In einer Dichterlesung des Bildungswerks Krauchenwies- Rulfingen las Mundartdichterin Rösle Reck aus ihrem neuen Buch "Mei Zeit in Krauchawies". Kaum ein freier Stuhl war im mit 120 Zuhörern besetzten Pfarrheim zu ergattern. Die Mundartdichterin Rösle Reck ist über die Krauchenwieser Gemeindegrenzen hinaus bekannt. In Wilflingen geboren, lebte sie viele Jahre in Rulfingen, nun seit etwa zehn Jahren im Betreuten Wohnen im Krauchenwieser Seniorenzentrum. "Manchmal hast du Worte und Sätze, die man nur auf Schwäbisch sagen kann", begrüßte Georg Binder vom Bildungswerk die Autorin.
Im Buch finden sich Gedichte, die in der Krauchenwieser Zeit der Autorin mit Unterstützung ihrer lieben Freundin Linde Lutz entstanden sind, passend bebildert mit ausgewählten Fotos von Krauchenwies und Umgebung von Birgit Härtl und der Gestaltung von Susanne Lutz. Das Krauchenwieser Bläserquintett umrahmte die Lesung musikalisch und füllte den Raum mit barockem Glanz und Klang bis in die letzten Winkel des offenen Dachgebälks. Unter vier Gesichtspunkte "Da wohn i – da leb i", "Was mir Krauchenwies bedeutet", "Mit Rösle durch Krauchenwies" und "So denk i – des ischt mir wichtig" hatte die mittlerweile 86-jährige Mundartdichterin ihre Verse gestellt. Sie erzählte über das Heim, die Holzbeig vor ihrem Fenster, dem Hausmoischter und der benachbarten Gemeinschaftspraxis Krauchenwies, in der keine Halbgötter in Weiß regieren, sondern die Sprechstunde in Zivil gehalten wird.
In einem kurzen Interview mit Georg Binder schilderte Rösle Reck, wie sie nach Krauchenwies gekommen ist, und wie ihr ihre Freundin Linde Lutz den Anfang leichter gemacht habe. In Krauchawies habe sie einen neuen Freund gefunden, der sie glücklich und froh mache, obwohl er älter, adelig, aber noch rüstig sei – der Krauchenwieser Park. In ihren Gedichten nahm die Dichterin die gefesselten Zuhörer mit auf einen stimmungsvollen Spaziergang durch denselben. Die passenden Bilder zu den Gedichten wurden auf Leinwand gezeigt. Ein "koinziges" Gedicht über die früheren Feste im alten Krauchenwieser Schloss folgte.
Auf "Dem Spaziergang mit Rösle" durch Krauchenwies sinnierte sie mit schwäbischer Spitzfindigkeit und humorvoll über die Arbeit im "Rothaus", die Bedeutung der vier Figuren auf dem "Bronna", begleitete dichterisch zum "Mühlrad", "Marschtall" und dem "Antonsbronna", selbst die Krauchenwieser Störchen und den "Mukle-Buaba", den fünf musizierenden Gmeiner Brüdern, widmete sie ein Gedicht. Einer der "Mukle-Buaba", Anton Gmeiner, spielte auf seinem Akkordeon die passenden Lieder zu den Gedichten. Für viel Erheiterung sorgte "Dia Sach mit em Computer", der, wenn er anfangt zu bocka, zum Streitpartner werde. Über die Wirkung eines "Woats"(Wortes), was "Hoimet" ausmacht und die Erkenntnis, dass auch "Mundart oim Hoimet sei ka" schloss die Autorin. Mit dem gemeinsam gesungenen "O Tannenbaum", der Geschichte "Wie's Christbeimle em Hemmel komma ischt" und dem Bläserquintett schloss die Lesung.
Georg Binder bedankte sich bei Rösle Reck mit ihrem eigenen Gedicht "A Käpsele" und unterstrich: "Rösle, du bist unser Schwobakäpsele". Mit den Gedichten habe sie allen Krauchenwiesern eine große Freude gemacht. Trüffelpralinen gab es auch für Anton Gmeiner und das Bläserquintett. "Eine wunderbare Liebeserklärung an Krauchenwies", freute sich Bürgermeister Jochen Spieß. "Es ist toll, wenn Mundart noch so ankommt", sagte Susanne Lutz strahlend. Das Interesse an Rösle Recks neuem Buch war so groß, dass die Erstauflage nach der Lesung bereits ausverkauft war. Susanne Lutz versprach eine Neuauflage, die dann im Krauchenwieser Rathaus erworben werden kann.