Mit 2850 Kilometern Länge ist die Donau der zweitlängste Fluss in Europa und der einzige große Fluss, der von Westen nach Osten fließt. Entlang der Donau erstreckt sich ein beliebter Radweg, der Donau-Radweg. Die Donau verbindet verschiedene Kulturen, fließt durch insgesamt zehn Länder und war stets ein wichtiger Handelsweg.
50 bis 70 Kilometer am Tag
Als begeisterte Radfahrerin lockte mich dieser Radweg bereits vor einigen Jahren. Mit meiner Freundin und verlässlichen Radpartnerin Petra Gabele aus Schaffhausen absolvierten wir jeden Sommer eine mehrtägige Etappe dieses Radweges. Als „Genussradlerinnen“ liegen unsere Tagesetappen zwischen 50 und 70 Kilometer, damit wir Zeit haben, die Kultur, Sehenswürdigkeiten, Geschichte und Kulinarik am Weg mitzunehmen. Nun ging es von der österreichischen Hauptstadt Wien, über die slowakische Hauptstadt Bratislava, in die ungarische Hauptstadt Budapest.
Begleitet von Wohnmobil
Nach unerquicklichen Erfahrungen mit dem Fahrradbahntransport in Österreich im Vorjahr konnten wir für diese Etappe eine Wohnmobilbegleitung gewinnen, als Transport- und Übernachtungsmöglichkeit, sowie als Back-up falls etwas „schief“ gehen sollte, beispielsweise ein Sturz oder Raddefekt. So machten wir beim Radeln auch unsere ersten Camping- und Wohnmobilerfahrungen. Wir stellten fest, in Wien und Budapest gibt es innerstädtisch interessante Camping- und Stellplätze, von denen man in kurzer Zeit die Sehenswürdigkeiten erreicht. Oft buchten wir auf Campingplätzen Zimmer oder Bungalows direkt neben unserer Wohnmobilbegleitung oder Zimmer in Seitenstraßen zu Campingplätzen. An einigen Unterkünften durfte das Wohnmobil über Nacht parken.
Sprung in die Antike
In Wien blieb uns genügend Zeit für eine Fiakerfahrt, ein Abendessen bei Plachutta in der Wollzeile, einem schicken Restaurant für Tafelspitz und andere Klassiker der Wiener Küche, und eine Fahrt im berühmten Riesenrad auf dem Prater. Die erste Radeletappe mit rund 70 Kilometern führte nach Bratislava. Wie schon in den Jahren zuvor, ist keine Rede von dem „Verkehr auf dem Donauradweg wie auf einer Autobahn“, über weite Strecken begegnen uns nur wenige Radreisende. Am einstigen 360 Kilometer langen österreichischen Abschnitt des Donaulimes lag die einstige römische Lagerstadt Carnuntum. Als hätten die Römer gerade mal ihre Häuser verlassen, ersteht die Antike in der eindrucksvollen Freilichtanlage Petronell Carnuntum mit Museum, wiederaufgebauten Häusern eines römischen Stadtviertels und Amphitheater wieder auf.

Charmantes Bratislava
Die slowakische Hauptstadt Bratislava versprüht einen besonderen Charme, der uns sofort gefangen nimmt. Die eindrucksvolle Burg auf dem Hügel, die historische Altstadt ist gesäumt mit Bars, Pubs, Cafés, Restaurants mit slowakischer Küche und atmet an jeder Ecke ihre spannende Geschichte aus. Wenn man dann noch an eine Stadtführerin wie „Eva“ gerät, bei der man spürt, wie sehr sie ihre Heimatstadt liebt und akzentfrei deutsch spricht, weil sie bei der Fifa in Zürich gearbeitet hat, hat man gewonnen. Ein Muss ist auch die Fahrt mit dem Aufzug auf die Aussichtsplattform der Ufo-Brücke mit eindrucksvollem Blick über die Stadt. Viele Sehenswürdigkeiten in Bratislava sind fußläufig zu erreichen. Das Durchschnittsalter der rund 450.000 Einwohner liegt bei rund 36 Jahren. In dieser Stadt sollte unbedingt ein Sightseeing-Tag eingelegt werden.
Vorbei am größten Wasserkraftwerk
Kilometerlange Dammwege führen durch die Donauauen am Nordufer nach Gabčíkovo. Hier passieren wir das größte Wasserkraftwerk der Slowakei. Weiter geht es am rechten Donauufer auf dem Damm über Medved‘ov und Landstraßen nach Komárom. Auf der Brücke von Komárno, dem slowakischen Teil der Stadt queren wir auf der Elisabethbrücke, der „Brücke der Freundschaft“ die Grenze nach Ungarn nach Komárom. Der Besuch im Thermalbad rundet diese Tagesetappe ab.
Das ungarische Rom
In Flussnähe am Südufer führt der Weg durch das flache Donautal am Fuße des Gerecse-Gebirges, vorbei an kleinen Ortschaften in das „Ungarische Rom“, wie Esztergom auch betitelt wird. Leider führt der Weg auch auf längeren Strecken auf verkehrsreichen Straßen. Links donnert der Schwerlastverkehr vorbei, am Fahrbahnrand folgen Meter auf Meter Schlaglöcher, was den Blick auf die links dahinfließende Donau vergessen lässt. Die Esztergomer Basilika ist das herausragendste Bauwerk dieser Stadt, die größte Kirche Ungarns und von weither in all ihrer Pracht sichtbar. Ein Höhepunkt ist der Blick vom Café der Basilika aus dem großen halbrunden Panoramafenster über die Stadt. Ungarische Musik mit Geigern und Klavier umrahmt unser Abendessen in einem typisch ungarischen Restaurant.

Malerischer Blick von der Burg
Hinter Esztergom erreichen wir am rechten Donauufer das Donauknie. Der Fluss schlängelt sich schleifenartig durch das Visegráder Gebirge. Den serpentinenartigen Anstieg zur Burg Visegrád belohnt der Blick auf das Donauknie. In unserer Unterkunft, der Brancs Rancs in Dunabogdány, treffen wir auf ein Filmteam, das eine Dokumentation über die Buhurt International World Championship dreht, das gerade im Visegráder Palast stattfindet. So besuchen wir am Folgetag vor der Weiterfahrt zunächst diese Veranstaltung. In schweren Ritterrüstungen, Repliken von Schwertern und Waffen kämpfen die Mannschaften bei diesem mittelalterlichen Turniersport gegeneinander. Wir werden Zeuge, wie Ungarn, Israel und Deutschland eine Mannschaft bilden und gegen die Mannschaft aus China und Tschechei antreten.

Vielbefahrene Landstraße
Am ungarischen Donauufer setzt sich Radweg dann wieder weitgehend auf der vielbefahrenen Landstraße fort. Eine Ausschilderung mit Hinweis auf den Radfernweg „EuroVelo6“ ist über weite Strecken nicht vorhanden, ohne vorhandene GPS-Tracks auf dem Routenplaner ist man hier als Radler ziemlich verloren. Wir sehnen uns zurück nach den langen, ruhigen Strecken auf dem kilometerlangen Damm inmitten der Donauauen, die uns Tage davor etwas langweilig erschienen. Über kurze Passagen trifft man dann doch kurz auf breit ausgebaute, beschilderte Radwege, bevor es wieder auf die vielbefahrene Landstraße geht und wieder die Lastwagen und Tieflader vorbeirauschen. Die Stadt Szentendre liegt 20 Kilometer vor Budapest. Sie ist eine der beliebtesten Touristenstädte Ungarns mit schönen Gässchen mit unzähligen Cafés, Restaurants, Eisdielen, einer Künstlerkolonie sowie Freilicht- und Marzipanmuseum.
Gute Radwege in Budapest
Nach 339 Kilometern kommen wir am Ziel in Budapest an. Zwei Tage bleiben wir, um auch diese Stadt kennenzulernen. Die St. Stephans Basilika, die Fischerbastei, die Mathiaskirche, eine Führung im ungarischen Parlament, die imposante Kettenbrücke. Im New York Café, einem traditionsreichen Kaffeehaus der literarischen und kulturellen Szene aus der Gründerzeit mit prunkvoller Innenausstattung, Fresken, Kristallkronleuchtern, Piano- und Streichorchesterlivemusik lassen wir inspirieren. Budapest selbst ist sehr gut mit Radwegen ausgestattet, so bietet sich auch eine Stadtführung per Rad sehr gut an. Mit einer bunten Fülle an neuen Erfahrungen und Eindrücken kehren wir in die Heimat zurück.