„Man soll die Feste feiern, wie sie fallen,“ lautet eine bekannte Redensart. Warum soll daher nicht der 379. Geburtstag des bekanntesten Kreenheinstetter Bürgersohnes Abraham a Sancta Clara als Anlass genommen werden, mit Kaffee, Kuchen und Führungen ein „Geburtstagsfest“ zu feiern?
So dachte auch das neue Leitungsteam der Abraham-Gedenkstätte. Birgit Riester und Elisabeth Hafner hatten zu Jahresbeginn die ehrenamtliche Leitung der Gedenkstätte von der langjährigen Leiterin Berta Rudolf übernommen. Im Gasthaus „Zur Traube“, dem Geburtshaus des Predigers, der unter dem Namen Johann Ulrich Megerle dort im oberen Stock über der „Abrahamstube“ geboren wurde, dort, wo alles mit Abraham begann, begrüßte das Team die geschichtsinteressierten Gäste. „Uns fehlt halt noch der Holzblock zum Draufstellen“, unterstrich Elisabeth Hafner. Denn schon als Kind war der der spätere Wiener Hofprediger auf die Hühnerzäune gestiegen, um zu predigen. Die niedrige Deckenhöhe mit der original erhaltenen Holzdecke in der Abrahamstube würde dies jedoch gar nicht zulassen.
„Die Berta hat eine ganze Menge geleistet“, würdigte Birgit Riester das Engagement von Berta Rudolf. Berta Rudolf leitete viele Jahre die Gedenkstätte, pflegte diese und baute sie weiter aus, brachte Leben hinein. Die Führungen machte sie aus dem „Herzen“ heraus, sodass der Funke auf die Gäste übersprang. Den Nachfolgerinnen sei bewusst, dass sie in riesige Fußstapfen treten, so Elisabeth Hafner. Die Gedenkstätte selbst sei ein riesiger Entdeckungspfad in Schränken und der Sammlung, sagte Birgit Riester. Berta Rudolf hatte Netzwerke geschaffen und genutzt, im Hintergrund unterstützte Pfarrer Hans Haiber sie. Auch Willi Rudolf habe stets ein offenes Ohr gehabt, war spontan und flexibel als unsichtbare Hilfe im Hintergrund, die man brauche.
Ortsvorsteher Guido Amann schloss sich den Dankesworten an. Seit genau 30 Jahren gebe es die Gedenkstätte. Amann sinnierte darüber nach, was Abraham wohl denken würde, wenn er heute durchs Dorf laufen würde, in die Traube käme und die Gedenktafel an ihn an der Fassade der Traube sähe. Würde er den Taufstein in der Kirche wiedererkennen, in dem er am 3. Juli 1644 als achtes Kind des Gastwirtes Matthäus Megerle und seiner Frau Ursula in Kreenheinstetten getauft wurde? Was würde er zum eindrucksvollen Abraham-Denkmal sagen, dass ihm zu Ehren 1910 an der Südseite der Kirche errichtet worden ist? „Er würde sagen, Hut ab vor Kreenheinstetten“, beantwortete Amann seine Frage selbst. Die Gedenkstätte sei ein „Baby“ von Berta Rudolf gewesen. Sie habe sich „voll reingehängt und neue Ideen beigetragen“. „Des tut mir guat bis in de große Zeh‘“, freute sich Berta Rudolf über das Lob. Vom neuen Leitungsteam erhielt sie Fotos von dem Eintrag aus dem Taufbuch über die Taufe Abrahams. Guido Amann dankte ihr mit einer Orchidee für ihr Engagement. Anschließend übergab Berta Rudolf offiziell die Schlüssel der Gedenkstätte an das neue Leitungsteam.
Unter dem Gesichtspunkt, wie kann ein Junge aus einem kleinen Dorf vom Heuberg zum Superstar seiner Zeit in Wien werden, führte Elisabeth Hafner die Gäste vom Geburtshaus Abrahams, der Kirche mit dem aus der ursprünglichen Kirche erhaltenen Taufstein, über das Abraham-Denkmal zur Gedenkstätte. Die Vortrefflichkeit seiner Predigten führte Abraham a Sancta Clara schließlich nach Wien. Manchmal recht derb predigte er gegen die Laster, Völlerei und Habgier. „Abraham hat ganz viel mit Worten gespielt. Man spürt in seinen Predigten noch die schwäbische Wurzel der derben Sprache aus der „Traube“, so Elisabeth Hafner.
Gedenkstätte
Ein Besuch der Gedenkstätte in der Pfarrscheuer am Kirchplatz oder eine Führung ist nach vorheriger Anmeldung möglich. In der Gedenkstätte sind die wichtigsten Lebensstationen des Barockpredigers, Werke in Text und Bild, sowie Originaldrucke aus der Lebenszeit Abrahams und Nachdrucke zu sehen. Der Eintritt ist frei. Künftig bietet Martina Aftim, Pächterin der „Zur Traube“, sonntags von 14 bis 20 Uhr Kaffee, Kuchen und Vesper an.