Gerhard Braun dirigiert am kommenden Sonntag, 26. Juni, zum letzten Mal das Orchester des Musikvereins Kreenheinstetten. Nach dem Abschiedskonzert gibt der 54-jährige Braun den Dirigentenstab an den 30-jährigen David Dreher weiter. Dieser ist bereits Brauns Stellvertreter und wurde von ihm am Tenorhorn ausgebildet. „Es ist nicht so, dass ich nicht mehr weitermachen würde, aber ich bin froh, das ich einen Nachfolger aus den eigenen Reihen gefunden habe“, sagt Braun.
Amt von seinem Vater übernommen
Gerhard Braun hat vor 28 Jahren selber das Amt des Dirigenten von seinem Vater übernommen. Viel geleistet hat er in der langen Zeit und dem Musikverein Kreenheinstetten zu überdurchschnittlicher Größe verholfen. Aktuell umfasst das Orchester etwa 60 Musikerinnen und Musiker. „Als ich die Kapelle übernommen habe, da waren es 25 Mann“, erzählt Braun.

Sein Geheimnis ist die Ausbildung
Das Geheimnis von Brauns Erfolg ist die Ausbildung von Nachwuchsmusikerinnen und -musikern. „Ich bilde lieber zwei Leute aus, als dass ich einem, der gehen will, die Fußfesseln anlege“, sagt Braun, der im Leibertinger Ortsteil Kreenheinstetten aufgewachsen ist. Er selbst habe bestimmt schon 70 Musiker an den unterschiedlichsten Instrumenten ausgebildet, sagt er. Aber auch andere Mitglieder im Orchester geben ihr musikalisches Wissen an den Nachwuchs weiter.
In der Pandemie im Amt geblieben
Eigentlich wollte Braun schon früher aufhören, doch die Pandemie machte einen Strich durch seine Pläne. So hat er das Orchester auch noch geleitet, als während der Lockdowns kaum Aktivitäten erlaubt waren. Immer wenn es die Pandemie-Regeln ermöglichten, hat er die Musikerinnen und Musiker zu Probe zusammengerufen. „Manchmal haben wir nur mit 15 Leuten im riesigen Bürgersaal geprobt“, berichtet Braun.
Familie spielt auch im Orchester
„Musik ist mein Leben“, sagt Dirigent und Trompeter Braun, der im Hauptberuf als Kfz-Mechaniker arbeitet. Eigentlich ist er jeden Abend für die Musik unterwegs. An drei Tagen in der Woche probt er mit dem Musikverein Kreenheinstetten oder bildet den Nachwuchs aus. Zusätzlich spielt Braun noch Trompete in der Feuerwehrkapelle in Stetten am kalten Markt und in einem Brassquintet in Albstadt-Tailfingen. An den Wochenenden ist er dann häufig zu Konzerten unterwegs. Da bleibt wenig Zeit fürs Familienleben, möchte man meinen, aber Braun hat eine Lösung gefunden: „Das habe ich damals ganz geschickt gemacht und meine Frau auch gleich ausgebildet“. Ehefrau Andrea Braun spielt Saxophon und auch die drei Kinder der beiden haben im Musikverein Kreenheinstetten eine Heimat gefunden.
Viel erlebt hat Braun in den 28 Jahren als Orchesterleiter, auch so manchen Konflikt zwischen den Mitgliedern gab es zu lösen. Ein Dirigent sei gut, wenn er hohe Qualifikationen habe, aber viel wichtiger sei, dass er „mit d‘ Leut gschirra koa“, sagt Braun. Der schwäbischen Ausdruck meint „auskommen“.
Gemeinschaftssinn des Vereins wichtig
Viel Spaß haben Braun immer die Landesmusiktreffen gemacht, wenn das ganze Orchester gemeinsam unterwegs war. Den Musikverein mache auch die Gemeinschaft aus, dass man von jung bis alt etwas gemeinsam „reiße“, meint Braun. Der Abschied als Dirigent fällt ihm nicht ganz leicht: „Das sind natürlich gemischte Gefühle“, erklärt er. Durch die zwei Jahre Corona-Zeit habe er aber lange genug Abschied nehmen können, ergänzt Braun.
Doch ganz verabschieden wird sich Gerhard Braun vom Musikverein Kreenheinstetten nicht. Er bleibt dem Orchester als Trompeter erhalten. Vielleicht noch lange Jahre, so wie sein Vater Franz Leo Braun, der heute 80 Jahre alt ist und erst jetzt plant, aus dem Orchester auszuscheiden.