Hubert Stekeler (70) und Werner Wohlhüter (75) sind in Thalheim tief verwurzelt. Schon deren Vorfahren waren in dem Teilort der Gemeinde Leibertingen zu Hause. Stekeler war 30 Jahre lang Ortsvorsteher und prägte das Dorf nachhaltig. Wohlhüter und seine Frau Gerlinde eröffneten 1994 eine Galerie.

Hubert Stekeler legte 2022 nach drei Jahrzehnten sein Amt als Ortsvorsteher nieder. Das Ortsgeschehen verfolgt er natürlich nach wie vor ...
Hubert Stekeler legte 2022 nach drei Jahrzehnten sein Amt als Ortsvorsteher nieder. Das Ortsgeschehen verfolgt er natürlich nach wie vor mit Interesse. | Bild: Johanson, Kirsten

Hubert Stekelers Motivation, sich für die Gemeinde zu engagieren, begründet er damit, dass es ihm Freude macht, die Gemeinschaft mitzugestalten, zu bereichern und zu fördern. Er betont, dass es im Alleingang nicht funktioniert, sondern immer Mitmacher bedarf, um gemeinsam etwas zu erreichen. Viele Projekte hat Stekeler angestoßen und begleitet, und er brachte sich in vielen Funktionen aktiv ein. So gehörte er zum Beispiel von 1989 bis 2024 dem Ortschaftsrat an, war von 1980 bis 2001 Bildungswerkleiter und von 1995 bis 2015 Vorsitzender des Fördervereins Freibad Thalheim. „Mit dem Naturbad haben wir dann in 2013/¦2014 mit großem Aufwand eine Perle geschaffen. Viele Helfer haben mit 4200 Stunden Eigenleistung ihren Teil dazu beigetragen.“

Gerne erinnert sich der pensionierte Schulleiter der Wildensteinschule Leibertingen an die Zeit, als er die Organisationsleitung für die Wendelinibühne innehatte. Im Bürgerhaus St.¦Wendelin wurde sechs Mal im Jahr in schönem Ambiente Kleinkunst dargeboten. Die Wendelinibühne gibt es nicht mehr, dafür den Verein der Kulturfreunde, der kulturelle Veranstaltungen wie Theater, Kabarett und Comedy anbietet.

Viel Herzblut steckte Stekeler auch in das jüngste Großprojekt: Die Umgestaltung der Dorfmitte mit Kirche und Rathaus, das heute als „Haus der Vereine“ bekannt ist. Nach langer Planung wurde das Gebäude von 2019 bis 2021 saniert. „Die Dorfgemeinschaft hat beim Entkernen fleißig angepackt, das war toll und ganz wichtig.“ Der Gesangverein, der Kirchenchor, die Bücherei, die Landjugend, der Musikverein, die Köhlerzunft und die Kulturfreunde nutzen die Räume. Es gibt einen 100 Quadratmeter großen Gymnastiksaal, in dem auch die Kindergartenkinder turnen. Nicht zu vergessen die Backstube: Die Bürger bringen die Zutaten, die Gemeindebäckerin backt daraus Brot.

Vor wenigen Wochen wurde vor dem Haus der Vereine im Sinne des lebendigen Miteinanders das erste Dorfplatzfest veranstaltet. „Der Schweiß und die Mühen haben sich mehr als gelohnt. Es freut mich sehr, dass Haus und Dorfplatz mit Leben gefüllt sind.“ Auf Landesebene wurde im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mit zwei Gold- und einer Silbermedaille honoriert, dass Thalheim etwas Besonderes ist.

Geht es um die kulturelle Bereicherung des Dorfes, fällt einem sogleich die Galerie Wohlhüter von Werner Wohlhüter ein.
Geht es um die kulturelle Bereicherung des Dorfes, fällt einem sogleich die Galerie Wohlhüter von Werner Wohlhüter ein. | Bild: Johanson, Kirsten

Werner Wohlhüter bietet zeitgenössischen Künstlern ein Forum für Bildhauerei, installative Arbeiten, Malerei und Grafik. Thalheim ist der beste Beweis dafür, dass Kunst auch im ländlichen Raum stattfinden kann – und in der weiten Landschaft Oberschwabens sehr gut zur Geltung kommt. So viele frei stehende Kunstwerke mitten in der Natur – wo hat man das schon? Wechselnde Ausstellungen sowie um die 70 Skulpturen, Großplastiken und Installationen im Garten und auf den angrenzenden Feldern locken viele Kunstinteressierte aus nah und fern nach Thalheim. Die meisten kommen ganz gezielt, Laufkundschaft wie in größeren Städten verirrt sich eher selten in die Kreuzstraße.

„Ein ganz besonderer Kunstgenuss in Leibertingen-Thalheim“ – so wird die 1994 gegründete Galerie mit Skulpturenfeld auf den Internetseiten der Stadt Meßkirch als Ausflugsziel gepriesen. Am Anfang nutzte das Ehepaar sein Wohnzimmer samt Flur als Ausstellungsfläche, 1999 kam ein Anbau hinzu, der mit dem Architekturpreis „Beispielhaftes Bauen“ ausgezeichnet wurde. Hier findet demnächst wieder eine Ausstellung mit Felix Droese statt. Er hat Deutschland auf der Biennale Venedig vertreten und war Teilnehmer der Documenta in Kassel. Werner und Gerlinde Wohlhüter sind schon einige Coups gelungen.

Sie konnten weltweit agierende Künstler wie Riccardo Cordero, Robert Schad, Willi Siber, Benk Willikens, Sati Zech für Ausstellungen in Thalheim gewinnen. „Das spricht für unseren guten Ruf“, freut sich der Galerist und fügt hinzu: „Wir wollen Qualität und stehen hinter dem, was wir zeigen. Wir bieten aber nicht nur namhaften, sondern auch jungen und noch nicht so bekannten Künstlern eine Plattform. Eine Galerie sollte auch mit Kunstförderung zu tun haben.“

Wohlhüter ist in Thalheim aufgewachsen, besuchte dort die Volksschule, engagierte sich später im Ortschaftsrat und Kunstverein. Eine Zeit lang wohnte das Paar in Sauldorf-Boll, kehrte aber zurück, um 1978 in Thalheim zu bauen. „Ich bin kein Stadtmensch. Sicher, ich gehe gerne mal ins Museum oder besuche ein Konzert, aber es wäre nichts für mich, inmitten der Häuserschluchten zu leben“, sagt der 75-Jährige. Seine Frau Gerlinde, die früher im örtlichen Kirchenchor gesungen hat, gibt ihm recht. „Wir wohnen sehr gerne hier, Thalheim liegt idyllisch und bietet eine hohe Lebensqualität.“

Alles, was Sie über die Gemeinde Leibertingen wissen müssen

  • Kreis: Sigmaringen
  • Fläche in Hektar: 4719
  • Bevölkerung: 2192
  • Einwohner pro km²: 46
  • Einpendler: 523
  • Auspendler: 1002
  • Altersdurchschnitt: 44,1
  • Bildung: Grundschule
  • Mieten pro m² in Euro: 5,69
  • Kaufpreis pro m² in Euro: 2613,61
  • Bautätigkeiten: An der Schulstraße im Ortsteil Kreenheinstetten gibt es zurzeit noch einen freien Bauplatz; im Baugebiet Kreenheinstetten-West sind noch mehrere Plätze frei. Im Ortsteil Leibertingen gibt es derzeit keine Bauplätze, das gilt auch für den Ortsteil Altheim. Für letzteren Ortsteil hat der Gemeinderat die Erschließung eines Baugebiets beschlossen. Und für das Gebiet Thalheim-West gilt, dass dieses erst erschlossen werden soll, wenn es genügend Häuslebauer gibt, die sich dafür interessieren. Bei der Gemeinde können sich interessierte Bauwillige online in eine Warteliste eintragen lassen.
  • Fernverkehr: Nein
  • Regionalbahn: Nein
  • Nahversorgung: Ja
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: Nein
  • Hausärzte: Ja, übergangsweise finden sich die Praxisräume der neuen Hausärztin im Rathaus. Feste Öffnungszeiten gibt es bisher nicht.
  • Kindertagesstätten-Plätze: In den Ortsteilen Leibertingen, Thalheim und Kreenheinstetten gibt es insgesamt 171 Plätze, ganztags U3 und Ü3 und VÖ U3 und Ü3.
  • Schwimmbäder: ja, Naturfreibad in Thalheim
  • Gastro: ja
  • Eine Besonderheit: Abraham a Sancta Clara, der später als Wiener Hofprediger bekannt werden sollte, wurde im Juli 1644 in Kreenheinstetten im Gasthaus „Traube“ geboren. Er war der sprachgewaltigste Prediger des 17. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum, ein Bestsellerautor und hatte große Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Sprache. Sein Name war ein Markenzeichen für populär-unterhaltsame Predigttexte.

Die Daten

Die Angaben zu Fläche und Einwohner sowie deren Altersdurchschnitt (Stand: 2023) stammen vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg und aus dem Zensus 2022. Die Pendlerdaten stammen aus derselben Quelle, Stand ist hier aber der 31.12.2022.
Mieten und Kaufpreise beziehen sich auf Angebote zur Neuvermietung respektive auf aktuelle Kaufangebote von Wohnungen. Quelle sind der Zensus 2022 sowie der Immobilienatlas von immobilienscout24.de, der nach eigenen Angaben auf eine Datenbank mit mehr als 6 Milliarden Objektinformationen zurückgreift. Die Kaufpreise beziehen sich auf das zweite Quartal 2024.
Die Anzahl der Hausärzte bezieht sich auf die Köpfe, nicht auf die besetzten Stellen. Die Zahlen stammen aus dem Versorgungsbericht der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) mit Stand Oktober 2022. Weitere Quellen: Angaben der Gemeinden, eigene Recherchen.