Im Liebfrauental findet sich ein Kleinod der örtlichen Kulturgeschichte: die Lourdesgrotte, die an die Marienerscheinungen im kleinen französischen Wallfahrtsort Lourdes erinnert, den heute jährlich fünf Millionen Menschen besuchen.
Marienverehrung in der Natur
Im ausgehenden 19. Jahrhundert erreichte die Faszination für das Geschehen in „Lourdes“ einen Höhepunkt in der hiesigen Volksfrömmigkeit. Bis heute übt die Lourdesgrotte eine große Faszination auf Pilger aus und bietet gerade auch während der Corona-Pandemie ein Zufluchtsort Mitten in der Natur. Bis heute hängen hier Gläubige ihre Reliquien, Gebete, Fürbitten und Dankesworte auf. In der kleinen Kapellen hängen Zeugnisse der Marienverehrung, die bis heute vielen Menschen Halt und Trost bietet. Zu sehen ist dabei auch, dass die Lourdesgrotte von Pilgern aus der ganzen Welt besucht wird.

Eltern eines Fraters stiften Muttergottes aus Dankbarkeit
Die Beuroner Mönche verließen aufgrund des preußischen Kulturkampfes 1875 für zwölf Jahre das Kloster. Bruder Markus Hummel malte das Bild der „Schmerzhaften Muttergottes“ von Beuron und brachte es im Liebfrauental an einer Felsenschlucht an, die auf dem Weg von Beuron zum Bronner-Hof und in Richtung Buchheim vorbeiführte. Das Tal erhielt im Volksmund den Namen „stilles Tal“. Immer mehr Wallfahrer und Wanderer machten an dem Tafelbild halt. Erst 1887 konnten die Brüder aus dem Exil zurückkehren. Unter ihnen war der junge Frater Cornelius Kniel. Während seines Studiums wurde er schwer krank. So schwer, dass seine Familie befürchtete, der junge Mann könnte sterben. Seine Eltern versprachen, dass sie irgendwo im Donautal der Muttergottes eine Stätte des Gebetes errichten, wenn der junge Frater wieder gesund wird. Die Gebete wurden erhört, Cornelius wurde gesund.

Idyllischer Pilgerort zwischen Felsen und Bäumen
Die Eltern verwirklichten ihr Gelübde. 1892 ließen sie eine lebensgroße Marienstatue von „Unserer Lieben Frau von Lourdes“ bei der Mayischen Kunstanstalt in München im Wert von knapp 800 Reichsmark anfertigen. Das war damals sehr viel Geld. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Lourdesgrotte im Jahr 1992 wurde sie von Bruder Wolfgang Keller neu gefasst, ist aber bis heute im Original erhalten geblieben. Die Eltern von Cornelius Kniel erweiterten den Fels zu einer Grotte. Am 12. Juni 1892, dem Dreifaltigkeitssonntag, zogen Konvent und Gläubige mit der neuen Muttergottesstatue und einer großen Prozession ins Liebfrauental und brachten die Statue an ihren heutigen Standort, der im Laufe der Jahre mit Kapelle und Gärtchen erweitert wurde.
Die Kapelle kam erst viele Jahre später
Schon 1892 wurde der Wunsch nach einer Kapelle im Frauental geäußert, bald wurde auch eine provisorische kleine Holzhütte aufgestellt, die den Betenden bei schlechter Witterung Schutz bot. Erst 1956 ließ Bruder Xaver Huber eine neue Holzkapelle errichten. Pater Tutilo Gröner malte die Decke der Kapelle mit bekannten Marienverehrern aus. Außerdem zeichnete er Porträts von seinen Mitbrüdern aus dem Kloster Beuron. Die Familie Seitz aus Hechingen stiftete der Kapelle ein Glöckchen. Fast 30 Jahre lang veränderte sich die Kapelle nicht. Witterung und Zeit hinterließen allerdings ihre Spuren. 1984 wurde die Kapelle auf Veranlassung der Brüder Dominikus Priel und Fidelis Beck komplett saniert. Die Freiwillige Feuerwehr in Beuron rüstete die Kapelle ein und Firmen aus der ganzen Region leisteten ihren Beitrag zur Sanierung.
Die Heilige Bernadette
War bereits schon ab 1892 ein kleines Gärtchen vor der Madonna errichtet, so entwickelte sich das Gärtchen erst Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem Kleinod. Es lässt sich nicht mehr genau sagen, wann die Brunnen aufgestellt wurden. Im Jahr 1950 wurden Garten, Zaun und Brunnen durch Bruder Xaver neu angelegt. Die zweite Statue, die heilige Bernadette, wurde 1952 von der Familie Böhler aus Baienfurt gestiftet. Der heiligen Bernadette soll zwischen dem 11. Februar und dem 16. Juli 1858 insgesamt 18 Mal Maria erschienen sein. Deshalb wird sie bis heute ebenfalls verehrt.
Viele persönliche Geschichten sind mit dem Ort verbunden
Für die Bepflanzung der Beete und Blumenkästen sorgt seit vielen Jahren die Familie Braun-Reiser aus Ubstadt-Weiher bei Bruchsal, die dafür den weiten Weg nach Beuron auf sich nimmt. Ihr Sohn und Bruder, Urban Reiser, war seinerzeit für die Grotte verantwortlich. Er verstarb 2011. Seine Familie fühlt sich bis heute mit der Lourdesgrotte verbunden. Das Gärtchen und die Kapelle werden von Bruder Siegfried Studer betreut.

Höhepunkt ist die jährliche Lichterprozession
Alljährlicher Höhepunkt ist die Prozession vom Kloster zur Lourdesgrotte am Vorabend von Maria Himmelfahrt im August. Sie lockt jährlich hunderte Pilger nach Beuron, die mit Kerzen in einer Prozession zur Lourdesgrotte pilgern. Die Marienverehrung hat bis heute ebenso wenig ihre Bedeutung verloren, wie die Lourdesgrotte selbst. Der Parkplatz am Ortseingang von Beuron von Leibertingen kommenden wurde von der Familie Korb errichtet. Von hier führt ein Spazierweg zur Lourdesgrotte, der rund eineinhalb Kilometer lang ist.
Lourdesgrotte
Als Lourdesgrotte werden Mariengrotten bezeichnet, die Nachbildungen der Grotte von Massabielle bei Lourdes in Südfrankreich und Unserer Lieben Frau von Lourdes darstellen. In dieser Grotte sah 1858 die heilige Bernadette nach eigenen Angaben die Muttergottes. An der Stelle der Marienerscheinungen ziert eine Madonnenfigur die Grotte, deren Original Joseph-Hugues Fabisch 1864 nach den Angaben Bernadettes für Massabielle schuf.
Besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden solche Lourdesgrotten auf Kirchhöfen oder als Flurdenkmal an einer Wegkreuzung, am Feldrand oder im Wald errichtet. Bekannt sind in unserer Region neben der Beuroner Lourdesgrotte die Mariengrotte in Geislingen im Zollernalbkreis, die Lourdesgrotte bei Schelkingen im Alb-Donau-Kreis und die Lourdesgrotte bei Stetten im Landkreis Tuttlingen.