Der Andrang zur Lesung aus der Niederschrift von Amalie Zephyrine war so groß, dass nicht alle Besucher Platz fanden: Wie die Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen in ihrer Biografie ihre persönliche Geschichte rekapitulierte, wollten zahlreiche Zuhörer im Teehaus in Inzigkofen hören. Daher entschloss sich Edwin Ernst Weber, Herausgeber des neuen Buchs „Lebensgeschichte der Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sigmaringen. 1760-1831, in Deutsch und Französisch“, am kommenden Mittwoch, 12. Dezember, um 19.30 Uhr die Lesung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Sigmaringen liest“ zu wiederholen.

Lesung an authentischem Ort
Amalie Zephyrine, die von 1760 bis 1841 gelebt hat, verfasste auf 400 handschriftlichen Seiten eine Autobiografie, in der sie die Zeit beleuchtet, als sie von ihrem Sohn Karl getrennt lebte. Als dieser zehn Wochen alt war, floh Amalie in Männerkleidung nach Kirn zu ihrem Bruder Friedrich III. von Salm-Kyrburg und reiste von dort nach Paris weiter. Erst 1808 kehrte sie nach Hohenzollern-Sigmaringen zurück und bezog 1811 das Landschlösschen in Inzigkofen. „Wir befinden uns hier an einem authentischen Ort“, erklärte Edwin Ernst Weber den Besuchern, denn dem Teehaus gegenüber liegt das Schlösschen, in dem Amalie lebte.
Fürstin wollte Verständnis von ihrem Sohn
Die Niederschrift Amalies sei eine Besonderheit, da aus jener Zeit nur äußerst wenige Frauen-Biografien vorliegen, erzählte Edwin Ernst Weber. „Man muss sich jedoch im Klaren darüber sein, dass Amalie Zephyrine diese Aufzeichnungen für ihren Sohn verfasste und damit Verständnis für ihr Handeln wecken wollte." Für das Buch hat die Historikerin Christina Egli die Aufzeichnungen der Fürstin abgeschrieben und mithilfe von Doris Muth in modernes Französisch und Deutsch übersetzt.
Schwierige Beziehung mit Fürst Anton Aloys
Doris Muth und Edwin Ernst Weber lasen abwechselnd Passagen aus dem Buch vor, die von der Ehe Amalies mit Fürst Anton Aloys, von der Flucht, der Französischen Revolution, der Rückkehr nach Hohenzollern sowie von Inzigkofen handeln. Aus den Aufzeichnungen der Fürstin wurde deutlich, dass ihr Verhältnis zu ihrem Ehemann unterkühlt gewesen ist: „Ohne direkt Gefallen aneinander zu finden, missfielen wir uns auch nicht gerade“, schilderte Amalie ihre ersten Begegnungen. Die darauffolgende Korrespondenz bezeichnete sie als „eher beständig als zärtlich“. Wie sie ihren ersten Besuch auf Schloss Sigmaringen beschrieb, zeugt jedoch von einer noch größeren Ablehnung: „Das alte Schloss lässt mein Herz zusammenschnüren“, heißt es in den Aufzeichnungen der Fürstin.
So dachte die Fürstin von Inzigkofen
Das Publikum amüsierte sich darüber, wie Amalie Zephyrine Inzigkofen beschrieb: Dort sei es immer windig. Sie, die an das milde Klima Frankreichs gewöhnt war, glaubte, dass das Landschloss nicht winterfest gebaut war. Außerdem schrieb sie, das Anwesen liege ihr zu sehr auf dem flachen Land.
Ehe der Fürstin beschäftigt Besucher
Die Besucher stellten viele Fragen, besonders zum Verhältnis der Fürstin zu ihrem Mann. "Hatte Anton Aloys denn eine Freundin?", wollte jemand aus dem Publikum wissen, um vielleicht eine Erklärung für das Desinteresse an seiner Frau zu finden. Doris Muth erklärte, davon sein nichts überliefert. Auch sei nicht bekannt, dass Amalie ein Verhältnis zu einem anderen Mann gehabt habe.
Zu Person und Buch
- Amalie Zephyrine, Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen, geborene Prinzessin von Salm-Kyrburg, (1760-1841) ist eine Schlüsselgestalt der hohenzollerischen Geschichte. Sie heiratete 1782 den Erbprinzen Anton Aloys von Hohenzollern-Sigmaringen. 1784 kam sie zum ersten Mal nach Sigmaringen und floh bereits ein Jahr später wieder, als ihr Sohn Karl gerade zehn Wochen alt war. 1808 kehrte Amalie Zephyrine nach Hohenzollern-Sigmaringen zurück.
- Das Buch ist unter dem Titel „Lebensgeschichte der Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sigmaringen. 1760-1831, in Deutsch und Französisch“ erschienen. Bearbeitet haben es Christina Egli und Doris Muth. Herausgegeben hat es Edwin Ernst Weber in der Reihe Documenta Suevica, Band 24. Es umfasst 403 Seiten. Kosten: 25 Euro.