Es war ein schöner Abend, der alles hatte, was eine gelungene Verabschiedung eines besonderen Menschen ausmacht: Warmherzige Abschiedsworte, die Erinnerung und Würdigung des Geleisteten, anrührende Momente, aber auch Beiträge, bei denen kräftig gelacht werden durfte. Dazu bewegende musikalische Beiträge und am Ende noch zwei sympathische Künstler, die sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Herzen der Zuschauer zauberten.

Auch Bürgermeister der Nachbargemeinden sind dabei

Rund 400 Gäste, darunter Landrätin Stefanie Bürkle, Ehrenbürger Lothar Riebsamen, Bürgermeister der umliegenden Gemeinden sowie Vertreter der Kirchen und der Wirtschaft, durften am Freitag in der Ramsberghalle einen würdigen Abschiedsabend erleben, den der scheidende Bürgermeister Ralph Gerster sichtlich gerührt aufnahm. Statt Geschenke zum Abschied hatte er um Spenden für die Bürgerstiftung gebeten, die in ein großes Sparschwein wanderten.

Mit stehendem Applaus bedankten sich die 400 Gäste in der Ramsberghalle bei Ralph Gerster. Vorne rechts im Bild Landrätin Stefanie ...
Mit stehendem Applaus bedankten sich die 400 Gäste in der Ramsberghalle bei Ralph Gerster. Vorne rechts im Bild Landrätin Stefanie Bürkle neben Ehrenbürger Lothar Riebsamen mit Gattin Ellen. Daneben und dahinter Bürgermeisterkollegen aus den Nachbarstädten und -gemeinden sowie Vertreter der Kirchen. | Bild: Stefanie Lorenz

Gleich mehrere „Dream-Teams“ gab es auf der Bühne. Zum einen zwei wunderbare musikalische Vereinigungen: die Musikkapelle Großschönach, die gemeinsam mit dem Musikverein Herdwangen spielte, sowie die vereinten Stimmen des Kirchenchors Herdwangen-Schönach mit dem Gesangverein Sängerlust aus Aftholderberg. Sie bereiteten Ralph Gerster eine große Freude, indem sie unter anderem mit „Highland Cathedral“ und dem „Irischen Segenslied“ zwei Stücke darboten, die bei der Amtseinführung des Bürgermeisters im Jahr 2010 gespielt worden waren.

Wunderbare Laudatio für Gerster

Zum anderen harmonierten Gemeinderätin Sandra Reddemann und der stellvertretende Bürgermeister Peter Atzenhofer perfekt miteinander. Reddemann erwies sich als charmante Moderatorin, die mit treffend ausgewählten Zitaten berühmter Persönlichkeiten zu den einzelnen Programmpunkten überleitete. Peter Atzenhofer zeigte sich als versierter Redner bei der Begrüßung und vor allem bei seiner launigen Laudatio. Die neue Amtskette für Ralph Gerster, die zu Beginn der zweiten Amtsperiode in bewusst massiver Ausführung angeschafft worden sei, sei wohl doch zu schwach gewesen, meinte Atzenhofer zur Freude des Publikums.

Ralph Gerster (rechts) freut sich mit seiner Familie über einen Holzbalken mit Sinnspruch, den Melanie Boos (ganz links) als Geschenk ...
Ralph Gerster (rechts) freut sich mit seiner Familie über einen Holzbalken mit Sinnspruch, den Melanie Boos (ganz links) als Geschenk bringt. Alle weiteren Geschenke waren Spenden für die Bürgerstiftung. Unser Bild zeigt von links: Sandra Reddemann, Sebastian Blender, Diana Gerster sowie Lena und Jonas Gerster. | Bild: Stefanie Lorenz

„Der Gemeinderat hat damals die Willenskraft und die auftretenden Zugkräfte unterschätzt“, sagte er zum Wechsel des Bürgermeisters ins Pfullendorfer Rathaus. Er habe sich übrigens gefragt, so Atzenhofer spitzbübisch, wieso es für Ralph Gerster ausgerechnet Pfullendorf sein musste. Ihm sei bis heute kein nennenswerter Grund eingefallen, witzelte er und erntete dafür viele Lacher – auch Bürgermeister a.D. Thomas Kugler in den Gästereihen nahm den Seitenhieb auf die Linzgaustadt mit Humor.

Viele zukunftsweisende Projekte verwirklicht

Atzenhofer bedankte sich für das Engagement Gersters und ließ die vielen wichtigen und zukunftsweisenden Projekte während dessen Amtszeit Revue passieren, allen voran die Umsetzung des Seniorenkonzepts, die im Spatenstich für die Seniorenwohnanlage gemündet hat. Gerster habe vielfach die Bürger bei Entscheidungen mit ins Boot geholt und „mit viel Geschick, Zähigkeit und Ausdauer“ die Fördertöpfe erfolgreich genutzt.

Ein „Dream-Team“ auf der Bühne: Sandra Reddemann und Peter Atzenhofer.
Ein „Dream-Team“ auf der Bühne: Sandra Reddemann und Peter Atzenhofer. | Bild: Stefanie Lorenz

„Durch eine stets vorausschauende Finanzplanung und angemessene Investitionspolitik kann Ralph Gerster die Gemeinde genauso schuldenfrei übergeben, wie er sie vor dreizehn Jahren übernommen hat“, lobte der stellvertretende Bürgermeister. Gerster hinterlasse eine gut aufgestellte, prosperierende Kommune mit florierenden Gewerbebetrieben, zeitgemäßer Infrastruktur, modernen Einrichtungen für Erziehung und Bildung, vielfältigem Vereinsleben, zahlreichen Menschen, die sich engagieren, sowie großem Potenzial für die Zukunft.

Landrätin: „Ein Mensch mit Herz und Verstand“

„Ich durfte Sie als einen offenen und angenehmen Menschen kennenlernen. Als einen Menschen mit Herz und Verstand, der sich für die Gesellschaft einsetzt und seine Stärken in den Dienst der Gemeinschaft stellt“, sagte Landrätin Stefanie Bürkle zu Ralph Gerster. Der 51-Jährige sei ein „Vordenker und Motivator“, betonte Bürkle und nannte neben der Seniorenwohnanlage auch den Bürgerbus und die Fertigstellung des Radwegs zwischen Herdwangen und Owingen als besondere Projekte in seiner Amtszeit. Den Wechsel Gerster sehe sie mit einem weinenden Auge – „weil Herdwangen-Schönach einen hervorragenden Bürgermeister verliert“ – und einem lachenden Auge – „weil Pfullendorf einen hervorragenden Bürgermeister bekommt“.

Urkomisch und zauberhaft: Gernot und Wolfram Bohnenberger von „Junge Junge!“.
Urkomisch und zauberhaft: Gernot und Wolfram Bohnenberger von „Junge Junge!“. | Bild: Stefanie Lorenz

Feuerwehrkommandant Hubert Specker blickte auf eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Gerster zurück, unter anderem mit der Übergabe des Feuerwehrhauses im Jahr 2010, zurück. Dies sei ein „Meilenstein für die Zukunft“ gewesen. Nur eines habe Ralph Gerster nicht geschafft: Dass Herdwangen-Schönach ebenso wie vor kurzem Pfullendorf einen hauptamtlichen Kommandanten bekommt, meinte Specker schmunzelnd. Stellvertretend für alle Vereine sprach Maria Kiamilidis vom Nachbarschaftshilfeverein „Miteinander – Füreinander“.

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Sie bescheinigte dem scheidenden Bürgermeister ein allzeit offenes Ohr für die Anliegen der Bürger. Durch seine Anwesenheit bei Veranstaltungen und sein Interesse habe er „Zeichen der Verbundenheit und Wertschätzung“ gesetzt. Sie drückte ihre Freude darüber aus, dass Ralph Gerster in Herdwangen-Schönach wohnen bleibt. „Ganz geben wir ihn gar nicht her!“, rief sie unter dem Applaus des Publikums aus.

Zauberkräfte auf der Großschönacher Bühne

Wortwitz, Schauspielkunst und sogar Zauberkräfte: Die Künstler und Magier Gernot und Wolfram Bohnenberger von „Junge Junge!“ legten einen tollen Auftritt hin. Sie machten Markus Glöckler und Georg Hilsenbeck zu ihren Zauberlehrlingen, ließen Geldscheine verschwinden und wieder auftauchen und boten eine urkomische Nummern-Revue mit Hut, die John Wayne, Darth Vader, Frau Antje und sogar die Titanic auf die Schönacher Bühne brachte. Mit viel Applaus erklatschte sich das Publikum eine Zugabe, bevor der Abend bei einem Stehempfang mit vielen Gesprächen ausklang.

„Der Text der Vereidigungsformel war mein innerer Kompass“

Sichtlich bewegt trat Bürgermeister Ralph Gerster für seine Abschiedsrede ans Mikrofon. Er sei „fast ein bisschen überwältigt“ von den lobenden Worten der Redner und angesichts der vielen Gäste in der Ramsberghalle. Dass sich so viele Menschen für ihn Zeit nehmen – eines der höchsten Güter in unserer schnelllebigen Zeit -, sei das schönste Geschenk, das man ihm machen könne. Er betonte, dass seine Arbeit ihm erleichtert worden war, weil er ein gutes Team und einen guten Gemeinderat gehabt habe, weil er gerne Bürgermeister in Herdwangen-Schönach gewesen sei und weil er gerne mit Menschen zusammenarbeite. Er erinnerte daran, wie er am 20. Dezember 2009 mit nur 35 Stimmen Vorsprung ins Amt gewählt worden war. „Ein Weihnachtsgeschenk, das man mir nicht besser hätte mache können“, so der 51-Jährige. Mit Freude, aber auch Demut habe er dieses Geschenk angenommen. „Der Text aus der Vereidigungsformel als Bürgermeister war für mich mein innerer Kompass und Richtschnur meiner täglichen Arbeit“, sagte Gerster.

Fast dreizehn Jahre mit einem hohen Maß an zeitlichem Aufwand und großem persönlichen Einsatz lägen hinter ihm. Dreizehn Jahren mit vielen schönen Erinnerungen, die ihm niemand nehmen könne. „Nirgends in der Welt der Politik ist die Rückmeldung der Bürger direkter als beim Amt des Bürgermeisters“, sagte Ralph Gerster. Das sei schön, könne aber auch belastend sein. „Wichtig beim Amt des Bürgermeisters ist, dass man sich treu und authentisch bleibt, dass man menschlich bleibt und nicht abgehoben sein Amt führt“, so der Scheidende.

In einem sehr bewegenden Moment der Abschiedsrede dankte Ralph Gerster seiner Frau Diana und seinen Kindern Lena und Jonas. „Danke für Dein grenzenloses Verständnis und Deine Toleranz für meinen Beruf und meine Berufung“, richtete er das Wort an seine Ehefrau. Sie habe lange Jahre als „alleinerziehende Mutter mit Ehemann“ die Familie organisiert. „Du hast oft zurückstecken müssen“, bekannte Gerster. Seine Kinder Lena und Jonas bezeichnete er als „große Stütze“. „Ihr seid einfach klasse!“, freute sich der Familienvater.

„Es war mir eine Ehre, Bürgermeister dieser Gemeinde gewesen zu sein!“, rief Ralph Gerster abschließend aus und erntete lange, stehende Ovationen durch das Publikum.