In Leibertingen entsteht ein weiteres Nahwärme-Netz in den Ortsteilen Thalheim und Altheim. Wie bei den vorangegangenen beiden Nahwärme-Projekten in der Gemeinde geht es im Vorfeld darum, möglichst viele Bürger für den Anschluss an das Netz zu gewinnen. Fast alle Plätze im Bürgerhaus waren jüngst beim Informationsabend zum Wärmenetz in Altheim besetzt. Die an der Planung und Umsetzung des Projekts Beteiligten hatten eingeladen, um einerseits offene Fragen der Bürger zum Nahwärme-Netz zu beantworten, zum anderen wollten sie weitere Altheimer von der Teilnahme überzeugen.
50 Haushalte haben Interesse
Die Auswertung einer Fragebogenaktion hat ergeben, dass in Altheim 50 Haushalte Interesse bekundet haben, sich an das Nahwärme-Netz anzuschließen. Das reicht zwar laut Aussage des Energieberaters Michael Maucher von der Energieagentur in Ravensburg aus, um das Projekt zu realisieren, das Netz wird aber umso wirtschaftlicher, umso mehr Bürger von Beginn an mitmachen. Maucher stellte außerdem dar, dass nicht nur der Anschluss an das Wärmenetz kostenlos sei, für die Umbauten im Gebäude – also hinter der Wärme-Übergabestation – gebe es bis zu 60 Prozent Förderung – auch für den Rückbau der alten Ölheizung, erläuterte er.
Angesichts des aktuellen Ölpreises hatte Jörg Dürr-Pucher von der Clean Energy GmbH leichtes Spiel vorzurechnen, dass sich der Anschluss an die Nahwärme gegenüber einer Ölheizung lohnt. Der maßgebliche Planer des neuen Nahwärme-Netzes kalkulierte aber nicht mit dem aktuellen Ölpreis, sondern mit dem durchschnittlichen Preis der vergangenen Jahre von etwa 75 Cent pro Liter. „Der Anschluss an die Nahwärme lohnt sich wirtschaftlich in jedem Fall“, rechnete Dürr-Pucher vor. Umso mehr Altheimer jetzt mitmachten umso schneller und kostengünstiger könnten Nahwärme und schnelles Internet in die Häuser der Altheimer Bürger gelangen, lautete der Tenor von Dürr-Puchers Vortrag. Im Anschluss nahm sich der Experte viel Zeit für die Beantwortung der Fragen der anwesenden Bürger.
Zwei Vertragsvarianten
Den Unterschied zwischen den beiden Vertragsvarianten, die die zukünftigen Nahwärme-Abnehmer abschließen können, musste Dürr-Pucher auf Nachfrage nochmals ausführlich erklären. Während beim Standard-Vertrag für den Haus-Anschluss praktisch keine Kosten entstehen, sind beim sogenannten Mini-Vertrag 3000 Euro Einmalkosten zuzüglich Mehrwertsteuer zu entrichten. Der Unterschied in den beiden Verträgen liegt außerdem in der unterschiedlichen Mindestabnahme-Menge: Beim Mini-Vertrag sind es 5000 Kilowattstunden (kWh) im Jahr – beim Standard-Vertrag 10 000 kWh. Eine Möglichkeit für Unentschlossene, von Anfang an beim Nähwärme-Netz in Altheim dabei zu sein, ist die Möglichkeit sich an das Netz anzuschließen ohne erst einmal Wärme abzunehmen. Der reine Hausanschluss ohne Vertrag kostet netto aktuell 4000 Euro.
Ob es möglich sei, die relativ neue Öl-Brennwertheizung parallel zu einem Anschluss an die Nahwärme zu betreiben, fragte ein Bürger aus dem Publikum. „Es macht keinen Sinn, eine relativ neue Ölheizung zu betreiben, wenn man zukünftig einen Euro für den Liter Heizöl bezahlen muss“. Es schmerze natürlich, dass man etwas rausschmeißen müsse, was noch funktioniert, aber ökonomisch sei es nicht sinnvoll, ergänzte Dürr-Pucher. „Schließen sie sich jetzt an das Nahwärme-Netz an, oder verlegen sie zumindest den Hausanschluss“, empfahl er dem fragenden Bürger. Es sei schade, wenn man später die Straße noch mal aufreißen müsse. Ein nachträglicher Anschluss an das Netz koste zwischen 9000 oder auch mal 14 000 Euro, erklärte der Energieexperte.
Appell, sich zu beteiligen
„Wenn jeder darauf wartet, dass der Nachbar zuerst mitmacht und glaubt, er steigt in der zweiten Runde erst ein, dann wird das Netz nicht kommen. Die Bereitschaft zum Anschluss muss jetzt da sein“, sagte Hauptamtsleiter Siegfried Müller in seiner Funktion als Geschäftsführer der Bioenergie Leibertingen GmbH. Das kommunale Unternehmen betreibt die beiden bisherigen Wärmenetze in Leibertingen und wird auch das kommende unterhalten. Die Altheimer Bürger erhielten die Verträge mit dem Gemeindeblatt mit der Bitte um schnellen Rücklauf.
Um die Jahreswende wird man laut Aussage von Dürr-Pucher wissen, in welchen Straßenzügen in Altheim die Bauarbeiten am Netz beginnen. „Entscheidet Euch bald. Ich denke, nach dem heutigen Vortrag kann man gut mitmachen“, beschloss der Ortsvorsteher von Altheim, Helmut Straub, den Abend.