Wenn die Luft zu warm ist, kommt es zu keiner oder nur zu sehr schwacher Thermik. Das heißt für Segelflieger, dass sie kaum Höhe gewinnen können. Aufgrund einer solchen Wetterlage konnten beim Jugendvergleichsfliegen auf dem Leibertinger Flugplatz einige sogenannte Wertungstage nicht stattfinden.
Neue Freunde kennenlernen
So auch am fünften Tag des Wettbewerbs: Die Flieger standen am Mittag buchstäblich in den Startlöchern, bis am frühen Nachmittag der geplante Überlandflug dann doch abgesagt werden musste. Beim Jugendvergleichsfliegen geht es allerdings nicht nur um den Wettbewerb, es geht auch um das soziale Miteinander. Das Jugendvergleichsfliegen richtet sich an junge Fliegern im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Es ist kein offizieller Wettbewerb, der zu einer Meisterschaft oder einem Titel zählt. „Wir erwarten hier keine Cracks. Das Jugendvergleichsfliegen ist dazu da, dass die Jugendlichen neue Freunde kennenlernen und in die Wettbewerbs- und die Überlandfliegerei reinzuschnuppern“, sagt Wettbewerbsleiter Patrick Krohmer.
In zwei Reihen stehen die Wettbewerbsteilnehmer mit ihren Segelflugzeugen an der Startbahn. Sie warten darauf, dass der Wettbewerb beginnt und sie von der Seilwinde in die Höhe gezogen werden. Die heutige Aufgabe für das Vergleichsfliegen lautet: nach dem Start nach Riedlingen fliegen, dann Furtwangen, Neustadt im Schwarzwald und am Ende wieder zurück in Leibertingen landen. Insgesamt ist die Strecke etwas mehr als 200 Kilometer lang. Beim Wettbewerb erhalten die Teilnehmenden Punkte – etwa für die kürzeste Flugzeit.

Schattenplatz unterm Flügel
Doch die Luft ist zu warm. Es gibt zu wenig Thermik, dass die 29 teilnehmenden Pilotinnen und Piloten nach dem Start in die Höhe steigen können. Und ohne ausreichend Höhe kommen sie überhaupt nicht vom Flugplatz Leibertingen weg. So suchen die jungen Fliegerinnen und Flieger erst einmal in kleinen Gruppen Schatten unter den Flügeln ihrer Flugzeuge, während sie darauf hoffen, dass der Wettbewerb stattfinden kann. Gegen halb drei ruft Krohmer die Flieger zu einer Besprechung. Danach steht fest: der Wettbewerb kann nicht stattfinden.
Schon der Vater ging in die Luft
„Die Stimmung wäre natürlich besser, wenn wir fliegen könnten“, meint Leon Weller aus Landau. Das Jugendvergleichsfliegen gibt es schon so lange, dass Leons Vater Rüdiger, der seinen Sohn als Helfer begleitet, bereits selber vor 40 Jahren beim Wettbewerb in Leibertingen mit dabei war. Auch wenn an diesem Tag der Überlandflug ausfällt, dürfen die Flieger trotzdem in die Luft gehen. Es ist aber klar, dass keiner über ein paar Platzrunden hinauskommen wird.

Malte Orleans und Bennet Schenk erfolgreich
Beim Jugendvergleichsfliegen fliegen die Piloten in zwei Klassen, der Clubklasse und der Standardklasse. Sie unterscheiden sich in Gewicht und Spannweite der Segelflugzeuge. Am Ende können in der Clubklasse während des siebentägigen Vergleichsfliegens insgesamt drei Wertungstage geflogen werden. Gesamtsieger in dieser Klasse ist Malte Orleans aus Kirchheim unter Teck von der Fliegergruppe Grabenstetten. In der Standardklasse kommen am Ende nur zwei Wertungstage zusammen, die meisten Punkte holt Bennet Schenk von der Fliegergruppe Kornwestheim.
Landen auf dem freien Feld
Wenn die Thermik während des Überlandflugs nicht reicht, müssen die Flieger irgendwo auf der Strecke auf freiem Feld landen. „Am zweiten Tag sind beide Klassen geflogen, aber tatsächlich sind alle nicht mehr zurück zum Ausgangspunkt gekommen“, berichtet Krohmer vom Wettbewerb. Damit die Flieger auf dem Landweg wieder zurückkommen, hat jeder Pilot ein Rückholteam dabei. Das kann aus Freunden oder Verwandten bestehen. Bei Malte Orlean sind es die Großeltern Reinhilde und Peter Lorenz, die extra aus Aachen mit nach Leibertingen gekommen sind. „Ich habe ihn da rangeführt. Mein Enkel tritt jetzt in meine Fußstapfen“, sagt Peter Lorenz, der früher aktiver Segelflieger war, stolz.
Ein Gemeinschaftserlebnis
Doch das Jugendvergleichsfliegen ist nicht nur Wettbewerb, es ist zugleich ein soziales Event. Alle Teilnehmenden übernachten im Zelt oder im Wohnwagen auf dem Gelände der Fluggemeinschaft Leibertingen. An Tagen, an denen das Fliegen nicht möglich ist, wird Tischtennis gespielt oder die jungen Pilotinnen und Piloten gehen gemeinsam ins Sigmaringer Freibad.