Seit die Firma Enercon im vergangenen Jahr öffentlich gemacht hat, zwischen Krauchenwies und Mengen einen Windpark zu errichten, ist eine heftige Diskussion in Gange. In den ganz unmittelbar betroffenen Gemeinden Rulfingen und Hausen a.A. regt sich heftiger Widerstand, der sich in der Gründung von Bürgerinitiativen schon manifestiert hat. Auf Einladung von Bürgermeister Jochen Spieß aus Krauchenwies und seinem Amtskollegen Stefan Bubeck trafen sich nun erstmals Befürworter und Gegner des Windparks sowie Gemeinderäte, Verwaltungsmitarbeiter und Ortsvorsteher zu einem Meinungsaustausch. Organisiert und moderiert wurde die Veranstaltung vom Forum Energiedialog Baden-Württemberg, das vom Land finanziert wird und Kommunen Unterstützung bei Konflikten rund um Energiewende anbietet. Nach Angaben von Fridtjof Ilgner, Pressesprecher des Forums, fand die zweieinhalbstündige Veranstaltung im Rathaus Krauchenwies mit etwa 30 Personen statt, wobei Gastgeber Spieß zu Beginn einen Sachstandsbericht vorgetragen habe. Einigkeit habe in der Runde darüber geherrscht, dass man konstruktiv und sachlich miteinander ins Gespräch kommen sollte. Mit dabei waren Vertreter der Bürgerinitiativen, des Naturschutzbundes, des Projektierers Enercon sowie der Fürstlichen Liegenschaftsverwaltung des Hauses Hohenzollern.

"Es war von vorneherein klar, dass man angesichts der gegensätzlichen Interessen nicht zu einvernehmlichen Lösungen kommen wird", informierte Ilgner in einer Pressemitteilung über das Ergebnis des Treffens, wobei klar sei, dass am Ende nicht die Dialoggruppe, sondern die Gemeinderäte entscheiden, ob Flächen an Enercon für die Nutzung der Windkraft verpachtet werden. Aber das erste Treffen habe gezeigt, dass man konstruktiv und ohne gegenseitige Vorwürfe Sachfragen klären könne. So ging es um aktuelle Rodungen im Wald und um Windmessungen im Wald, die Enercon derzeit durchführe, wobei das Unternehmen zusicherte, die Messergebnisse in der Dialoggruppe zu präsentieren. Als Nächstes ist geplant, dass die Mitglieder der Dialoggruppe mit den Gemeinderäten aus Mengen und Krauchenwies einen vergleichbaren Windpark besuchen, um sich einen Eindruck von der Anlage zu verschaffen und mit Anwohnern ins Gespräch zu kommen. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erläuterte Forumssprecher Ilgner gestern nochmals die aktuelle Situation. Zwischen Hausen a.A., Rulfingen und Krauchenwies plant die Firma Enercon einen Windpark, wobei auf der Fläche höchstens zwölf Anlagen gebaut werden könnten. Diese Maximalzahl wolle die Firma aber nicht ausschöpfen, wenn quasi im Gegenzug die Bevölkerung den Bau der übrigen Windräder akzeptieren würde. "Die Flächen gehören Privatleuten, dem Fürstenhaus und den Gemeinden. Mit dem Fürstenhaus ist sich Enercon schon handelseinig", erklärte Ilgner. Wenn demnach alle übrigen genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen vorliegen würden, könnte dort schon gebaut werden.

Klar ist nach Angaben von Ilgner, dass in Krauchenwies und Mengen die kommunalen Gremien eine Grundsatzentscheidung treffen müssen, ob sie gemeindeeigene Flächen für den Windpark zur Verfügung stellen. Die Stadt Mengen will diese Entscheidung noch im ersten Quartal 2017 treffen, wie Bürgermeister Stefan Bubeck gestern auf Anfrage des SÜDKURIER erklärte. Auch der Rathauschef machte deutlich, dass der Gemeinderat diese Entscheidung treffe, und zwar unabhängig von der Energieforumgruppe. Die von Enercon ins Auge gefasste Fläche sei im rechtmäßigen Flächennutzungsplan als Vorranggebiet für Windanlagen ausgewiesen. Die Firma habe erklärt, dass man für einen wirtschaftlichen Betrieb des Windparks fünf bis sechs Anlage benötige, wobei man eine paritätische Verteilung der Windräder zwischen Mengen, Krauchenwies und dem Fürstenhaus anstrebe. Bubeck spricht von einer sehr angenehmen und kooperativen Zusammenarbeit mit dem potenziellen Windparkbetreiber, der nicht mit der "Brechstange" versuche seine Anlagen zu bauen, sondern die Belange der Bevölkerung sehr stark berücksichtige. Sollten die Windräder gebaut werden, könnte als weitere Entscheidung eine Beteiligung der Stadtwerke Mengen anstehen, ergänzt Bubeck.