Der Naturpark Obere Donau ist keine statische Einrichtung, sondern eine lebendige Organisation, die sich den veränderten gesellschaftlichen und politischen Bedingungen anpasst. Das ist die Botschaft der dritten Regionalkonferenz, die sich am Montag in Sigmaringen mit der Fortschreibung des Naturparkplans für die kommenden zehn Jahre beschäftigte.
Verein will möglichst viele Bürger beteiligen
Im Zollernalbkreis und im Kreis Tuttlingen waren Bürger und Kommunalpolitiker schon im Februar aufgerufen, sich bei zwei Veranstaltungen in die Fortschreibung des Naturparkplans einzubringen. Damit wurde auch der Anspruch des Naturparkvereins unterstrichen, einen möglichst großen Teil der Bevölkerung an der Fortschreibung zu beteiligen.
Zwei Stunden Fakten und Zahlen
Am Montag konnte Landrätin Stefanie Bürkle, gleichzeitig Vorsitzende des Naturparkvereins, 71 Besucher im Sitzungssaal des Landratsamtes begrüßen. Die Vorsitzende stellte fest: „Das ist die bestbesuchte der drei Veranstaltungen.“ Angesichts der Dauer von über zwei Stunden wurde es auch die längste. Bürkle nannte weitere Fakten für die Intensität der Bürgerbeteiligung.
Online-Befragung und Workshops
Unter anderem gab es eine Online-Befragung über Facebook, an der sich 469 Bürger beteiligten, sowie elf Workshops zu den sechs Handlungsfeldern, die von 80 Interessierten besucht wurden. Die Ergebnisse sind in das Papier eingearbeitet. Über die endgültige Fassung werden die Mitglieder des Naturparkvereins bei der Vollversammlung im Mai entscheiden.
Gründung vor vier Jahrzehnten
Es gibt zahlreiche Punkte, an denen in den kommenden Jahren gearbeitet werden kann und muss. Vier Jahrzehnte nach der Gründung sei der Naturpark für viele der in seinem Bereich lebenden rund 195 000 Bürger immer noch intransparent. Das gelte besonders in den Randbereichen des Gebietes. Natürlich habe der Verein in den Jahrzehnten durch zahlreiche Aktionen und Broschüren auf sich aufmerksam gemacht. Diese Öffentlichkeitsarbeit soll jetzt verstärkt werden.
Verstärkte Nutzung digitaler Medien
Der Entwurf für die Fortschreibung des Naturparkplanes sieht unter dem Punkt „Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit“ unter anderem die verstärkte Nutzung digitaler Medien vor. Wie stark die Wirkung der bisherigen Arbeit im Bereich der überregionalen Umweltbildung ist, machten zwei Zahlen deutlich, die Naturpark-Geschäftsführer Bernd Schneck nannte.
Pro Jahr 25 000 Besucher im Haus der Natur
Demnach besuchen pro Jahr rund 25 000 Interessierte das im ehemaligen Beuroner Bahnhof untergebrachte Haus der Natur. Dort bieten der Naturparkverein und das Naturschutzzentrum pro Jahr über 350 Veranstaltungen an.
Sechs Handlungsfelder mit je drei Themen
Insgesamt listet der Fortschreibungsentwurf sechs Handlungsfelder mit je drei formulierten Zielen auf. Deutlich wurde jedoch, dass konkrete Maßnahmen schwer oder gar nicht umzusetzen sind, wie bereits die Diskussion zum ersten Handlungsfeld „Naturschutz und Landschaftspflege“ deutlich machte.
Reduzierung des Flächenverbrauchs
Ein Ziel der künftigen Naturschutzarbeit soll die Reduzierung des Flächenverbrauchs sein. Auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum räumte der für die Formulierung des Papiers zuständige Fachplaner Josef Bühler ein, der Naturpark habe keine Möglichkeiten, Vorschriften oder Verbote zu erlassen. Seine Aufgabe bestehe in der Vermittlung bei Streitigkeiten und in der Fortbildung und Sensibilisierung der kommunalpolitisch Verantwortlichen.

Forderung nach regionaler Wertschöpfungskette
Eine ähnliche Position nimmt der Naturpark im zweiten Handlungsfeld „Land- und Forstwirtschaft, Regionalvermarktung“ ein. Hier enthält das Papier die Forderung nach dem Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten. Das Problem liegt in diesem Punkt laut Bühler darin, dass es zwar ein gutes Angebot an regional produzierten Lebensmitteln gebe, dieses Angebot aber mengenmäßig begrenzt sei. Bei der Lösung solcher Probleme oder bei neuen Initiativen sei „vieles denkbar“, sagte Bühler. Es brauche aber Akteure. Der Naturparkverein könne lediglich unterstützend wirken.
Neues Konzept für Tagestouristen gefragt
Ein weiteres Handlungsfeld ist der Tourismus. Hier informierte Planerin Gerda Peuling über den Stand der Überlegungen für ein naturparkkonformes Tourismuskonzept, das sich besonders um die Gruppe der Tagesgäste kümmern soll. Eine Besucherin fragte nach den Ideen für die fünf Monate zwischen Oktober und Ostern. Schneck erklärte zu diesem Punkt: „Es ist schwer, die Chancen für das Wintergeschäft vorherzusagen.“
Naturpark Obere Donau
Der 1980 gegründete Naturpark erstreckt sich über 1490 Quadratkilometer und umfasst Gebiete aus den Landkreisen Tuttlingen, Sigmaringen, Biberach und aus dem Zollernalbkreis. Den flächenmäßig größten Anteil hat mit rund 47 Prozent der Kreis Sigmaringen. Tuttlingen folgt mit rund 38 Prozent. Im Breich des Naturparks leben rund 195 000 Einwohner in 56 Gemeinden und Städten. Im Bereich zwischen Geisingen und Herbertingen fließt die Donau auf rund 100 Kilometern durch den Naturpark. Dazu gehören ebenfalls rund 100 Kilometer des internationalen Donau-Radwanderwegs.
Im Haus der Natur (HdN) im ehemaligen Beuroner Bahnhof ist neben der Naturparkgeschäftsstelle das Naturschutzzentrum untergebracht. Dabei handelt es sich um getrennte Einrichtungen, die aber im Alltag eng zusammenarbeiten. Naturpark-Geschäftsführer Bernd Schneck erklärt, dass insgesamt vier Vollzeit- und sechs Teilzeitkräfte angestellt sind. Dazu kämen noch saisonale Mitarbeiter und Aushilfskräfte, beispielsweise im Naturpark-Express.
Informationen im Internet:
http://www.naturpark-obere-donau.de