Nicole Rauscher

Für die "Gregorian Voices" war das Debüt in der Pfarrkirche St. Laurentius quasi ein Bad im Applaus. Die Zuschauer waren restlos begeistert und Pfarrer Markus Moser freute sich, "dass so viele gekommen sind". Er eröffnete: "Als ich im Sommer den Vertrag unterschrieben hatte, war ich überzeugt, dass das ein schöner Auftakt für das neue Jahr ist, weshalb ich den 2. Januar auswählte."

Das Konzert war aufgeteilt in orthodoxe Gesänge und Popsongs im gregorianischen Stil. Pfarrer Moser, der diesen Chor bereits kannte, versprach: "Sie werden begeistert sein!" Mit seiner Einschätzung lag er wohl ziemlich richtig, was sich nicht nur durch kräftigen, stehenden Beifall ausdrückte, sondern zusätzlich durch die lange Schlange der Musikliebhaber, die sich eine erworbene CD signieren ließen.

Acht Sänger ins Mönchskutten mit Kapuzen beschritten den Altarraum in der abgedunkelten Kirche. Geheimnisvoll stellten sie sich um die brennenden Kerzen und stimmten feierlich das "Ave-Maria" an. Kräftige Bassstimmen schafften eine mystische Stimmung, die mit einem satten, mehrstimmigen Chorgesang und leidenschaftlichen Tenören umrundet wurden. Die ganze Kirche wurde mit Freude durchflutet, dann ganz leise und zart: ein Solo, das die Gesangesbrüder mit einem gemeinsamen Amen abschlossen.

Eine Klangvielfalt präsentierten die "Meister des gregorianischen Chorals", wie sie inzwischen genannt werden, an diesem Abend in Krauchenwies. Minutenlange Bässe, zu denen die Tenöre die Melodie gaben, bescherte ihnen besonders kräftigen Beifall, der nie lange auf sich warten ließ. Exzellente Stimmen, ein warmes Klangvolumen und harmonische Interpretationen mit purer Lebensfreude und ihrer ganz eigenen Dynamik bescherten den zahlreichen Zuhörern ein unvergessliches Erlebnis.

Mit "Adeste Fidelis" und "Es ist ein Roß entsprungen" versprühten sie Weihnachtsstimmung, bevor sie feierlich mit zarten Tenorstimmen das "Hallelujah" von Leonard Cohan anstimmten. Die Bässe kamen dazu und wurden immer kräftiger. Zwei- und später mehrstimmig machte der Lead-Tenor Simeon Pilibosyan auch diesen Song zum absoluten Klangerlebnis mit seiner außergewöhnlichen Stimmgewalt.

Die Künstler schafften es immer wieder, das Publikum zu überraschen. Ein mystisches Entry baute Spannung auf, was nun kommen würde. Es war der Auftakt zu "Sound of Silence". Mit ihrem Repertoire ließen sie keine Wünsche offen.

In der Kirche erklangen die bekanntesten Evergreens, wie "The Rose", "Knocking on heavens door" – eine gregorianische Interpretation mit eigenen Akzenten. Vielleicht hätte John Lennon auch sein "Imagine" in diesem Stil gefallen, den Krauchenwiesern hat es das auf jeden Fall.

Ein Klassiker durfte in dem Programm nicht fehlen: "Amazing Grace". Er verfehlte seine Wirkung nicht, wie auch das Abschlusslied "I'm sailing". Mit dem letzten Takt erhoben sich die Zuhörer und signalisierten damit, dass sie noch nicht bereit sind, zu gehen. Das brachte ihnen weitere Titel wie "We are the world" und "Thank you for the music" ein, bevor sie ihren Nachhauseweg antraten.

"Der Chor ist seit September bis zum Mai auf Deutschland-Tournee", informierte Tourbegleiter Stefan Nick den SÜDKURIER. Die Künstler fuhren am Abend zur Übernachtung nach Herbertingen und am nächsten Tag in die Nähe von Koblenz. Die klassisch ausgebildeten Sänger sind in Sofia, Bulgarien, daheim, aber verbringen ihr Leben jeden Tag in einem anderen Hotel. Sie erhielten für "the gregorian voices" bereits viele internationale Preise. Doch eine Auszeichnung war für die Herren ganz besonders bedeutend: die seltene Genehmigung, in Mönchskutten auftreten zu dürfen!

 

Gregorian Voices

Eine Begegnung der beiden Herren Georgi Pandurov und Ivan Uzunov war die Gründungsstunde der "Gregorian Voices". Georgi Pandurov wurde 1954 in Plovdiv/Bulgarien geboren und widmete sein Leben der Musik. Nach seinem Studium fand er sein erstes Engagement als Opernsänger am Opernhaus zu Plovdiv. 1981 kam er nach Deutschland. Beim 1981 in Burgas geborenen Ivan Uzunov wurde in frühester Kindheit seine musikalische Begabung erkannt. Nach dem Abschluss der Musikschule entdeckte er seine Vorliebe für das Dirigieren. Er studierte Chorleitung und stellte danach als Magister eigene Männcherchöre zusammen. Als Pandurov gerade mit der Gründung des Vokalensembles "The Gregorian Voices" in Planung ging, beauftragte er Uzunov, in einem Wettbewerb an der Musikalischen Akademie von Sofia einige hervorragende Sänger auszuwählen. Das war die Geburtsstunde im Frühjahr 2011. Heute umfasst das Ensemble 25 Mitglieder, von denen immer acht als Formation auf die Bühne treten. (nir)