Herr Schmidl, wie kommt ein Niederbayer auf die Idee, in Klettgau-Bühl eine eigene Brauerei gründen zu wollen?

Michael Schmidl: „Olivia ist hier aufgewachsen. Als wir zusammengekommen sind, war ich 2014 das erste Mal in Bühl. Es folgten ein paar Jahre in Bayern und der französischen Schweiz. Seit 2021 wohnen wir gemeinsam fest in der Region. Seitdem sage ich immer: In Hohentengen wohne ich, in Klettgau bin ich daheim und in Bayern ist meine Heimat.“

Olivia Schmidl: „Ich habe die Scheune von meinen Eltern geerbt. Meine Schwester hat das Haus nebenan, in dem wir aufgewachsen sind, übernommen. Ich habe mich bewusst für das Erbe mit Umbaupotenzial entschieden, weil ich Lust hatte, etwas umzusetzen. Ohne das Projekt wäre unsere Wahlheimat vermutlich Bayern geworden, da Michael dort seit Kindesalter fest mit der Tradition verbunden ist.“

Sie planen ein Brauhaus mit zwei Kupferkesseln inklusive Ausschanks, Biergarten und Räumen für Therapieangebote – und all das in einem alten Schweinestall?

Olivia Schmidl: „Klar wäre es einfacher, einfach alles abzureißen und neu zu bauen. Das wollen wir aber nicht. Wir möchten den Charme des alten Gebäudes so gut wie möglich beibehalten. Aber ja, dafür braucht es noch ordentlich Vorstellungsvermögen.“

Früher ein Schweinestall, in Zukunft ein Teil der Brauerei.
Früher ein Schweinestall, in Zukunft ein Teil der Brauerei. | Bild: Nico Talenta

Michael Schmidl: „Damit wir das alles stemmen können, haben wir im Oktober eine Crowdfunding-Aktion gestartet, um Geld für die Anlagentechnik zusammenzubekommen.“

Olivia Schmidl: „Wir möchten hier in Bühl einen Begegnungsort schaffen, der die Menschen zusammenbringt. Und die knapp 500 Unterstützer der Crowdfunding-Aktion haben uns gezeigt, dass die Leute auch willens sind, hierherzukommen.“

Anfänglich haben Sie geplant, das Projekt in zwei Jahren umgesetzt zu haben, mittlerweile sind es vier Jahre. Gab es unvorhersehbare Schwierigkeiten?

Olivia Schmidl: „Ja, es gab einige Hürden. Die Parkplatzsituation ist beispielsweise eine davon. Wir hatten anfangs nicht damit gerechnet, dass es hier zu Problemen kommen könnte. Mittlerweile aber haben wir auch diese Hürde meistern können. Generell versuchen wir, immer positiv gestimmt zu bleiben. Wir hatten aber auch schon andere Phasen.“

Die Region, in der wir leben, ist für gutes Bier bekannt. Möchten Sie den bereits etablierten Marken den Kampf ansagen?

Michael Schmidl: „Wir wollen keine Konkurrenz zu den beiden Brauereien Waldhaus und Rothaus sein. Neben dem Ausschank und dem Rampenverkauf rechnen wir nicht damit, unser Bier in die hiesigen Märkte auszuliefern. Außerdem trinke ich Waldhaus und Rothaus selbst gerne.“

Von dem Charme des alten Gebäudes wollen die Eheleute Schmidl so viel wie möglich erhalten.
Von dem Charme des alten Gebäudes wollen die Eheleute Schmidl so viel wie möglich erhalten. | Bild: Nico Talenta

Noch brauen Sie kein eigenes Bier. Wann soll es so weit sein?

Olivia Schmidl: „Wir haben irgendwann aufgehört, vor dem Bauantrag detaillierte Zeitpläne zu machen. Wir sind auf der Zielgeraden zum Bauantrag und auch die Finanzierung ist derzeit in den Endzügen.“

Michael Schmidl: „Ein Jahr Umbau wird nicht reichen und weitere Schritte wie etwa die Inbetriebnahme werden dann nochmal ein paar Wochen in Anspruch nehmen. Deswegen planen wir damit, Ende Jahr eigenes Bier zu brauen – aber extern, in einer anderen Brauerei. Sobald es dann das erste eigene Bier gibt, soll es auch einen Tag der offenen Baustelle geben.“

Olivia Schmidl: „Wir hoffen, dass wir bis in zwei Jahren im Garten sitzen und unser vor Ort eigens gebrautes Bier trinken können.“

Eine abgelegene Brauerei, mitten im Klettgauer Hinterland. Wie sollen die Gäste nach Hause kommen, wenn es doch nicht bei einem Bier bleibt?

Michael Schmidl: „In der Region ist es egal, wo du bist, du musst dich immer ins Auto setzen. Aber wir haben uns bereits Gedanken zu diesem Thema gemacht.“

Olivia Schmidl: „Es wird ja nicht nur um Bier gehen. Hopfenlimo, eigene Apfelschorle und auch alkoholfreie Alternativen werden ein fester Bestandteil unseres Angebots werden. Primär geht es eben um Genuss. Wir könnten uns auch vorstellen, eine bayerische Tradition zu übernehmen und den Leuten anzubieten, zur Brotzeit ihr eigenes Vesper mitbringen zu können.“

Michael Schmidl: „Für den ein oder anderen ist außerdem Fahrrad eine Option. Da hatten wir schon lustigen Besuch, als ein Chilene mit seinem Fahrrad hier in der Region unterwegs war und über einen voreiligen Eintrag auf Google Maps zu uns gekommen ist. Wir haben zwar noch eine Weile nicht geöffnet, aber haben trotzdem mit ihm gegrillt. So hat er dann doch sein Bier und eine Wurst bekommen.“

Kulinarik in der Region