach sollen die Heizölkesselanlage, die bereits aus dem Jahr 1989 stammt und auch aus gesetzlichen Gründen nicht mehr verwendet werden sollte, inklusive der Heizöltanks sowie der Heizkreises des Gebäudes ersetzt werden.
Gemeinderat votiert einstimmig für den Anschluss
Einstimmig votierte der Gemeinderat für den Anschluss des Dorfladens und der Praxen sowie der sich derzeit im Bau befindenden Seniorenwohnanlage.
Blockheizkraftwerke
Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) erzeugt gleichzeitig Strom und Wärme. Blockheizkraftwerke wandeln dabei Energieträger, wie zum Beispiel Gas, Öl oder Holz, in Strom und Wärme um. Diese Methode der Energiegewinnung ist effizient, weil dabei keine Transportwege nötig sind. Blockheizkraftwerke eignen sich hauptsächlich für Gebäude, die ganzjährig einen hohen Wärmebedarf und Stromverbrauch haben.
Quelle: www.verbraucherzentrale.de