Es sind die wirklich Bedürftigen, für die sich das Hilfsprojekt Mariphil engagiert. Im Projektgebiet auf Mindanao, dem so genannten „Armenhaus der Philippinen„, leben rund 220 000 Menschen, viele davon am Existenzminimum und ohne Aussicht, diese Situation aus eigener Kraft zu verändern. Das Hilfsprojekt, das seinen Sitz in Gutenstein hat, möchte dazu beitragen, die Armut in diesem Gebiet zu verringern und durch verschiedene Projekte die wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Lebensverhältnisse der Menschen nachhaltig zu verbessern. „Immer unter dem Leitsatz: Hilfe zur Selbsthilfe“, betont Martin Riester, Vorsitzender von Mariphil.
60 junge Schützlinge leben im Kinderdorf
Deshalb betreibt das Projekt unter anderem ein Kinderdorf, das derzeit etwa 60 ehemaligen Straßenkindern und Kindern in Not eine behütete Kindheit bietet, wie der Vereinsvorsitzende berichtet. „Viele von ihnen haben vorher auf der Straße gelebt, einige wurden misshandelt“, schildert er. Sozialarbeiter, Psychologen, Krankenschwestern und liebevolle Hausmütter kümmern sich um die kleinen Schützlinge.
Auch auf den Philippinen wütet derzeit das Corona-Virus, das die Arbeit von Mariphil erschwert. Wegen der starken Ausbreitung, verhängte die Regierung einen monatelangen Lockdown. Wer gegen die Ausgangsbeschränkungen verstößt, dem drohen harte Strafen. Das trifft natürlich vor allem die Armen, von denen viele ihr Geld als Tagelöhner verdienen und die jetzt ihre Häuser lange Zeit über nicht mehr verlassen durften.

Martin Riester berichtet von Einwohnern der Region, die noch nicht einmal ein Zuhause haben, in das sie sich zur Zeiten der Pandemie zurückziehen können. „So wie etwa die Menschen, die auf Müllhalden, den so genannten ‚dumpsites‘, leben“, schildert er. Sie leben vom und im Müll anderer Menschen. Wegen der Corona-Krise sei es derzeit für die Sozialarbeiter nicht möglich, diese Menschen zu kontaktieren. „Es gibt dort keinen Zugang momentan“, erläutert Martin Riester.
Schulen sind wegen Corona geschlossen
Die Schulen auf den Philippinen sind derzeit geschlossen und sollen erst öffnen, wenn ein Impfstoff zur Verfügung steht. „Arme Familien haben keine Möglichkeit, am Online-Unterricht teilzunehmen“, berichtet der Mariphil-Vorsitzende. Im Kinderdorf des Hilfsprojekt sei dies anders. „Wir konnten einen leer stehenden Raum ausbauen und renovieren. Außerdem erhielten wir durch eine Spende zehn neue Computer, Tische und Stühle, Büroequipment sowie einen Internetanschluss und eine Klimaanlage“, zählt er auf.
Große Freude über das „digitale Klassenzimmer“
Seit der Inbetriebnahme im Oktober heißt es im Kinderdorf nun nicht mehr „Stifte raus“, sondern „Computer an“. „Wir freuen uns über das digitale Klassenzimmer, in dem die Kinder am Online-Schulunterricht teilnehmen und auch selbst lernen können“, sagt Martin Riester.

Neben dem Kinderdorf gibt es noch zahlreiche weitere Projekte von Mariphil. Ein Beispiel sind die Patenschaften, die es in mehreren Formen gibt, wie etwa eine Schulpatenschaft, bei der einem Kind für 35 Euro im Monat der Besuch der Grundschule ermöglicht wird. Ein Großteil der Familien auf den Philippinen muss Medikamente und Behandlungen aus der eigenen Tasche zahlen, weshalb Krankheitsfälle vielfach tödlich enden.
Hier setzt ein weiteres Projekt an, bei dem einer Familie eine einfache Krankenversicherung mit nur sieben Euro im Monat finanziert werden kann. Ausreichende Trinkwasserversorgung, die Unterstützung von Kleinbauern sowie Waldprojekte gehören ebenfalls zum Hilfsnetzwerk von Mariphil. Seit 2001 gibt es auch die Aktion „Reissack“ (weitere Informationen dazu unten).
Freiwilligendienst „Weltwärts“ ist bei Mariphil möglich
Im Januar 2013 wurde das Hilfsprojekt als Entsendeorganisation für “Weltwärts“ anerkannt. „Weltwärts“ ist ein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst, der durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird. Junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren können sich dabei bei verschiedenen Partnerorganisationen von Mariphil engagieren. Auch ein so genanntes „Freies Praktikum“ im Kinderdorf ist möglich. „Wir sehen es als einen Beitrag gegen eine immer egoistischer werdende Gesellschaft. Die jungen Menschen kehren positiv verändert nach Deutschland zurück“, berichtet Martin Riester.
Alle Tätigkeits- und Finanzberichte sind öffentlich einsehbar
„Oberstes Prinzip im Verein ist Transparenz“, betont der Vorsitzende. So werden auf der Homepage sowohl Jahres-, Tätigkeits-, als auch Finanzberichte veröffentlicht, sodass jeder Nutzer Einsicht hat in das, was Mariphil tut, einnimmt und ausgibt. „Alle Mitglieder des Vereins und die Vorstandschaft üben ihre Vereinstätigkeit ehrenamtlich aus“, erläutert Riester. Derzeit habe der Verein 16 Mitglieder in Deutschland. Mehr sollen es nicht werden, denn für Organisationsstrukturen will Martin Riester so wenig Geld wie möglich aufwenden. „Das Geld soll dort ankommen, wo es gebraucht wird“, so der Gutensteiner.
Im Juli soll das 20-jährige Bestehen gefeiert werden
„Im kommenden Jahr feiert Mariphil 20-jähriges Bestehen. Der Verein wurde am 21. Juni 2001 gegründet“, berichtet er. Gefeiert werden soll am 3. Juli. Die Art der Feier hängt davon ab, wie es mit der Pandemie weitergeht. Egal, wie und ob gefeiert werden kann – die Verantwortlichen können sich zum runden Geburtstag über das wunderbare Geschenk freuen, in zwei Jahrzehnten unzähligen Menschen geholfen zu haben.
Aktion von Mariphil: Reis als Weihnachtsgeschenk
An Weihnachten einen leeren Tisch und keine Geschenke – für uns unvorstellbar. Dies ist bei vielen Familien im Projektgebiet des Hilfsprojekts Mariphil anders: Sie freuen sich über ihr Weihnachtsfest schon dann, wenn es genug Reis für die Familie gibt. „Doch viele Eltern im Projektgebiet wissen auch um die Weihnachtszeit nicht, wie sie sich und ihre Kinder ernähren sollen“, heißt es in einer Pressemitteilung von Mariphil. Durch die Pandemie habe sich die Situation der armen Familien geradezu dramatisch verschlechtert.
Deshalb sucht das Hilfsprojekt in diesem Jahr besonders dringend Spender für seine Aktion „Reissack“, die bereits seit dem Jahr 2001 besteht. Benötigt werden Spender, die bereit sind, für 40 Euro einer armen Familie einen Sack mit 40 Kilogramm Reis als persönliches Weihnachtsgeschenk zu stiften. Jeder Spender erhält auf Wunsch eine Spendenbescheinigung und auf jeden Fall einen Brief von der beschenkten Familie in Asien, dessen Briefmarke er mit seiner Spende gleich mitfinanziert. „Die Spender können so jederzeit direkt nachprüfen, ob ihr Geschenk auch wirklich bei einer bedürftigen Familie angekommen ist“, berichtet der Vorstandsvorsitzende Martin Riester.
Dabei agiere der Verein religiös neutral. Alleiniges Kriterium sei die Bedürftigkeit. Reis habe in Asien eine starke symbolische Bedeutung, was ein solches Geschenk für die Menschen noch wertvoller mache. „Dabei werden die Reissäcke meist unter bedürftigen Familien nochmals geteilt, damit wir eine möglichst gerechte Verteilung – noch erschwert durch die strengen Corona Beschränkungen – gewährleisten können“, so Martin Riester.
Die von Gerlinde Kretschmann als Mariphil-Botschafterin unterstützte Aktion habe im vergangenen Jahr mit etwa 101,5 Tonnen Reis wieder geschätzt über 230 00 Menschen – die meisten davon Kinder – ein hungerfreies Weihnachtsfest bescheren können. Die Mitarbeiter des Hilfsprojekts fordern auch Firmen und Vereine auf, die Aktion zu unterstützen. „Ein Sack Reis ist ein wirklich sinnvolles Weihnachtsgeschenk, auch wenn man diesen für einen Geschäftspartner, oder Freunde spendet“, betont Martin Riester. Der Reis werde vor Ort möglichst lokal oder regional bei den Bauernkooperativen zu einem fairen Preis erworben.
Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.mariphil.net. Für Fragen steht Martin Riester, Vorstandsvorsitzender des Vereins, unter Tel. 0 152 06 65 38 55, oder per Mail unter martin.riester@mariphil.net zur Verfügung.
An der Hilfsaktion „Reissack“ teilnehmen können Spendenwillige bei der Südwestbank Stuttgart, IBAN: DE78 6009 0700 0863 1780 06, unter dem Stichwort „Reissack“. Damit die Spender einen Brief und eine Spendenbescheinigung erhalten können, benötigt der Verein die Adresse. Wer keinen Brief wünscht, soll diese mitteilen.