Es sind aktuell gute Nachrichten, die uns von der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Lautenbach erreichen. „Die mit Corona infizierten Bewohner sind wieder gesund. Die Quarantäne ist längst aufgehoben. Wir haben derzeit keine Menschen, die positiv getestet sind“, sagt Vorstandsmitglied Reinhard Küst. „Die betroffenen Bewohner hatten keine starken Symptome“, ergänzt Meik Fischer, Leiter der Fachstelle Sozialtherapie und Lautenbacher Pandemiebeauftragter.

Mitarbeiter gingen gemeinsam mit Bewohnern in Quarantäne

Im Dezember hatten sich vier Bewohner und eine Mitarbeiterin einer Hausgemeinschaft mit dem Virus infiziert. Da Lautenbach schon seit Beginn der Pandemie den umsichtigen Kurs fährt, dass in den Werkstätten und sonstigen ursprünglich gemeinschaftlich genutzten Bereichen nur noch Mitglieder einer einzigen Hausgemeinschaft zusammenkommen dürfen, war von einer Ansteckungsgefährdung weiterer Bewohner nicht auszugehen. Reinhard Küst zollte den engagierten Mitarbeitern der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft viel Respekt: „Einige waren sofort bereit, sich mit den infizierten Menschen in Quarantäne zu begeben, also die gesamten zehn Tage hier zu bleiben und nicht nach Hause zu gehen“, schildert er. „Das war ein toller Akt der Gemeinsamkeit und des Zusammenhalts. Es war einfach vorbildlich“, sagt Küst.

Großer Respekt vor der Arbeit der Behörden in der Pandemie

Meik Fischer zeigte sich darüber hinaus dankbar dafür, dass die Behörden es ermöglicht hatten, dass die Quarantäne auf diese Art und Weise durchgeführt werden konnte. Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt, der Heimaufsicht und auch dem Bürgermeisteramt in Herdwangen-Schönach sei generell hervorragend. „Ich ziehe den Hut davor, was da geleistet wird bei den Behörden“, lobt der Pandemiebeauftragte.

Der Laden der Dorfgemeinschaft hat derzeit trotz Corona-Krise geöffnet. Erntefrisches Demeter-Obst und Gemüse bietet das Team im ...
Der Laden der Dorfgemeinschaft hat derzeit trotz Corona-Krise geöffnet. Erntefrisches Demeter-Obst und Gemüse bietet das Team im „Centro“ an. Unser Bild zeigt von links: Lucia Werz, Leonie Adam, Corinna Sievert und Ingrid Schäferling. | Bild: Stefanie Lorenz

Ständige prophylaktische Schnelltests – wie sie in Pflegeheimen gemacht werden – gebe es in Lautenbach nicht. „Dafür hätten wir die personelle Ausstattung nicht und es ist für Einrichtungen der Eingliederungshilfe auch nicht vorgesehen“, schildert Fischer. Man habe natürlich Schnelltests vorrätig. „Wenn jemand die Befürchtung hat, sich angesteckt zu haben, oder Erkältungssymptome aufweist, können wir einen Schnelltest durchführen“, erläutert der Pandemiebeauftragte. Besucher würden derzeit nicht in die Hausgemeinschaften selbst gebeten, sondern man habe spezielle Räume eingerichtet, in denen man sich treffen könne – unter Einhaltung der jeweils aktuell gültigen Corona-Verordnung.

Vorstand Reinhard Küst (links) und Meik Fischer, Leiter der Fachstelle Sozialtherapie und Pandemiebeauftragter der Dorfgemeinschaft, ...
Vorstand Reinhard Küst (links) und Meik Fischer, Leiter der Fachstelle Sozialtherapie und Pandemiebeauftragter der Dorfgemeinschaft, berichten, wie die Menschen in Lautenbach die Corona-Krise meistern. | Bild: Stefanie Lorenz

Eigentlich sollten sich überall in Lautenbach in diesem Jahr zahlreiche Gäste tummeln; feiert die Gemeinschaft doch in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Der Neujahrsempfang in Lautenbach wurde bereits abgesagt; nächster Programmpunkt im über das ganze Jahr gespannten Jubiläums-Reigen sollte am 13. März die Aufführung der „Zauberflöte“ von der „Kleinen Oper Bad Homburg„ sein. Viel Kultur – vom Konzert mit orthodoxen Kirchengesängen bis hin zum Zirkus – war für das Jubiläumsjahr geplant.

Festwoche im Juli als Höhepunkt geplant

Höhepunkt sollte die Festwoche vom 12. bis 18. Juli sein; für den 15. Juli war auch ein offizieller Festakt vorgesehen. „Wir sind derzeit just am Abwägen, ob überhaupt etwas stattfinden kann, ob Teile des Programms durchgeführt werden können oder ob wir im Jahr 2022 dann 51 Jahre Lautenbach einplanen sollen“, schildert Reinhard Küst.

Centro-Laden mit guten Erträgen

Der neu gestaltete „Centro“-Laden laufe gut. Massiv spüre die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft dennoch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise. „Wir haben im vergangenen Jahr deutliche Mindereinnahmen bei hohen Mehrkosten, zum Beispiel für die Hygienemaßnahmen, zu verkraften. Hier haben wir Kosten im durchaus sechsstelligen Bereich“, schildert Küst. Im Moment sei unklar, ob Bund, Land oder der Landkreis Kosten übernehmen werden. Eigentlich sei der Landkreis zuständig, so Küst, dieser sehe aber sein Budget so knapp, dass er die Verantwortung für die Kosten beim Land sehe.

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Großes Thema ist derzeit natürlich das Impfen. Viele Bewohner haben rechtliche Betreuer. Diese Betreuer und auch die Bewohner selbst seien vor Weihnachten angeschrieben worden mit der Bitte, sich mit dem Thema Impfen auseinander zu setzen, sagt Meik Fischer. Wie genau das Impfen ablaufen wird, wisse man noch nicht. Der Paritätische Wohlfahrtsverband als Spitzenverband sei mit dem Sozialministerium gerade dabei, zu klären, wie das Impfen durchgeführt wird.

Pandemiebeauftragter rechnet mit Impfungen durch mobile Teams

„Ich gehe davon aus, dass mobile Teams zu uns kommen. Ich kann mir derzeit nicht vorstellen, dass wir mit den vielen Menschen ins Kreisimpfzentrum Hohentengen fahren“, sagt Fischer. Wie die Impfbereitschaft unter Mitarbeitern sei, habe man noch nicht abgefragt.

Corona-Krise in der Gemeinschaft überstehen

Die Grundstimmung in Lautenbach sei die gleiche, wie vielfach anderswo auch, man sei belastet durch die Einschränkungen der Pandemie. Er habe aber trotzdem den Eindruck, so Reinhard Küst, dass es den Bewohnern noch relativ gut gehe, da sie nicht – wie manche einsame Senioren zu Hause – alleine dastehen, sondern in einer Gemeinschaft die Situation überstehen können. „Die Menschen werden müde. Das gilt auch für uns Mitarbeiter – wohl wissend, dass wir hellwach sein müssen und auch sind“, ergänzt Meik Fischer. Trotzdem sei bemerkenswert, wie gut alle mitmachen würden.

Neue WLAN-Router für die Bewohner geplant

Reinhard Küst betonte, dass man gemerkt habe, dass Lautenbach eine digitale Infrastruktur habe, die in der Basis sehr gut sei. Die Menschen mit Assistenzbedarf seien aber oft abgeschnitten durch die Krise, deshalb werde man aufrüsten etwa mit WLAN-Routern, damit die Bewohner digital mit Angehörigen in Kontakt bleiben könne. Dafür suche man finanzielle Unterstützung.