Kochen ist ihre Leidenschaft. Sogar etwas mehr als das. „Ich bin süchtig danach“, sagt Sira Huwiler-Flamm und fügt lachend hinzu: „Außerdem bin ich süchtig nach Kochsendungen.“ Während der Pandemie hat sie noch mehr gekocht als ohnehin schon, im Haushalt der Familie Huwiler-Flamm in Waldshut lief zu dieser Zeit noch öfter als sonst die Flimmerkiste mit Shows rund um das Thema Kulinarik.

Irgendwann ist ihr dann eine Anzeige des Beauftragten für Kultur und Medien sowie der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort) begegnet. Die beiden Institutionen schrieben das Stipendium ‚Neustart Kultur‘ in Höhe von 5000 Euro aus. „Ich habe mich mit der Idee, ein Buch über die gesellschaftliche Bedeutung des Essens zu schreiben, beworben“, erinnert sich die 37-Jährige. „Und dann habe ich das Stipendium tatsächlich gewonnen, obwohl ich nicht damit gerechnet hatte.“

Sira Huwiler-Flamm nimmt ihre eigene Erfahrungen als Grundlagen

Der Ausgangspunkt für das Buch waren ihre Erfahrungen, die sie über Jahre als Journalistin und als studierte Soziologin gemacht hat. „Essen vereint Kulturen und Randgruppen, Essen hat eine große Bedeutung in der Medizin, in der Psychologie und im sozialen Bereich“, erzählt Sira Huwiler-Flamm.

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Ob gesunde Ernährung zur Stärkung des Immunsystems oder des Nervensystems, Verteilung von Speisen an bedürftige Menschen, Angebote fremder Gerichte auf Kulturfesten oder das gemeinsame Tafeln bei Familienfeiern – das Essen ist und war schon seit jeher ein zentraler Punkt im gesellschaftlichen Zusammenleben. „Gleichzeitig ist es auch ein politisches Statement: Esse ich zum Beispiel Tiere? Jeder hat seine Meinung und trägt sie durch seine Ernährungsweise nah Außen.“ Ein Credo der Autorin: „Man muss sich glücklich essen, nicht nur gesund.“

Besonders wichtig war ihr, die Geschichten anhand von Menschen zu schreiben. „Das macht sie nahbarer und verständlicher“, erklärt sie. Also kontaktierte sie bekannte Spitzenköche und bat um Unterstützung für ihr Projekt. Im Buch finden sich illustre Namen wie Meta Hiltebrand, Alexander Hermann, Mike Süsser oder Johann Lafer.

Wie gut ist das Buch „Hinter dem Tellerrand“ von Sira Huwiler-Flamm?

Im Hauptteil des Buches beleuchtet Sira Huwiler Flamm das Kochen und das Essen aus verschiedenen Blickwinkeln. Dafür stellt sie 20 Thesen auf und arbeitet sie jeweils in einem Kapitel ab. Essen ist demnach Heimat, Leben, Menschsein, Geselligkeit, Wirtschaftsmacht, Liebe oder Genuss. Dabei kommen zahlreiche Wissenschaftler zu Wort, sie zitiert Köche, reflektiert historische Ereignisse und bringt sie in einen direkten Zusammenhang zur Nahrungsaufnahme.

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Fazit: Das erste Werk der Autorin wird jedem Leser, der leidenschaftlich kocht sowie ein grundsätzliches Interesse am Essen mitbringt, Spaß bereiten. Sira Huwiler-Flamm serviert dem Leser mit ihrem Sachbuch ein Thema, das uns alle jeden Tag angeht. Sie bringt es in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext und garniert es häppchenweise in Form von Thesen und macht es so leicht genießbar.

Sira Huwiler-Flamm: „Hinter dem Tellerrand. Warum uns erst Essen zum Menschen macht“, 240 Seiten Westend Verlag, 22 Euro, veröffentlicht am 2. Juni 2025