Die Festhalle war rappelvoll und die Stimmung bestens. Kein Wunder: Die "Ablacher Bühne" genießt einen ausgezeichneten Ruf. Und warum das so ist, dass konnte man bei der Premiere von "Turbulenzen im Dreimädelhaus" feststellen. Verbal und mimisch in Höchstform, Komödiantentum der Extraklasse und eine Rollenverteilung, wie man sie vermutlich nicht besser hätte machen können. Da machte das Zusehen so richtig Spaß.
Das Stück dreht sich um drei Schwestern, die noch (oder wieder) unbemannt durchs Leben schreiten. Doch so ein Leben als Single ist nicht jederfrau Sache. Auch nicht, wenn sie durch die lieben Schwestern hinreichend Gesellschaft hat. Und dazu kommt, dass diejenige, der das Haus gehört, so ein richtiger Drachen ist. Berta generiert sich von der ersten Minute an als echter Kotzbrocken. Gabi Strobel zeigt hier, dass Theater so realistisch sein kann, dass man meint, es sei echt. Bleibt zu hoffen, dass sie außerhalb der Bühne eine charmante und liebenswerte Frau ist. So wie sie sich am Ende Stücks, nach intensiver innerer und äußerer Verwandlung, auch gibt.

Dafür sorgen die verwitwete Schwester Ulrike, die es auf Männer jeglich Alters abgesehen hat (sehr charmant gespielt von Heike Trippel) und die etwas treudoofe Irene, die von Petra Teufel in Szene gesetzt wird. Sie hat die Sympathien des Publikums schnell auf ihrer Seite. Denn der Zuschauer neigt dazu, dem Schwächeren sein Herz zu schenken. Und Irene muss wirklich viel leiden unter der Matrone Berta, die stimmgewaltig (und keinesfalls wählerisch in ihrer Ausdrucksweise) bestimmt, was zu geschehen hat. Den Nachbarn Hunger bezeichnet sie als "geschlechtslosen Geizkragen" (dessen Darstellung eine Glanzrolle für Franz Beck ist, der sich als Meister des Gestikulierens erweist).
Doch Hunger kann auch ganz charmant sein, wenn er etwas will, von dem er sich Profit verspricht. Weil er davon Wind bekommen hat, dass das Regierungspräsidium Interesse an Bertas Grundstück und Haus hat, macht er doch gleich mal ein Angebot. Übrigens auch für den Hof von Ilse Holder (Liebenswert dargestellt von Marion Weber). Doch auch der "Mann von der Voba" (so richtig herrlich steif dargestellt von Markus Kempf) hat Interesse. Nichte Bella (mit liebevollen Blicken gespielt von Stephanie Strobel) und ihr Freund Michael (Detlef Herold mit eindeutigen Bedürfnissen) versuchen, zu helfen, wo es geht. Denn die Turbulenzen werden immer größer und Berta, die sonst vor nichts zurückschreckt, kommt arg in Nöten. Warum?
Für Männer hat sie eigentlich nichts mehr übrig, seit ihr Geliebter sie vor zwanzig Jahren verlassen hat. Als sich dann ein Mann nach dem anderen ankündigt, die meisten jedoch nur Interesse am Haus haben, ist Berta noch missmutiger. Doch dann passiert’s: Der vierte Mann, der sich ankündigt, ist ihr ehemaliger Geliebter. Was soll sie tun? Ihn zum Teufel jagen? Ob es ein Happy End gibt und wie es dazu kommt, das sollte man sich unbedingt selbst anschauen.
Nächste Aufführungen: 16. Dezember, 17. Dezember und 26. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr. Kartenvorverkauf bei Käthe Deschler, Telefon 0 75 76/71 79 (ab 10 Uhr) und per Email an fritz.deschler@t-online.de, sowie bei Ingrid Rauhudt, Telefon 07 57 76/17 82 (18 bis 21 Uhr). Es gibt nummerierte Tische. Internet: www.Ablacher-Buehne.de