Wenn er musikalisch wäre, spaßte Bürgermeister Ralph Gerster am Dienstagabend, würde er jetzt das Lied „Ein schöner Tag“ anstimmen. Da er jedoch seine Qualitäten als Sänger kenne, lasse er dies lieber sein und drücke in Worten seine Freude und Erleichterung darüber aus, dass nun endlich nach langjähriger Bürgerbeteiligung und Planung der Spatenstich für das Projekt „Am Voglerhof“ stattfinden könne. Auf dem Areal entstehen eine ambulante Senioren-Wohngemeinschaft, sechs Wohnungen, sieben Service-Wohnungen, eine Tiefgarage sowie drei Gewerbeeinheiten, die noch nicht vergeben wurden.
Zehn Jahre mit Höhen und Tiefen
„ENDLICH – in Großbuchstaben – haben wir es geschafft! Endlich sind wir an dem Punkt, den wir uns schon seit so langer Zeit erwünscht haben!“, rief Ralph Gerster den Gästen beim Spatenstich mit sichtbarer Begeisterung zu. Er erinnerte daran, dass schon sein Vorgänger im Amt, Lothar Riebsamen, den Bürgerbeteiligungsprozess für ein Seniorenkonzept der Gemeinde Herdwangen-Schönach angestoßen hatte, aus dem in einer ersten Runde der Nachbarschaftshilfeverein entstanden war. „Seit über zehn Jahren darf ich selbst nun das Seniorenkonzept begleiten. Es waren zehn Jahre mit Höhen und Tiefen, teilweise schmerzlichen Erfahrungen und Diskussionen, aber auch Jahre des engen Kontakts zu den Bürgern“, sagte er.
Viele Bürger haben sich eingebracht
Kaum ein Projekt in der Umgebung sei mit so hoher Bürgerbeteiligung entstanden, schilderte Gerster und erinnerte an die zahlreichen Umfragen, Workshops, Bürgerwerkstätten, Weiterentwicklungsgruppen, Bürgerversammlungen und Gemeinderatssitzungen. „Ich bin dankbar dafür, dass sich so viele Bürger in das Seniorenkonzept eingebracht haben“, betonte der Bürgermeister.
Projekte müssen reifen
Dass viele Dinge Zeit, Ausdauer und Geduld brauchen, um zur Vollendung zu gelangen, darauf wies Redner Frank Dreher hin. Seine Firma ist gemeinsam mit der Firma Manfred Löffler Bauträger des Projekts. Er zitierte die Schriftstellerin Marie Freifrau Ebner von Eschenbach, deren Lebensweisheit „Geduld ist der Schlüssel zum Glück“ war und von welcher der Ausspruch „Wer Geduld sagt, sagt Mut, Ausdauer, Kraft“ stammt. Wichtige Entscheidungen und Projekte müssten reifen, so Dreher, und das Projekt „Am Voglerhof“ habe genau dies getan und beginne nun zu wachsen.

Dreher ließ die arbeitsreiche Zeit von den ersten Sondierungsgesprächen mit der Gemeinde im Oktober 2018 bis hin zum jetzigen Spatenstich Revue passieren mit Baugrunduntersuchung, geologischem Gutachten, Vertragswerken, Bauanträgen, dem Erstellen der Pläne, dem Erbringen von energetischen Nachweisen und Konzepten zum Brandschutz. „Nun sieht man vor Ort endlich auch einmal etwas. Baumaschinen sind auf der Baustelle und Erde wird bewegt. Jetzt geht es los. Jetzt wird es ernst“, freute Frank Dreher sich und dankte – wie alle Redner des Tages – allen Beteiligten.
Sein Mitstreiter Tobias Löffler vom Bauunternehmen Manfred Löffler schilderte, dass die vorgesehenen insgesamt dreizehn Wohnungen in einer Größe von 57 bis 97 Quadratmeter geplant seien. „Da ist für jeden etwas dabei“, sagte er. Die Tiefgarage verfüge über 16 Stellplätze. Die Gesamtinvestition für das Projekt bezifferte Tobias Löffler auf 7,5 bis 8 Millionen Euro. „Wir investieren kräftig in Herdwangen und hoffen, dass wir einen guten Anklang finden“, betonte er. Löffler hob hervor, dass man für die künftigen Bewohner der Seniorenwohnanlage optimale Bedingungen ermöglichen wolle, deshalb habe man die Grundrisse der Wohnungen optimiert. Man wolle die Grundlage für ein gutes Miteinander schaffen.
Ursprünglich war ein Pflegeheim angedacht
Engelbert Sittler vom Nachbarschaftshilfeverein „Miteinander – Füreinander“, der Träger der ambulanten Senioren-Wohngemeinschaft sein wird, schilderte, dass ursprünglich ein kleines Pflegewohnheim angedacht gewesen sei. „Politische Umstände sowie der Wunsch der Einwohner auf eigenbestimmtes Wohnen führten zu einem Umdenken“, sagte er. In der nun geplanten Wohngemeinschaft sei eine individuelle und persönliche Alltagsgestaltung über 24 Stunden durch die Alltagsbegleiter möglich. „Die Bewohner leben gemeinschaftlich zusammen und werden von den Alltagsbegleitern, Angehörigen sowie ehrenamtlichen Helfern unterstützt“, erläuterte Sittler.
Bei Bedarf kommt ein Pflegedienst ins Haus
Beim Kochen, Essen, der Haushaltsführung und der Freizeitgestaltung seien die Bewohner im alltäglichen Miteinander verbunden. „Bei Pflegebedarf kommt ein selbst gewählter ambulanter Pflegedienst ins Haus“, ergänzte er. Die Wohngemeinschaft verfügt über zwölf Einzelzimmer – jedes ist etwa 20 Quadratmeter groß mit eigenem Bad – sowie einen gemeinsamen Wohn- und Küchenbereich.
„Der heutige Spatenstich als deutliches Startsignal bestärkt uns in unserem weiteren Handeln. Es gibt noch viel zu tun und wir sind fleißig dabei“, schilderte Sittler die hohe Motivation des Vereins. Man freue sich über den Spatenstich, damit bald die ersten Bewohner einziehen könnten. Frank Dreher rechnet mit einer Bauzeit von etwa zwei Jahren.