Seit etlichen Jahren hat die Sophie-Scholl-Schule angesichts rückläufiger Anmeldezahlen gegen das Aus ihres Werkrealschulzweigs gekämpft und obwohl der dort praktizierte offene Unterricht als modellhaft bezeichnet wird, kam jetzt das Aus. In einem Pressegespräch verhehlten Rektor Werner Hall und Bürgermeister Jochen Spieß ihre Enttäuschung über auf reinen Fakten und Zahlen gefassten Entscheidung des Staatlichen Schulamtes nicht. Das Duo machte gleich zu Beginn klar, dass die Grundschulstandorte Göggingen und Hausen a.A., wo es eine Kooperation mit der Fidelisschule gibt, nicht zur Diskussion stehen und die aktuellen Werkrealschüler noch ihren Abschluss an der Sophie-Scholl-Schule machen können. Ob das Aus für die Werkrealschule in vier oder fünf Jahren kommt ist dann davon abhängig, wie viele Schüler sich für eine 10. Klasse anmelden.
Bis zuletzt habe er an den Erhalt geglaubt, wies Rektor Hall immer wieder darauf hin, dass dank des pädagogischen Konzeptes an seiner Schule auch schwierige Schüler aufgefangen und als Persönlichkeiten für das spätere Leben fit gemacht wurden. Eine Idee war, dass das Schulamt am Standort Krauchenwies, in der Mitte des Landkreises gelegen, die Werkrealschule bestehen lässt, um hier besonders förderungswürdigen Mädchen und Jungen aus der ganzen Region den Besuch einer besonderen Bildungsstätte zu ermöglichen. Auch Bürgermeister Jochen Spieß hatte auf eine solche Möglichkeit gehofft, wobei der Rathauschef generell eine gesellschaftlich wie politisch initiierte Abwertung des Haupt- beziehungsweise Werkrealschultyps für die stetig rückläufigen Anmeldezahlen verantwortlich macht.
"Der Master wird wichtiger als der Meister", bringt Spieß die öffentliche Debatte auf den Punkt, die auch dafür sorge, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr auf die Hauptschule schicken. Er halte diese Entwicklung, die durch das propagierte Zwei-Säulen-Modell für schwierig. Rektor Hall fürchtet, dass manche Schüler in dieser neuen Schullandschaft "untergehen", weil die Lehrkräfte angesichts der Leistungsdifferenzierung in den Klassen keine so individuelle Förderung wie an der Sophie-Scholl-Schule leisten können. Welch ausgezeichneten Ruf die Krauchenwieser Schule hat, zeigt auch die Zahl von etwa 50 Referendaren, die dort in die Unterrichtspraxis eingeführt wurden, und von denen sich einige nach Studienende bewusst dort beworben haben. Derzeit kommen 40 Prozent der Werkrealschüler von außerhalb und künftig müssen potenzielle Werkrealschüler aus Krauchenwies sich in umliegenden Schulen bewähren, die schon eifrig um die künftige Klientel werben. Nachdem an der Sophie-Scholl-Schule zum zweiten Mal hintereinander die notwendige Anmeldezahl von 16 für eine fünfte Klasse verfehlt wurde, habe das Schulamt im Prinzip logisch gehandelt, konstatierte Rektor Hall, "aber mein Herz sagt etwas anderes."
Elterninformation
In einem Brief informierten Rektor und Bürgermeister die Eltern über die Informationen des Staatlichen Schulamtes, dass für das Schuljahr 2017/2018 mangels Anmeldungen keine erneute Klasse 5 eingerichtet wird. Das Schulamt habe aber zugesichert, dass alle Schüler, die aktuell die Sophie-Scholl-Schule besuchen, in Krauchenwies auch ihren Abschluss machen dürfen. "Die Verantwortung gegenüber ihnen erfordert die Empfehlung, die Informationsveranstaltungen der in Frage kommenden weiterführenden Schulen ab Klasse 5 in anderen Gemeinden zu besuchen, um so die passende Schule für ihr Kind zu finden", wird den Eltern von Grundschulkindern empfohlen. Auf dem Landesbildungsserver werde das Konzept der Sophie-Scholl-Schule als Modellschule aufgeführt, lautet der Schlusssatz, dass sich an der Grundschule nichts ändert.