Die Ottilien-Kapelle in Lengenfeld wurde 1724 erbaut, sie ist also bereits 300 Jahre alt. In einem Zeitungsartikel von 1951 berichtet der Lehrer Paul Bayer aus einem Aufsatz einer Lengenfelder Schülerin, dass es vor 1724 in Lengenfeld noch keine Kapelle gegeben habe: „Die Leute beteten am Sonntagnachmittag in einem Schopf oder in einer Scheuer nach üblicher Sitte den Rosenkranz. Als sie wieder einmal zum Beten beisammen waren, zog gerade ein fürstliches Jagdgefolge vorüber. Der Herr fragte die fromme Gemeinschaft, ob sie keine Kirche oder Kapelle hätte.“ Die Betenden antworteten, dass der Weg nach Leibertingen zu weit und bei schlechtem Wetter zu umständlich sei. Der Herr habe erwidert: „Euch wird geholfen werden.“
Eine Blinde wird sehend
Der Fürst ließ 1724 die Kapelle in Lengenfeld im Zopfstil bauen. Sie ist der Heiligen Ottilie geweiht und hatte keine Zelebrationserlaubnis. 1895 wurde die Kapelle restauriert. Das Altarbild zeigt die Heiligen Ottilie. Sie war die Tochter des elsässischen Herzogs Etiho und soll als ältestes Kind blind geboren worden sein. Die Legende erzählt, dass der Herzog sie aus Schmach darüber ermorden lassen wollte, ihre Mutter die Tochter jedoch in die Obhut von Ordensschwestern gegeben habe. Bei der Taufe erhielt Ottilie ihr Augenlicht. Sie wurde Äbtissin eines Frauenklosters. Auf einer Statue wird die Patronin daher mit Augen auf einem Buch dargestellt.
Monatliche Gottesdienste
Pfarrer Spitzmüller, der von 1922 bis 1933 die Pfarrei Leibertingen leitete, erwirkte kurz nach dem Ersten Weltkrieg von der oberen Kirchenbehörde zum 200-jährigen Bestehens der Ottilien-Kapelle die Genehmigung, unter dem Jahr dort die Heilige Messe feiern zu dürfen. Seitdem finden dort Monatsgottesdienste statt. Karl Riester stiftete die Statue der Kapelle, erlebte aber nicht mehr ihre Aufstellung. Der Altarstein des Kapellenbaus stammt aus der 1777 abgebrochenen Nikolaus-Kapelle an der Rohrdorfer Straße aus dem mittlerweile abgegangenen Dorf Oberstetten.
Besichtigung: Wer hinein möchte, kann sich bei Annemarie Frei, Tel. 07466/633 melden.