Nach zehn Jahren zeigt die Galerie Wohlhüter in Thalheim wieder eine Einzelausstellung des international agierenden Künstlers Riccardo Cordero aus Alba/Italien. Während 2015 monumentale Skulpturen die Schau prägten, stechen nun frühe Arbeiten aus den 1970er Jahren hervor, die bereits Corderos Formensprache im Ansatz enthalten, jedoch in anderen Materialien gestaltet sind. Ebenso sind in der neuen Ausstellung Zeichnungen zu sehen sowie kleinere Objekte aus Cortenstahl.
„Als ich damals eine dieser Arbeiten sah, war ich hin und weg“,
beschrieb Galerist Werner Wohlhüter seinen ersten Blick auf eines der Wandobjekte aus den 70er Jahren von Riccardo Cordero. Es ist das Verschmelzen von organischen Formen mit der Geometrie. Ganz deutlich wird dies bei den frühen Zeichnungen, die ein kraftvolles amorphes Zentrum haben, aus dem sich Linien, Strahlen, Ecken und Kanten herausbewegen, manchmal leicht schattiert oder mit Farbe versehen.

Die Wandobjekte aus den 70er Jahren formte der Künstler mit Kunststoff-Platten, die es ihm ermöglichten, durch Aufwerfungen ein plastisches Gebilde zu schaffen. Der Hintergrund besteht aus Leinwand, auf die er mit geometrischen Farbflächen oder mit einem schwungvollen gestischen Pinselstrich Akzente setzt. Darauf fügen sich die plastischen Kunststoff-Felder ein. An ihren Enden sind sie durch Schrauben fixiert, wodurch der Wellenwurf und das sich ineinander Schmiegen bewusst geformt wird.
Von philosophischer Seite betrachtet
Die Zeichnungen bilden die Plastiken auf zweidimensionale Weise ab, wobei die Schattierungen und die dynamischen Striche Räumlichkeit herstellen und den Objekten sehr nahe kommen. Bei einem frühen Objekt lassen die arrangierten und gebogenen Metallplatten an ein Insekt denken, das sich durch einen Würfel bewegt, der nur aus seinen Außenkanten besteht.
„Das, was ich sage, kann man auch sehen“, unterstrich Werner Meyer, ehemaliger Leiter der Kunsthalle Göppingen, seinen Anspruch, seine Rede verständlich zu formulieren. Er hatte bereits vor zehn Jahren die Laudatio gehalten und meinte, da er jetzt pensioniert sei und mehr Zeit habe, habe er sich erlauben können, noch stärker die philosophische Seite von Corderos Werken zu betrachten. Dadurch dass das Volumen seiner Objekte transparent sei, mache der Künstler Raum und Zeit erlebbar. Die Dynamik der Kreise, Kreissegmente und Geraden, die ganz plötzlich ihre Richtung ändern und irritieren, macht einen Bewegungsprozess sichtbar. „Die Objekte entwickeln sich nach innen und außen“, erklärte er. Im Mittelpunkt befinde sich ein Kraftzentrum, das sich in Richtung der Mitte verdichte und nach außen vom Zentrum wegstrebe.

Keine Esoterik
In den assoziativen Titeln wie Meteora oder Nuova cometa deute sich „die kosmische Dimension des plastischen Denkens des Bildhauers an“, so der Laudator. Er sieht Wissenschaft, Philosophie und Kunst in den Arbeiten Corderos eng miteinander verflochten. Beim Betrachten könne man einen Moment das Kosmische erleben, was jedoch nichts mit Esoterik zu tun habe. Die Arbeiten überzeugen durch ihre Sinnlichkeit, in der das Wort Sinn stecke und eine wichtige Bedeutung habe.